Hamburg. Viele Eltern warten auf einen Kindergarten-Platz, doch die sind Mangelware. Warum wegen Corona die Situation noch angespannter ist.

Wie lässt sich die Kinderbetreuung in Bergedorf besser steuern? Allein mit dem Gutscheinvergabesystem ist der Bedarf nun mal nicht einzuschätzen, so der Tenor bei der jüngsten Sitzung des Jugendhilfe-Ausschusses. „Das Verfahren ist leider sehr intransparent. „In Neuallermöhe warten viele Eltern auf einen Kita-Platz, den sie frühestens zum Sommer bekommen“, sagte Cornelia Frieß aus dem Kinder- und Familienhilfezentrum beim Verein Sprungbrett und merkte an, dass gerade in der Pandemie viele Eltern ihre Kleinen noch länger in der Kita lassen, statt sie in die Vorschule zu schicken. Die Erklärung: „Während Corona sind die Kitas nun mal eher zuverlässig geöffnet als die Schulen.“

Fakt ist, dass im vergangenen Jahr 12.148 Bewilligungsbescheide ausgegeben wurden, so Gisela Schulze – meist sind es zwei pro Kind, wenn die Eltern ihre Arbeitszeiten ändern oder ein Wechsel von der Krippe in den Elementarbereich ansteht. Die Jugendamtsleiterin betonte, dass nur ein einziges Nachweisverfahren angestrengt wurde. Das liege wohl daran, dass viele Eltern sich selbst um einen Kita-Platz bemühen, bevor sie sich beim Amt melden. Der Grund: „Der Kita-Gutschein hält nur zwei Monate lang. Dann müsste das Antragsprozedere von vorne anfangen.“

Kita darf zwei Kinder mehr aufnehmen – aber das Personal fehlt

In den 69 Bergedorfer Kitas werden rund 6500 Kinder betreut. Mit Stand vom 20. April wurden auch 31 Anträge ukrainischer Eltern bewilligt. Aufgrund des Flüchtlingszustroms dürfen jetzt alle Kitas zwei Kinder pro Gruppe mehr aufnehmen. „Dafür bedarf es kein Genehmigungsverfahren durch die Heimaufsicht“, erklärte Schulze. Das aber, so Ria Albert aus der DRK-Kita „Springmaus“, könne man gar nicht umsetzen, „da uns das Personal dafür fehlt“.

Zugleich aber sei es durchaus geboten, dass die Stadt die Kita am Gleisdreieck wieder öffnet, „da sind doch auch genügend Räumlichkeiten“, merkte Cornelias Frieß an. Doch die Zuversicht wurde gedämpft: „Da bin ich nicht optimistisch, denn mit Blick auf die afghanischen und ukrainischen Flüchtlinge kann sich alles sehr schnell ändern“, sagte Jugenddezernentin Sabine Steffen.

150 Kinder werden von Tagesmüttern oder -vätern betreut

Zu alle n Engpässen kommt noch eine Schwierigkeit hinzu: Im Bezirk gibt es 53 Tagespflegestellen, von denen aktuell nur 38 aktiv sind. Sie betreuen 150 Kinder. Schwierig sei es, mehr engagierte Menschen für die Tagespflege zu gewinnen, so Schulze: „Es gibt sehr strenge Auflagen, zudem arbeiten heutzutage meist beide Eltern. Und die Familien haben weniger Wohnplatz, selten ein zweites Kinderzimmer.“

Wie aber lässt sich der Kinderbetreuungsbedarf besser steuern? „Wir dürfen nicht auch in Neubaugebieten oder bei Nachverdichtungen auf ein Schild warten, das die Eröffnung einer Kita ankündigt“, meint Grünen-Fraktionsvorsitzender Heribert Krönker – und machte einen Vorschlag: Zu einer nächsten Sitzung solle der Stadtplanungsausschuss eingeladen werden, der über die Planung von Kita-Neubauten berichten möge.