Hamburg. Rund 2000 Erzieherinnen, Kinderpfleger und Sozialassistentinnen legten am Mittwoch ihre Arbeit nieder. Was Eltern wissen müssen.
Der Warnstreik des Erziehungspersonals am Mittwoch hat massive Auswirkungen auf die Kitas in Hamburg. So meldeten die Elbkinder, mit 180 Kitas Hamburgs größter Betreiber, dass am Mittwoch allein 20 Prozent der Einrichtungen (also rund 35 von 180) komplett geschlossen blieben. Nur in sechs Prozent der Kitas gebe es gar keine Einschränkungen, teilte Elbkinder-Sprecherin Katrin Geyer auf Abendblatt-Anfrage mit.
In 74 der Kindertagesstätten finde zwar eine Betreuung statt, „allerdings in mehr oder weniger reduziertem Umfang in Form einer Notbetreuung für die Eltern, die keine Möglichkeit haben, ihr Kind anderweitig zu betreuen“.
Kita Hamburg: Elbkinder – nur 56 Prozent der Erzieherinnen anwesend
Knapp ein Drittel der rund 5200 Erziehungskräfte bei den Elbkindern streike, hieß es. Da zwölf Prozent aus anderen Gründen wie Krankheit abwesend sei, seien nur noch 56 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher anwesend.
„Die Geschäftsführung bedauert die Belastungen, die sich für die Eltern und Kinder aus dem Streik ergeben“, so die Sprecherin des städtischen Unternehmens. Man habe über Elternbriefe und die Homepage rechtzeitig über den Streik informiert und dabei auch betont, dass man „den erneuten Aufruf für unangemessen hält, zumal er nicht zum aktuellen Verhandlungsstand passt“.
In Hamburg gibt es insgesamt rund 1100 Kindertagesstätten, in denen etwa 90.000 Kinder betreut werden. Die meisten Einrichtungen sind in privater Trägerschaft und daher von den Streiks nicht direkt betroffen.
Kita Hamburg: Warnstreik – 2000 Demonstranten vorm Rathaus
Zum Auftakt des Warnstreiks hatte es am Mittwochmorgen eine Kundgebung vor dem Gewerkschaftshaus unweit des Hauptbahnhofs gegeben. Anschließen zogen die Streikenden zum Rathausmarkt, wo nach Angaben der Gewerkschaft Verdi mehr als 2000 Demonstranten an der Abschlusskundgebung teilnahmen. Der nächste große Streiktag sei auf den übernächsten Freitag terminiert.
Wegen der Demo kam es in der Innenstadt zu Einschränkungen und Umleitungen im Busverkehr. Die Hochbahn empfahl, wenn möglich, auf U- und S-Bahnen umzusteigen.
Warnstreik – Einsatz und Motivation verdienten tarifliche Sicherheit
„Die Beschäftigten haben heute eindrucksvoll gezeigt, dass sie auf Anerkennung und Entlastung nicht in alle Ewigkeit warten werden“, sagte Verdi-Fachbereichsleiterin Hilke Stein am Mittwoch. Ihr Einsatz und ihre Motivation trotz der enormen Belastungen verdienten tarifliche Sicherheit, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Anerkennung. „Jetzt muss in die soziale Sicherheit der Gesellschaft investiert werden“, forderte Stein.
Hintergrund der Aktionen sind die laufenden Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 330.000 Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsdiensten im kommunalen Bereich. Verdi fordert dabei eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und eine finanzielle Anerkennung der Arbeit. Die dritte Verhandlungsrunde soll am 16. und 17. Mai in Potsdam beginnen.
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Kita-Mitarbeiter fühlten sich in der Pandemie vergessen
„Die Beschäftigten sind über die Haltung der Arbeitgeber massiv enttäuscht, weil sie in den Verhandlungen bisher kein Entgegenkommen in Fragen der Entlastung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen und für die Aufwertung der Berufe gezeigt haben“, erklärte Verdi-Gewerkschaftssekretär Michael Stock.
Teilnehmer des Warnstreiks in Hamburg sprachen davon, sich zuletzt vergessen gefühlt zu haben. „Auch in der Corona-Pandemie hat man wenig über die Kitas gehört. Dabei waren wir die Einzigen, die 20 Kinder da hatten, die eben keine Maske tragen und Abstände einhalten können“, sagte Tim Idas, der in einer Elbkinder-Kita arbeitet.
Hamburg: Streik in Kitas wegen fehlender Fachkräfte
Nach Verdi-Angaben fehlen in den Einrichtungen bundesweit rund 173.000 Fachkräfte, allein in Hamburg seien es 4000. Hinzu komme, dass ein Viertel der Berufsanfänger schon in den ersten fünf Jahren dem Job den Rücken kehre.
Am Montag hatten sich bereits Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter bei Fördern und Wohnen sowie bei den Asklepios Kliniken und am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) an einem Warnstreik beteiligt. Am Donnerstag sollen Beschäftigte der Behindertenhilfe die Arbeit niederlegen.