Hamburg. An der Kundgebung will sich auch ein unter Beobachtung stehender Verein beteiligen, der unter anderem eine pro-russische Haltung hat.
Am Sonnabend steht Bergedorfs Innenstadt wieder ganz im Zeichen von Corona-Demos – und das dann sogar für fast sieben Stunden. Los geht es bereits um 10.30 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz, wo sich die Querdenker mit angemeldeten 500 Teilnehmern versammeln. Erstmals warnt jetzt der Verfassungsschutz vor diesem Marsch. Er soll vom verfassungsfeindlichen und seit Februar unter Beobachtung stehenden Verein United Movement for Equal Human Rights (UMEHR) unterwandert sein.
Begleitet von einem starken Polizeiaufgebot wollen die Querdenker vom Bahnhofsvorplatz aus zunächst zum Lohbrügger Markt marschieren, bevor es von dort zurück durch die City zum Bergedorfer Markt und bis 14.30 Uhr schließlich wieder zum Bahnhof geht. Es sind mehrere Zwischenkundgebungen geplant.
Corona-Demo in Bergedorf: Jusos haben Querdenkern den Termin weggeschnappt
Dass die Querdenker nicht zu ihrer gewohnten Zeit von 15 bis 17 Uhr marschieren, liegt an Bergedorfs Jusos. Sie waren schneller und haben genau für diese Zeit die Gegendemonstration mit dem passenden Titel „Querdenkern die Straße nehmen“ angemeldet. 200 Teilnehmer werden dann – ebenfalls vom Bahnhofsvorplatz aus – für zwei Stunden durch die City ziehen. Auf Kundgebungen am Rand des Querdenker-Marsches wird dieses Mal verzichtet.
Wie die Polizei beide Lager auf dem Bahnhofsvorplatz trennen will, ließ sie auf Nachfrage am Donnerstag offen. Dabei werden sich die Querdenker hier erst gegen 14.30 Uhr auflösen, während die Gegendemonstranten aus Jusos, Omas gegen Rechts, Grünen, Antifa, DKP und Linken dann bereits eintreffen dürften.
Veranstalterin der Corona-Demo in Bergedorf soll dem Verein UMEHR nahestehen
Im Gegensatz zur Polizei sehr konkret wird dagegen der Verfassungsschutz bei Blick auf den Querdenker-Marsch: „Wer hier am Sonnabend in Bergedorf mitläuft, marschiert Seite an Seite mit Extremisten“, sagt Sprecher Marco Haase. Nach Informationen unserer Zeitung reicht die Unterwanderung bis hinauf zur Anmelderin. Die Wentorferin Simone K. soll dem Verein UMEHR sehr nahe stehen, den der Verfassungsschutz seit 24. Februar als Beobachtungsobjekt einstuft.
Die Anhaltspunkte dafür lesen sich wie ein Gemischtwarenladen aller nur erdenklichen verfassungsfeindlichen Strömungen. So lehnt der Verein in seinen Internet-Veröffentlichungen die Demokratie offen ab, spricht von einem angeblichen Widerstandsrecht gegen unseren Staat: „Entweder geht das System in die Knie oder wir. Dazwischen gibt es nichts!“
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Das sind die Positionen des Vereins UMEHR
Zudem werden Argumentationen aus dem Reichsbürger-Milieu verwendet, das die Legitimität der Bundesrepublik bestreitet. Ferner finden sich etliche Likes für rechte Medien, gleichzeitig gibt es eine Nähe zum gewaltbereiten Hamburger Linksextremismus. Selbst blinde Putin-Treue fehlt nicht: Trotz des Ukraine-Krieges nimmt der Verein eine konsequent pro-russische Haltung ein. Die Rolle des Aggressors wird der Nato zugeschrieben.
Das alles vermengen die Getreuen des Vereins UMEHR mit dem Protest gegen die Corona-Maßnahmen des Hamburger Senats. Nach Ermittlungen des Verfassungsschutzes waren seine Aktiven in diesem Jahr bereits bei mehreren kleineren Hamburger Märschen aktiv – und jetzt erstmals bei den Querdenkern in Bergedorf.