Hamburg. Ehrenamtliche in Hamburg sollen für ihre Arbeit ein kleines Dankeschön bekommen. Die Bonuskarte könnte auch Jüngere ansprechen.

Vielleicht günstiger ins Bille-Bad, eine Ermäßigung im Bergedorfer Kino oder ein kostenloser Schnupperkursus auf der Minigolf-Anlage am Schillerufer: Es soll ein kleines Dankeschön sein, ein Signal der Wertschätzung für die ehrenamtliche Arbeit. Eine Bonuskarte für freiwilliges Engagement soll nun auch in Hamburg eingeführt werden. So jedenfalls wollen es Grüne und SPD am morgigen Mittwoch, 16. Februar, in der Bürgerschaft beschließen.

„Unser Antrag soll den 570.000 Ehrenamtlichen zugutekommen, die einen wichtigen Beitrag für unsere Stadtgesellschaft leisten. Das sind immerhin fast ein Drittel aller Hamburger“, sagt Ali Şimşek (SPD). Der Bürgerschaftsabgeordnete aus Neuallermöhe hofft, dass all jene bald Rabatte oder freie Eintritte genießen können: „Das kostet vielleicht viel Geld, bringt aber auch einen großen Nutzen. Besonders, wenn wir mit der Karte auch Jüngere motivieren könnten, sich einzusetzen“, meint der 48-Jährige. Denn: Aktuell seien 80 Prozent der Freiwilligen über 60 Jahre alt.

Ehrenamt belohnen: Landesnetzwerk Aktivoli soll die Details zur Bonuskarte abklären

Details zur Umsetzung – etwa samt Punktesystem zu jährlichen Mindest-Einsatzstunden – möge nicht von der Politik bestimmt werden, so Ali Şimşek: „Bis Jahresende kann sich die Sozialbehörde nun ein Konzept überlegen, vielleicht zusammen mit Aktivoli, dem Landesnetzwerk für bürgerschaftliches Engagement.“ Dazu mögen Handels- und Handwerkskammer einbezogen werden, denn in anderen Bundesländern ist auch die Privatwirtschaft einbezogen und vergibt Rabatte.

Die Stadt Geesthacht etwa hat bereits 2016 eine Ehrenamtskarte eingeführt – gemeinsam mit dem Ehrenamt-Netzwerk Schleswig-Holstein, mit Unterstützung des Sozialministeriums und den Sparkassen in Schleswig-Holstein. Seither erhalten Ehrenamtliche zehn Prozent Rabatt in Bäckereien, beim Friseur und bei der Geesthachter Volksbühne. Zudem bekommen sie die Saisonkarte fürs Freibad zum halben Preis, einen kostenlosen Schnupperkursus beim Golf-Club Escheburg, ein Freigetränk bei jeder Vorstellung der Bürgerbühne und außerdem 20 Prozent Vergünstigung auf dem Minigolfplatz.

Gut vorstellbar, dass Ehrenamtler die Karte gern in Anspruch nehmen würden

Die Freiwilligenagentur Geesthacht im Oberstadt-Treff organisiert die Beantragung der Ehrenamtskarte und wirbt um Bonuspartner. Das wäre auch bei der Bergedorfer Freiwilligenagentur denkbar, die von der Stiftung Haus im Park am Gräpelweg betrieben wird. Leiterin Kirsten Görres kann sich durchaus vorstellen, dass die 400 interessierten Bergedorfer, die allein im vergangenen Jahr zum Thema Ehrenamt beraten wurden, gern eine solche Karte in Anspruch nehmen würden: „Wenn sie nicht noch Geld mitbringen müssen, also kein Mindesteinkauf vorausgesetzt wird.“ Eine vergünstigte VHH-Busfahrkarte oder kostenfreier Eintritt für eine neue Ausstellung im Schlossmuseum wären sicherlich ebenso ein schönes Dankeschön wie ein kostenfreier Besuch auf der Bergedorfer Sternwarte.

Junge Erwachsene sind als Lesepaten und Spielpartner willkommen

Und ja: Die meisten Engagierten seien tatsächlich über 50 Jahre alt, so Kirsten Görres, „aber seit der Corona-Pandemie melden sich sogar auch 18-Jährige bei uns, die Nachbarschaftshilfe anbieten wollen, also den Hund ausführen oder beim Einkaufen helfen“, freut sie sich. Derzeit könnte auch das Awo-Projekt Mobilo junge Helfer gebrauchen, die mit Kindern und Jugendlichen spielen. Außerdem werden Lesepaten für Vorschüler gesucht sowie in fast allen Fächern Online-Nachhilfe für Schüler aller Klassenstufen.