Bergedorf. Ute Becker-Ewe blickt an ihrem Geburtstag zurück auf langes Engagement – und plant für 2022. Als Kind floh sie aus Preußen

Seit fast 60 Jahren engagiert Ute Becker-Ewe sich schon für die Bergedorfer Kultur – am vergangenen Sonntag hat die Grünenpolitikerin nun einen runden Geburtstag gefeiert: Sie ist 80 Jahre alt geworden. Dabei fühlt sie sich im Kopf „noch ganz jung“, sagt Becker-Ewe. Und hat mit ihrer Familie passend dazu ein sportliches Programm durchgezogen: Eine über zehn Kilometer lange Radtour nach Aumühle.

In Bergedorfs Kulturszene ist sie für genau diese kreativen Ideen bekannt – und hat im ehrenamtlichen Engagement ihre Leidenschaft gefunden. Dabei hatte sie es nicht immer leicht: 1942 wurde Becker-Ewe mitten im Zweiten Weltkrieg in Ostpreußen geboren. „Als Deutschland den Krieg verloren hat, sind wir von dort geflohen und haben drei Jahre in einem Flüchtlingslager in Dänemark gelebt.“ Weil es ihr nach der Flucht mental und körperlich sehr schlecht ging, wurde sie von der katholischen Kirche für ein Jahr nach Spanien vermittelt. Dort lebte sie bei einer wohlhabenden Familie in Pamplona. „Das war eine prägende Zeit. Vorher hatten wir kaum etwas. In Spanien habe ich zum ersten Mal ein Ei, eine Banane und eine Apfelsine gegessen.“

Kultur in Bergedorf ist für Ute Becker-Ewe ein zentrales Thema

Zurück in Deutschland sei sie mit sieben Jahren mit ihrer Familie nach Bergedorf gezogen. Und musste erst mal viel lernen, da sie in Spanien nicht zur Schule gegangen war. Mit dem Abitur im Jahr 1960 sei sie dem Bergedorfer Kammerchor beigetreten. „Am Grasredder im Villenviertel haben wir immer geübt – genau neben dem Haus des Komponisten und Chorgründers Hellmut Wormsbächer († 2020)“, sagt Becker-Ewe. Sie hätten Chorreisen von Island bis Malta gemacht, seien im NDR und sogar in der Royal Albert Hall in London aufgetreten.

Für ihr Kulturengagement sei der Chor ein Wendepunkt gewesen. „Ich war im Vorstand und habe 30 Jahre den Kinder- und Jugendchor geleitet“, erinnert sich Ute Becker-Ewe. Alles andere habe sich mit der Zeit ergeben. Kunstschaffende seien irgendwann auf sie zugekommen, hätten mit ihr die Bergedorfer Kunstschau auf die Beine gestellt. Becker-Ewe hat den Verein Bergedorf Open Air gegründet, unter dem es jährlich Kinoabende und Poetry-Slams unter freiem Himmel gibt. Und das Theaterfestival im Haus im Park. „Die genauen Jahreszahlen weiß ich gar nicht mehr.

Das Theaterfestival für Schüler soll Ende Juni starten

Schließlich habe ich mich noch an vielen anderen Stellen engagiert.“ Zum Beispiel bei der Bergedorfer Ausbildungsplatzinitiative oder bei der von ihr mitbegründeten Initiative Freunde des Theaters, die zum Beispiel Nachgespräche organisiere. Auch bei den Grünen ist sie seit 30 Jahren engagiert dabei. Beruflich habe sie als Versicherungsfachwirtin gearbeitet. Und egal, wie lange so manches schon her ist: Noch immer hat Ute Becker-Ewe alle Hände voll zu tun.

Für den anstehenden Sommer hat sie ihre Projekte eingeplant: Schon am 22. Mai soll es wieder einen Open-Air Poetry-Slam im Rathauspark geben und vom 30. Juni bis 1. Juli das Theaterfestival für Schüler. Dabei studieren Schulklassen der fünften und sechsten Klassen einer Stadtteilschule ein zehnminütiges Stück ein, das am darauffolgenden Tag im Haus im Park dem Publikum präsentiert wird.

Für den Sommer ist wieder eine große Kunstausstellung geplant

Vom 13. bis 28. August hat Becker-Ewe die Bergedorfer Kunstschau angesetzt. Verschiedene Kunstschaffende aus der Region werden ihre Werke zum Beispiel in der Lola, im Kinderkulturhaus in Lohbrügge, in der Bergedorfer Mühle und im Einkaufszentrum CCB ausstellen. Ebenfalls wieder geplant: das Open-Air-Kino auf der Rathauswiese. Und obwohl Becker-Ewe findet, dass Bergedorf kulturell gut aufgestellt ist, sagt sie: „Wir bekommen zu wenig städtische Förderung für Kultur.“ Es gebe im Bezirk Bergedorf mit der Lola nur ein Stadtteilkulturzentrum. „Dank der Ehrenamtlichen haben wir trotzdem viel Kultur. Aber das ist kein Argument, uns weniger zu fördern.“

Und nicht nur für die Bergedorfer, auch privat plant die 80-Jährige: Im Sommer möchte sie vielleicht noch ein Gartenfest bei sich in Lohbrügge feiern – so wie sie es schon oft gemacht hat. „Eben mal etwas anderes, als nur Kaffee und Kuchen.“