Hamburg. Hühner, Enten und andere Laufvögel können bald wieder im Freien gehalten werden. Friedrich-Loeffler-Institut warnt jedoch.

Weil in Hamburg bei Wildvögeln immer seltener die aviäre Influenza, besser bekannt als Geflügelpest oder Vogelgrippe, nachgewiesen wird, hebt die Hansestadt die Stallpflicht für Laufvögel ab Sonnabend, 30. April, wieder auf. Hühner, Fasane, Wachteln, Enten und Gänse können dann wieder im Freiem gehalten werden.

Insbesondere in den Vier- und Marschlanden dürfte der Wegfall der Stallpflicht für ein Aufatmen sorgen. Neben zahlreichen Betrieben, gibt es insbesondere auf dem Land viele Menschen, für die Hühnerhaltung ein Hobby ist.

Vogelgrippe: Geflügel durfte nur in geschlossenen Ställen gehalten werden

"Wir Geflügelzüchter und -halter freuen uns natürlich sehr, dass unsere Tiere wieder ins Freiland dürfen", sagt Susan Weisener, zweite Vorsitzende vom Geflügelzuchtverein Vierlandria. Gerade für das Wassergeflügel seien die vergangenen Wochen eine extreme Qual gewesen. Sie konnten ihr Gefieder nicht richtig reinigen. Durch die Balz wurden sie sehr aggressiv und haben sich zum Teil gegenseitig schlimm zugerichtet."

Seit dem 6. November galt hamburgweit die Stallpflicht für Geflügel. Die Tier durften nur in geschlossenen Ställen oder in entsprechend gesicherten Vorrichtungen gehalten werden. Mit der Maßnahme sollte verhindert werden, dass die Geflügelpest auf Nutztiere übergreift, denn diese müssen im Fall eines Ausbruchs getötet werden.

Weil seit Anfang des Jahres über das gesamte Stadtgebiet nur noch rund 50 Fälle von Geflügelpest amtlich festgestellt wurden und dies ausschließlich bei Wildvögeln, entschied sich Hamburg die strengen Regeln wieder zu lockern. Hinzu käme laut der Behörde für Verbraucherschutz eine sinkende Tendenz bei den Ansteckungen.

Friedrich-Loeffler-Institut warnt vor weiteren Ansteckungen

Doch auch wenn das Risiko einer Ansteckung sinkt, warnt das Friedrich-Loeffler-Institut in seiner aktuellen Risikoeinschätzung davor, "dass das bundesweite Risiko für weitere Einträge in Geflügelhaltungen weiterhin hoch ist". Deswegen sollten Geflügelhalter in Hamburg weiterhin wachsam bleiben und versuchen eine Ansteckung zu vermeiden. Das Institut empfiehlt beispielsweise die Schuhe vor dem Betreten des Stalls zu wechseln oder Futter unzugänglich für Wildvögel zu machen.

Insbesondere im Spätherbst und zu Beginn des Winters steigt die Gefahr eines Ausbruchs der Vogelgrippe, weil Zugvögel das Virus auf ihrer Reise nach Europa einschleppen.

Hamburger wollen Eier von glücklichen Hühnern

Deswegen schwingt auch bei Susan Weisener und anderen Geflügelhaltern schon jetzt auch die Angst vor einer erneuten Stallpflicht im Herbst mit. "Natürlich haben wir alle mittlerweile Volliere und weisen jeden neuen Geflügelfreund darauf hin, eine solche zu errichten", erklärt Weisener: "Aber viele Zeitgenossen, die in die Geflügelhaltung einsteigen, tun dies aus Überzeugung und Idealismus. Sie möchten Eier nicht mehr aus der Stallhaltung beziehen, sondern wirklich von glücklichen, artgerecht gehaltenen Tieren."

Zudem habe die Stallpflicht insbesondere für die Vögel enorme Nachteile. Stress durch die Enge und ein Mangel an direktem UV-Licht führten laut Weisener im Frühjahr zu einer mangelhaften Befruchtung.

Susan Weisener: "Insgesamt können wir uns nicht erklären, wie man in Hamburger zu der Einschätzung kommt, dass wir eine hohe Dichte an Geflügelhaltungen haben und warum man in der Umsetzung der Geflügelpestverordnung den härtesten Kurs bundesweit fährt."