Hamburg. Der zweitgrößte Arbeitgeber im Bezirk sucht einen neuen Standort. Das könnte für viele Mitarbeiter den Arbeitsweg deutlich verlängern.
Die Ankündigung der Hauni Maschinenbau GmbH, mittelfristig ihren angestammten Standort an der Kurt-A.-Körber-Chaussee aufgeben und woanders neu bauen zu wollen, hat Bergedorfs Bezirkspolitik quer durch alle Fraktionen alarmiert. Mit ungewohnter Einigkeit wurde jetzt in der Bezirksversammlung ein Antrag der Koalition beschlossen, in dem die Verwaltung aufgefordert wird, die Gespräche mit der Hauni zu intensivieren.
Zudem soll verstärkt der künftige Innovationspark an der A 25 als neuer Standort ins Spiel gebracht werden. Allerdings: Ob die Lösung so einfach sein wird, bezweifeln wohl nicht wenige Bezirkspolitiker. Massive Sorgen waren aus der Debatte herauszuhören.
Hauni ist der zweitgrößte Arbeitgeber im Bezirk Bergedorf
„Seit mehr als 75 Jahren ist die Hauni mit dem Bezirk Bergedorf eng verbunden“, sagte SPD-Fraktionschefin Katja Kramer. Als zweitgrößter Arbeitgeber im Bezirk gestalte sie „ein Stück weit das Leben im Bezirk mit“. Deshalb müsse „alles, aber auch wirklich alles“ unternommen werden, um die Hauni in Bergedorf zu halten.
Dass die etwa 2000 Arbeitsplätze in Bergedorf und Schwarzenbek an einen Standort verlegt werden, der im schlimmsten Falle sogar bis zu 100 Kilometer weit weg ist, gleicht für viele Bezirkspolitiker einem Horrorszenario. Ein „vertretbarer Weg zur Arbeit“ sei für viele Beschäftigte, die mit ihren Familien oft in der Nähe Bergedorfs wohnen, unverzichtbar, so der einhellige Tenor. Ein „kraftvolles Zeichen“ müsse nun jetzt gesetzt werden, betonte CDU-Fraktionschef Julian Emrich, dessen Fraktion den Antrag unterstützte. „Wir sehen die Verlagerung zwar auch als Chance für die Hauni, sich zukunftsfähig aufzustellen.“ Gleichwohl seien alle Akteure gefordert, mit dem Unternehmen eine „attraktive Lösung“ zu finden.
Politik will Transformation der Hauni in die Zukunft begleiten
Doch es gehe nicht nur um die Standortfrage, mahnte Die Linke. Bergedorfs DGB-Vorsitzender Ernst Heilmann betonte: „Die gesamte Transformation des Unternehmens in die Zukunft muss begleitet werden.“ Das gehe aber nicht, ohne die Belegschaft einzubeziehen „und die muss man erst mal hören“. Sein Vorschlag, Geschäftsleitung, Betriebsräte und andere Haunisten in den Wirtschaftsausschuss einzuladen, fand Zustimmung. Heilmann betonte erneut die Bedeutung der Hauni für Bergedorf, denn „sie ist auch der größte Ausbilder im Bezirk“ und sei ein „Leitbetrieb“ für ganz Hamburg.
Manch ein Politiker ist jedoch pessimistisch. „Wir sollten uns keinen Illusionen hingeben“, meinte Reinhard Krohn von der AfD. Die Hauni werde am Ende wohl den Standort wählen, der „am lukrativsten ist und wo am wenigsten Steuern bezahlt werden“.
CDU-Fraktionschef Julian Emrich warf lieber einen positiveren Blick in die Zukunft. Denn mit der Verlagerung der Hauni gehe ein weiterer Aspekt einher: „Wir sollten frühzeitig einen Blick darauf werfen, was dann an dem jetzigen Standort passieren soll.“ An der Kurt-A.-Körber-Chaussee sei von Gewerbe bis zum Wohnen „alles vorstellbar – und wir sollten das alles von Anfang mitdenken“.