Bergedorf. Das Montessori-Kinderhaus liegt neben Kapelle I. Trauerzüge und Grabsteine gehören zum Alltag. Was die Kita noch so besonders macht.
Das Montessori-Kinderhaus hat eine ungewöhnliche Adresse: Ausgerechnet in der alten Friedhofsverwaltung ist die kleine Bergedorfer Kita mit der besonderen Pädagogik zuhause. Seit mehr als zehn Jahren lautet die Adresse August-Bebel-Straße 200, gleich neben dem Einfahrtstor zur historischen Kapelle I auf dem Friedhof und weit abseits von Bergedorfs Alltagstrubel. 54 Kinder und elf Mitarbeiter zählt die Kita.
„Wir fühlen uns sehr wohl hier“, sagt Pia Jensen, die neue Chefin des Kinderhauses, das sich wie die rund 200 Meter entfernte Grundschule auf der Sternwarte der Pädagogik Maria Montessoris († 1952) verschrieben hat. „Hilf mir, es selbst zu tun“ ist der Leitsatz, nach dem die Erzieherinnen und Sozialpädagogischen Assistenten ihre ein- bis sechsjährigen Schützlinge hier betreuen und an das Leben heranführen. Dazu zählen auch Trauerzüge oder Grabsteine, wie sie gleich neben dem bunten Treiben im Haus und dem gerade neugestalteten Außengelände normal sind.
Kinder finden den Friedhof als Umgebung spannend
„Kinder haben mit unserer Nachbarschaft kein Problem. Sie finden das alles eher spannend, wollen vieles wissen“, sagt die 40 Jahre alte Kita-Chefin, die selbst mit ihrer Familie in Nettelnburg wohnt. Auch auf die Eltern wirkt die besondere Adresse eher anziehend: „Wir sind wegen dieses Kinderhauses aus Ottensen nach Bergedorf gezogen“, sagt Eckart Diepenhorst, der zum Vorstand des stets aus allen Eltern gebildeten Trägervereins gehört. „Es ist für Erwachsene zwar tatsächlich eine etwas ungewöhnliche Umgebung, aber eigentlich ist das hier an Ruhe und Natur kaum zu überbieten. Und der eigentliche Wald am Elbhang ist ja auch ganz nah dran.“
Tatsächlich werden Eltern beim Montessori-Kinderhaus traditionell nicht nur Vereinsmitglieder, sondern sollen auch tatkräftig mit anpacken. Jüngstes Projekt ist der jetzt komplett neu gestaltete Spielplatz: Nur für das Aufstellen der neuen Spielgeräte war eine Fachfirma zuständig. Den Rest erledigten die Eltern, vom Abriss der alten Anlage über die Gestaltung der neuen Fläche bis hin zu ihrer Bepflanzung.
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Kita am Friedhof hat für Trauernde besondere Wirkung
Zu den 60.000 Euro Investitionskosten gab es Zuschüsse vom Beerdigungsunternehmen Ollrogge-Kleinert und den Haspa-Filialen in Bergedorf und Wentorf. „Uns hat das enge Miteinander von Eltern und Kindern in dieser Kita begeistert“, sagt Wentorfs Haspa-Chef Aimo-Rhys Heilmann. Und Marco Kleinert sieht in der Kita am Friedhof auch etwas Besonderes für die Trauernden: „Hier die Stimmen spielender Kinder zu hören, hat eine ganz besondere Wirkung.“
Alle Details zum Montessori-Kinderhaus – auch für interessierte neue Mitarbeiter – gibt es im Internet unter www.montessorikinderhaus-bergedorf.de. Besuche können telefonisch unter 040/721 46 20 vereinbart werden. Derzeit gibt es für Kinder eine Warteliste. Es gilt das Kita-Gutscheinsystem. Der Beitrag für Eltern beträgt 20 Euro pro Monat.