Bergedorf. Das alte Gebäude ist robuster als erwartet und bereitet den Experten große Mühe. Ein anderes Projekt steht kurz vor dem Start.
Der Abriss geht weiter, um 10 Uhr am Montag hat das Finale begonnen: Der prominenteste Teil des alten Karstadt-Hauses am Bergedorfer Markt fällt. Die Bagger des Abbruchunternehmens TIRS knöpfen sich die Fassade an der Einkaufsstraße vor. Aber das alte Gebäude ist robuster als erwartet: Auch wenn die verbliebene Fassade nur noch wie ein schmaler Grat aus Stahlbeton und Schaufensterglas in die Höhe ragte, bereitete sie den Abrissexperten große Mühe.
Erst mussten sie die Arbeiten von Sonnabend auf Montag verschieben, dann konnte der Zeitplan wieder nicht eingehalten werden: Zwar fiel das erste Viertel der Fassade nahe dem Wiebekingweg noch plangemäß um 10.20 Uhr. Doch dann mussten die Schaulustigen ihre Mittagspausen verlängern. Erst um 14.15 Uhr kippte das zweite Fassadenteil unter lautem Getöse in die freigeräumte Baugrube.
Karstadt am Markt: Passanten fotografieren den Abriss
Damit war das Spektakel für den Montag aber schon beendet. Die Bagger hatten bis Feierabend damit zu tun, den alten Eingangsbereich auf sein Ende vorzubereiten. Er soll nun heute am Dienstag fallen.
Für den Rest der Abriss-Arbeiten plant das Team von TIRS noch knapp zwei Wochen ein. Unter anderem ist noch nicht endgültig entschieden, wie Karstadt vom benachbarten Herrenausstatter Willhoeft getrennt wird. Beide Gebäude stehen direkt aneinander. Und in der Hofeinfahrt von Willhoeft ist einer der Flügel des schweren Eisentores im Karstadt-Mauerwerk verankert.
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Während das alles passiert, um Platz für den Neubau einer „standortprägenden Immobilie“ mit Geschäften und Restaurants im Erdgeschoss sowie Wohnungen in zwei bis fünf Etagen darüber zu schaffen, werden an ganz anderer Stelle ebenfalls gerade Grundlagen für die Innenstadt der Zukunft geschaffen: Bergedorfs Wirtschaftsförderin Marlene Sandecki erwartet Anfang Oktober finanzkräftige Post aus dem Bundesbauministerium. Ein mittlerer sechsstelliger Betrag soll fließen aus dem 250 Millionen Euro schweren Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“. Das wird die Anschubfinanzierung des professionellen Bergedorfer City-Managements.
Bergedorfer City-Management kann bald ausgeschrieben werden
„Es gab bereits viel Lob aus Berlin für unser eingereichtes Konzept“, sagte Sandecki im Wirtschaftsausschuss der Bezirksversammlung. Und sie drückt aufs Tempo: „Sobald die Zusage vorliegt, müssen wir unser City-Management ausschreiben.“ Das noch in 2022 zu tun sei Voraussetzung für die Förderung. Zudem ist ein vorzeitiger Maßnahmenbeginn beantragt, weshalb auch schon Projekte zur Attraktivitätssteigerung der Fußgängerzonen angeschoben werden können. Dazu gehören Marketingkonzepte und Machbarkeitsstudien oder innovative Projekte wie etwa ein Künstler- und Handwerkerhaus.
Ist das City-Management gestartet, soll die Finanzierung spätestens ab 2024 dauerhaft über Hamburgs Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (Rise) gesichert werden. Allerdings muss die Bürgerschaft in ihren Beratungen zum Hamburger Doppelhaushalt für 2023/24 noch beschließen, dass Bergedorfs Innenstadt tatsächlich zum Rise-Gebiet erklärt wird.
Karstadt am Markt: Jury entscheidet Ende November über Neubau
Klar ist zumindest schon, dass die Weihnachtsbeleuchtung in Sachsentor und Alter Holstenstraße in diesem Jahr zwar nur verkürzt von 16 bis 22 Uhr, allerdings besonders energiesparend leuchten wird. Dafür sollen knapp 60.000 Euro aus noch nicht abgerufenen Hamburger Corona-Sondermitteln zur Belebung der Innenstädte („Neustart-Fonds“) genutzt werden.
Offen ist noch, welches neue Gebäude auf dem Karstadt-Areal am Bergedorfer Markt gebaut wird Das entscheidet am 30. November eine Fachjury um Oberbaudirektor Franz-Josef Höing. Sie kürt den Sieger unter den sieben Bewerbern.