Bergedorf. Der Verfassungsschutz hatte vor der Demonstration gewarnt, angemeldet waren 500 Teilnehmer. Jusos sagen Gegendemo ab.
Trotz Warnung vom Verfassungsschutz zählte der Querdenker-Marsch durch Bergedorf am Sonnabend etwa 150 Teilnehmer. Und die Redner widersprachen gleich zum Start auf dem Bahnhofsvorplatz der Darstellung, vom verfassungsfeindlichen Verein „United Movement for Equal Human Rights“ unterwandert zu sein. Vielmehr wäre ihr Marsch „Für Frieden, Freiheit und Demokratie, geimpft oder nicht – wir lassen uns nicht spalten“ von Privatpersonen angemeldet und organisiert.
Doch eine klare Distanzierung zu den Zielen von UMEHR blieben sie schuldig. Der Verfassungsschutz hatte den Verein vor drei Wochen zum Beobachtungsfall erklärt. Er wird der neuen rechtsextremen Strömung einer Delegitimierung des Staates zugerechnet. Sie formiert sich um ein angebliches Widerstandsrecht gegen den Staat und setzt die Bundesregierung unter anderem wegen der Corona-Beschränkungen mit dem Nazi-Regime gleich. Die Anmelderin der Veranstaltung wird vom Verfassungsschutz dem Umfeld vom UMEHR zugerechnet.
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Am Rand des Marsches suchten mehrere Teilnehmer das Gespräch mit Pressvertretern, distanzierten sich von rechten Gedanken, teils sogar von den Querdenkern. Tenor: Sie demonstrierten hier allein für ihr Recht auf Selbstbestimmung beim Impfen – und dem ihrer Kinder. Den Hinweis der Verfassungsschützer, dass sie hier „Seite an Seite mit Verfassungsfeinden“ marschierten, ließen sie nicht gelten. Andere aber offenbar schon: Von den angemeldeten 500 Teilnehmern war am Sonnabend kaum ein Drittel gekommen.
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Sie marschierten - begleitet von einem starken Polizeiaufgebot – um 11 Uhr vom Bahnhofsvorplatz los. Die Route führte durch Lohbrügges City zur ersten Zwischenkundgebung auf dem Lohbrügger Markt. Dann ging es wieder zurück durch Bergedorf, wo es im Sachsentor die nächste Kundgebung gab, bevor am frügen Nachmittag wieder der Bahnhofsvorplatz zu Abschluss-Reden und Musik erreicht wurde.
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Die anschließend hier für 15 Uhr von den Jusos angemeldete Gegendemonstration samt zweiten Zug durch Bergedorf unter dem Motto „Querdenken die Straße nehmen“ wurde abgesagt. Ob es diese Demo am kommenden Sonnabend geben wird, will Bergedorfs Bündnis gegen Rechts Dienstag entscheiden.
Mit großer Sorge beobachtet Bergedorfs Einzelhandel das regelmäßige Demonstrationsgeschehen in der City. Tenor: Allein die Ankündigungen ließe schon die Kundenzahlen spürbar schrumpfen. „Wer hat schon Lust, dass hier shoppen zu gehen?“, fragt Schuhhändler Wido Schüttfort. „Und das ausgerechnet sonnabends, wo wir nach Corona eigentlich wieder halbwegs gute Umsätze machen könnten.“