Hamburg. Traditionsunternehmen in Bergedorf übergibt Handel an Familienbetrieb aus Uelzen. Wann der Räumungsverkauf startet.
So freundschaftlich läuft selten eine Geschäftsübergabe ab: Wido und Claudia Schüttfort sind per Du mit Margarete Höber-Läer und Niko Läer. Beide Paare kennen sich seit vielen Jahren aus den „Top Ten“, der Einkaufs- und Lobby-Gruppe der Schuhhändler in Norddeutschland. Und auch die Gespräche zum Übergang des 111 Jahre alten Bergedorfer Traditionsunternehmens Schüttfort an die gut dreimal so alte Schuhdynastie Höber aus Uelzen liefen schon seit 2019.
„Ein gutes Gefühl, dass hier nun auch in Zukunft nicht bloß Schuhe verkauft werden, sondern alles mit Herz und Kreativität von den Chefs persönlich geplant wird“, sagt Wido Schüttfort, der sich mit 67 Jahren nun aus dem aktiven Geschäft zurückzieht. Zum 1. Juli übergeben die Schüttforts an Margarete Höber-Läer (39) und ihren Mann Niko Läer (41). Der Räumungsverkauf mit satten Prozenten beginnt schon an diesem Sonnabend, 21. Mai. Bis zu seinem Ende am 30. Juni müssen dann auch alle noch irgendwo vorhandenen Schüttfort-Gutscheine eingelöst sein. Denn dann endet die Geschichte des Schuhhauses, Schüttfort selbst bleibt aber Grundeigentümer und wird so Vermieter der Höbers.
Bergedorf: Neue Betreiber wollen das Schuhhaus Schüttfort behutsam umgestalten
Den 540 Quadratmeter großen Verkauf wollen die neuen Betreiber behutsam im Höber-Stil umgestalten. Dabei soll der schlichte Betonboden bleiben, allerdings Bühne für etliche gediegene Elemente sein, teils auch für bunte und manchmal ein bisschen verrückte Gestaltungen. So haben die künftigen Chefs ein Händchen dafür, ihre Läden wie gemütliche Wohnzimmer mit Tischen, Sesseln und Schränken voller Schuhe aufzubauen. Manchmal auch mit einer Bar samt Barhockern oder einer nachempfundenen Turnhalle samt Kletterwand, wenn es um Kinderschuhe geht.
„Uns fasziniert an Bergedorf sein kleinstädtischer Charakter, obwohl hier alles viel größer ist als an unsrem Stammsitz in Uelzen oder den Städten Bad Bevensen und Winsen/Luhe, wo wir bisher schon Filialen betreiben“, sagt Margarete Höber-Läer. Auch die Verkaufsfläche von Schüttfort im Sachsentor ist mit 540 Quadratmetern deutlich größer, übertrifft sogar die des Stammsitzes um gut 30 Prozent.
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Trotz Traditionssinn werden Innovation und Expansion groß geschrieben
In Sachen Tradition gewinnen die Höbers indes eindeutig: Vor 352 Jahren in Uelzen gegründet wird das Familienunternehmen jetzt in zehnter Generation geführt. Und das könnte auch noch weiter gehen: Margarete Höber-Läer und Niki Läer haben zwei Kinder, allerdings noch im Grundschulalter. Bei den Schüttforts hatte sich die nächste Generation gegen den Einstieg ins Schuhgeschäft entschieden, ist heute in Jura, Medizin und Physik aktiv.
Trotz viel Tradition und Familiensinn werden bei den Höbers Innovation und Expansion groß geschrieben. So wurde 2019 mit der Filial-Eröffnung in Winsen das traditionelle Terrain Uelzen/Bad Bevensen verlassen, wo das Unternehmen insgesamt fünf Schuhhäuser betreibt. „Dann kam Corona und hat alles etwas ausgebremst. Den Schritt nach Bergedorf hat das etwas aufgeschoben“, sagt die Chefin von künftig 40 Mitarbeitern, denn auch das Schüttfort-Team wird übernommen.
Die Expansion im stationären Einzelhandel sieht Margarete Höber-Läer als wichtig an: „Natürlich sind wir auch auf diversen Plattformen im Online-Schuhhandel aktiv. Aber in den Geschäften erreicht man die Menschen ganz anders. Für die Zukunft brauchen wir beides.“