Hamburg/Kiel. Ist der Ausweis abgelaufen, sollten Bergedorfer schnell sein. Termine im Bezirksamt sind rar. So ist die Lage in umliegenden Orten.

Die Reise ist gebucht und die Vorfreude auf den langersehnten Urlaub groß. Doch was ist, wenn der Personalausweis oder Reisepass bereits abgelaufen ist? Dann könnte es für Menschen aus Bergedorf und Umgebung eng werden. Wegen des geringen Reiseaufkommens in den vergangenen zwei Jahren gehen bei den Ämtern derzeit besonders viele Anträge ein, heißt es unter anderem von der Stadt Schwarzenbek. Und auch die deutschlandweit zuständige Bundesdruckerei in Berlin stößt an ihre Grenzen. Wer Pech hat, muss wochenlang auf sein Dokument warten.

Das Problem ist dabei meist nicht die Wartezeit auf das beantragte Dokument. In Bergedorf gibt es oft keine freien Termine im Kundenzentrum, um überhaupt einen Ausweis zu beantragen. Wer über das Serviceportal der Stadt Hamburg in der Bergedorfer Behörde einen Termin buchen möchte, muss viel Geduld haben und sehr flexibel sein. Denn freie Kapazitäten gibt es dort nur sehr selten. Wer täglich mehrfach nachguckt, kann Glück haben, dass ein Termine frei geworden ist – oft noch am selben Tag.

Reisepass: Hamburger können ihn in jedem Kundenzentrum in Hamburg beantragen

„Derzeit übersteigt die Nachfrage tatsächlich zumindest das regionale Bergedorfer Angebot“, sagt Lennart Hellmessen, Sprecher des Bezirksamts in Bergedorf. Die Zahl der angebotenen Termine sei dabei hamburgweit in diesem Jahr deutlich höher als im Vorjahr. „Im ersten Quartal dieses Jahres wurden durchschnittlich 550 Ausweise und Pässe pro Woche im Kundenzentrum Bergedorf beantragt“, so Hellmessen. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2021 seien pro Woche 310 Ausweise und Pässe beantragt worden. Sollten in Bergedorf keine Termine frei sein, können Kunden auch in einem der anderen 19 Kundenzentren in Hamburg einen Ausweis zu beantragen.

Nach der Beantragung dauert es laut Hellmessen im Schnitt drei Wochen, bis das Dokument aus der Bundesdruckerei in Berlin in Hamburg ankommt. „Bei Reisepässen muss man fünf Wochen einplanen.“ Ist der Ausweis oder Pass endlich abholbereit, folgt die nächste Hürde. Auch für die Abholung muss in Bergedorf ein Termin gebucht werden – und da ist die Behörde offenbar rigoros.

Abholung ist nur mit Termin möglich – auch nach Corona

Ende Mai wollte beispielsweise eine Frau ihren Reisepass abholen, ohne zu wissen, dass dies nicht mehr einfach so möglich ist. Obwohl zu diesem Zeitpunkt niemand am Tresen des Kundenzentrums in Bergedorf (dort werden die Ausweise ausgehändigt) bedient wurde und sie die Mitarbeiterin am Tresen mehrfach flehend bat, ihr den Ausweis zu geben, weil eine Reise anstünde, wurde sie abgewiesen. Mehrere Stichproben auf dem Serviceportal von Hamburg ergaben, dass der nächste freie Abholtermin in der Regel in rund einer Woche verfügbar ist.

Eingeführt wurde die Termin-Abholung wegen Corona. Während der Pandemie sei so zum Schutz der Kunden und Mitarbeiter zum Beispiel die Einhaltung von Abstandsregeln gewährleistet worden, sagt Hellmessen. Und daran wird sich auch nach der Lockerung der Corona-Maßnahmen künftig in Hamburg nichts ändern. „Es zeigt sich, dass dieses System zudem zu hoher Kundenzufriedenheit führt, was entsprechende Kundenrückmeldungen belegen.“ Die Termine würden einen reibungslosen Ablauf ohne unnötige Wartezeit für die Bürger gewährleisten.

Manche Menschen beantragen wegen des Kriegs einen Reisepass – für den Notfall

In Schwarzenbek hingegen verzögert sich vor allem die Lieferung. Während Personalausweise wie immer in zwei bis drei Wochen da sein sollten, brauchen Reisepässe circa sechs Wochen. „Die Bearbeitungszeit hat sich dabei um drei Wochen erhöht“, so Petra Scheerer, Fachbereichsleiterin für Öffentliche Sicherheit und Soziales der Stadt Schwarzenbek. Bis Ende Juni seien so viele Reisepassanträge eingegangen wie im gesamten Jahr 2021.

Beim Amt Schwarzenbek Land gehen derzeit ebenfalls viele Anträge ein, die Wartezeiten sind ähnlich wie in der Stadt. Ralf Spinngieß, Verwaltungsleiter im Amt Schwarzenbek Land, sieht einen weiteren Grund für die vielen Anträge: „Manche Menschen wollen wegen des Kriegs in der Ukraine vorsichtshalber einen Reisepass haben, um Europa im Notfall verlassen zu können.“ Termine können bei beiden Seiten online unter schwarzenbek.de und amt-schwarzenbek-land.de gebucht werden.

Reinbek: Ende Juni bereits fast so viele Reisepässe wie im gesamten Jahr 2021

In Reinbek wurden seit Jahresbeginn bereits 2850 Reisepässe ausgestellt, 2021 waren es im gesamten Jahr nur 3000. Die Lieferzeiten decken sich mit denen in Schwarzenbek. Hier wird jedoch auch für die Abholung des Dokuments ein Termin benötigt. Freie Zusatztermine werden jeden Montag zwischen 9 und 10 Uhr auf reinbek.de online gestellt.

In Geesthacht braucht es weder für die Abholung noch für die Beantragung einen Termin. Auf einen Personalausweis warten Bürgerinnen und Bürger auch hier zwei bis drei, auf einen Reisepass sechs bis acht Wochen. Auffällig sei, dass Kinderreisepässe derzeit sehr gefragt sind. In Lauenburg und dem dazugehörigen Amt Lütau ist die Situation die gleiche.

Sogar der Express-Reisepass hat in Glinde zwei bis vier Wochen Lieferzeit

Besonders dramatisch ist die Situation in Glinde: Personalausweis und Reisepass kommen dort voraussichtlich erst acht bis zehn Wochen nach der Beantragung an. Der nächste freie Termin sei zudem erst im August frei, teilte die Stadt mit. Es lohne sich jedoch immer, spontan online nach freien Zeiträumen zu gucken. Und sogar der sogenannte Express-Reisepass für zeitlich knappe Situationen sei hier frühestens in zwei, wenn nicht gar in vier Wochen da. Auch der Brexit habe Einfluss auf die hohe Nachfrage. Denn nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU wird für die Einreise nun ebenfalls ein Reisepass benötigt.

Die Gebühren für Reisepass und Personalausweis sind bundesweit festgelegt. So kostet der Personalausweis 37 Euro (unter 24 Jahren 22,80 Euro), der Reisepass liegt bei 60 Euro (unter 24 Jahren 37,50 Euro). Beide Dokumente sind zwischen sechs und zehn Jahre gültig. Günstiger ist der Kinderreisepass: Er kostet 13 Euro, ist maximal ein Jahr lang gültig und kann bis zur Vollendung des zwölften Lebensjahres ausgestellt werden.

Für Menschen die schnell ein Reisedokument braucht, gibt es Notfalllösungen: In allen Ämtern kann der Express-Reisepass geordert werden. In der Regel sollte er innerhalb von vier bis fünf Werktagen da sein. Auch jetzt versichern die meisten befragten Gemeinden, dass diese Frist eingehalten wird. Für das Schnellverfahren gibt es einen zusätzlichen Aufschlag von 32 Euro pro Reisepass.

Letzte Chance auf kurzfristige Reisedokumente gibt es am Flughafen

Alternativ kann auch ein vorläufiger Reisepass für 26 Euro ausgestellt werden, der maximal ein Jahr gültig ist. Beim Personalausweis gibt es diese Möglichkeit ebenfalls (zehn Monate gültig, 10 Euro). Die vorläufigen Dokumente werden jedoch eher im Notfall ausgestellt. Das Dokument wird noch am selben Tag ausgehändigt. Eine letzte Möglichkeit haben Reisende sogar noch am Flughafen in Hamburg.

Dort kann die Bundespolizei einen vorläufigen Ausweis ausstellen. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass das Reisen damit auf eigenes Risiko geschehe. Denn nicht jeder Staat akzeptiere das Passersatzpapier. Beispielsweise würden Ägypten oder die Malediven dieses Dokument nicht akzeptieren.

Wer ein Ausweisdokument beantragt, muss zum Termin ein aktuelles biometrisches Lichtbild mitbringen, die Geburts- oder Eheurkunde und das alte Ausweisdokument. Minderjährige brauchen eine Einverständniserklärung der Eltern.