Hamburg. Der Zulauf für Impfgegner und Corona-Leugner steigt – laut der Bergedorfer Jusos auch aus dem rechtsextremen Millieu.

Es werden tatsächlich immer mehr, seitdem die Impfgegner ihren wöchentlich Treffpunkt nicht mehr montags, sondern an Sonnabenden um 15 Uhr in Bergedorf anmelden. Zuletzt waren es laut Polizei knapp 400 Demonstranten, die vom Hasse-Platz über den Ludwig-Rosenberg-Ring zum Lohbrügger Markt zogen, über die Alte Holstenstraße zurück. Dazu hatte das Bergedorfer Bündnis gegen Rechts vier kleinere Gegendemos angemeldet, die auf dem Weg verteilt waren, zudem gab es eine Kundgebung mit gut 70 Menschen auf dem Bergedorfer Markt.

Neu sind nicht nur die Dimensionen, neu ist auch eine Körperverletzung: Ein 17-Jähriger, der sich zur Gruppe der Provinz-Antifa zählt, die mit dem Spruch „Es gibt kein ruhiges Hinterland“ auftritt, kam nach der Demo mit einem Mann auf der Bergedorfer Schlossstraße ins Gehege. Der hatte sich offenbar von der Parole „Ein guter Querdenker stirbt zu Haus und belastet nicht das Krankenhaus“ provoziert gefühlt – und holte aus: Der 17-Jährige Bergedorfer bekam einen Schlag ins Gesicht. „Die Anzeige wegen Körperverletzung bearbeitet jetzt der Staatsschutz“, bestätigt Polizeisprecherin Nina Kaluza.

Corona Hamburg: Jusos berichten über Neonazis bei Querdenker-Demo

„Man hat noch versucht, ihn mit blutender Kopfplatzwunde in den Schlossgraben zu stoßen, aber das ist nicht geglückt“, sagt Paul Veit von den Bergedorfer Jusos, der Jugendorganisation der SPD.

In einer Pressemitteilung kritisieren die Jusos jetzt nicht nur den „rechtsradikale Angriff“, sondern auch vereinzelte Reichsbürgersymbolik (mit Hinweis auf ein „Königreich Deutschland“) und die vermehrte Teilnahme bekannter Neonazis: So berichten Teilnehmer etwa, sie hätten – obwohl er Maske und Kapuze trug, einen ehemaligen hochrangigen NPD-Funktionär erkannt, der auch in mehreren mittlerweile verbotenen Netzwerken eine zentrale Rolle gespielt habe.

Polizei bleibt vor Demo am kommenden Sonnabend gelassen

Es bleibt spannend: „Auch für nächsten Sonnabend melden die Grünen eine Gegendemo für unser Bündnis an“, sagt Paul Veit, der die Ankündigung der Impfgegner auf den Telegram-Kanälen verfolgt. Der 21-Jährige weiß, dass sie an jedem Sonnabend im Februar unterwegs sein wollen, aber „für März waren wir schneller mit den Anmeldungen, da werden die vielleicht wieder auf den Montag wechseln“, vermutet er und betont: „Die Querdenker müssen merken, dass sie keineswegs die Mehrheit der Gesellschaft repräsentieren und dass ihre Offenheit zu Akteuren aus dem rechtsextremen Spektrum uns abstößt.“

Während das Bergedorfer Bündnis gegen Rechts „dunkle Vorzeichen“ für die nächste Demo erahnt, bleibt die Polizei gelassen: Eine „der Lage angepasste Einsatzbereitschaft“ werde jederzeit aufmerksam geprüft – auch vor dem kommenden Sonnabend.

Das Bergedorfer Bündnis gegen Rechts hat zudem für den heutigen Montag zu einer Mahnwache auf dem Johann-Adolph-Hasseplatz aufegerufen.

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