Bergedorf. Das Geschäft mit Raketen und Böllern beginnt. Im Sortiment sind viele Neuheiten. Doch die Anbieter plagen Sorgen.
Zu hören ist das leise Knistern einer Zündschnur. Der beißende Gestank nach verbranntem Schwefel und Schwarzpulver steigt in die Nase. Die Augen tränen. Es knallt laut. So fühlt sich Silvesterfeuerwerk an: Und dieses Jahr darf wieder geböllert werden. Die Händler rechnen am Tag vor dem Verkaufsstart am heutigen Donnerstag mit einer entsprechend hohen Nachfrage nach Feuerwerksartikeln. Können sie nach zwei Jahren Corona-Pause mithalten? Und was sind die Trends?
Erst Anfang Dezember hat hat der Hamburger Senat entschieden, dass geböllert werden darf. Deswegen war das Bergedorfer Angler-Centrum am Curslacker Neuen Deich zurückhaltend und hat lange keine Ware geordert. Nun sei es nun knapp geworden mit den Einkäufen, sagt Inhaber Frank Naubereit: „Zum Verkaufsstart am Donnerstag, 29. Dezember, haben wir jetzt ein Viertel weniger Ware als vor Corona. Aber immerhin.“ Beim Großhändler sei das meiste Feuerwerk schon verkauft gewesen und die Nachproduktion in China wegen Corona ins Stocken geraten. Sein Mitarbeiter Hans-Jürgen Ruge sortiert, was dennoch geliefert worden ist.
Feuerwerksverkauf: Teure Investitionen zahlen sich jetzt aus
Andere haben sich vorher eingedeckt: Oliver Graetzer, Feuerwerkshändler aus Harburg, hat dort im Wilsdorfer Schützenhaus einen Großverkauf. „Ich habe 2021 Ware gekauft, die durfte ich natürlich nicht verkaufen. Deshalb habe ich sie eingelagert.“ Das sei kostspielig gewesen, nicht jedes Geschäft könne diese Investition tragen, sagt er. Wer das nicht konnte, müsse jetzt Abstriche machen.
Naubereit sagt trotzdem: Sein Angebot sei dieses Jahr wieder extrem breit. Im Sortiment gibt es Kinderfeuerwerk wie „Wilde Hummeln“ für 75 Cent und auch die typischen Klassiker wie Raketen ab 2,99 Euro. Auch größeres Feuerwerk ist zu haben, zum Beispiel der „Garden Gnome“ (29,50 Euro), eine mehr als 20 Meter hohe Fontäne. Und natürlich Böller in allen Größen und Preislagen.
Große Auswahl im Bereich der Böllerbatterien
Wer es bequemer mag und nicht unbedingt auf den Euro schauen muss, ist im Angler-Centrum auch richtig: Bei den nach Aussage der Händler besonders beliebten Böllerbatterien geht es hier hinauf bis zum „456 Cake“, einem Verbund aus vier Batterien mit insgesamt 178 Schuss. Der Preis: 169,50 Euro. Naubereits Empfehlung: „Der Bürgermeister“, eine Verbundbatterie mit 100 Schuss für 79,50 Euro.
Von den Batterien und Raketen dürfte am Ende auch abhängen, ob es ein gutes Geschäft wird. Erfahrungsgemäß verkaufen die sich nämlich am besten. Oliver Graetzer: „Die Verbundbatterien sind eigentlich der Trend heutzutage.“
Einige verkaufen aus Nachhaltigkeitsgründen kein Feuerwerk mehr
Einige Geschäfte wie die Baumarktkette Bauhaus verkaufen schon seit 2019 aus Nachhaltigkeitsgründen kein Feuerwerk mehr, doch viele Supermärkte und auch Baumärkte bieten Böller und Co. immer noch an, dann oft fertig abgepackt als Silvester-Paket. Manche Verkäufer setzen auf die neuartigen „Öko-Böller“, bei denen auf Plastik verzichtet wird und möglichst wenig Feinstaub entsteht.
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Frank Naubereit hofft, dass genug Ware da ist, um die Nachfrage zu decken. Er rechnet mit einem großen Ansturm. „Wir bekommen Anfragen ohne Ende. Nach der Corona-Zwangspause wollen die Leute jetzt viel kaufen“. Das sei auch wichtig: „Für uns ist der Feuerwerksverkauf eine wichtige Existenzstärkung. Gerade jetzt, wenn jeder überall sparen muss“, sagt Naubereit. Der Verkauf sei nach dem schwachen Weihnachtsgeschäft umso wichtiger. „Dieses Jahr stehen wir mit dem Rücken an der Wand.“ Dazu machten sich die fehlenden Silvesterverkäufe aus den letzten beiden Jahren schmerzhaft bemerkbar.
Abgebrannt werden dürfen die zahlreichen Artikel erst am Sonnabend, 31. Dezember, ab 18 Uhr. Das Zeitfenster, in dem Böllern erlaubt ist, schließt sich auch schnell: Ab 1 Uhr an Neujahr Jahr soll wieder Ruhe einkehren.