Hamburg. Derzeit wird eine Anbindung zum Mittleren Landweg für 7250 Autos täglich geplant. Tempo 30 soll eine Zielvorgabe sein.

Sie wird die wichtigste Straßenanbindung für die Bewohner Oberbillwerders – aber mit möglichst wenig Verkehr. Keine leichte Aufgabe, die die Umweltbehörde dem Planer Frederick Aldenhoven vom Büro Argus gestellt hat: Auf den 1,4 Kilometern vom gut 15.000 Einwohner großen Zukunftsstadtteil Oberbillwerder bis zum Mittleren Landweg sollen weder kreuzende Amphibien gefährdet, noch das auf halber Strecke stehende Wäldchen gerodet werden. Und am besten plane er noch Vorfahrt für die drei kreuzendenden Reitwege ein sowie natürlich Tempo 30 auf ganzer Strecke.

Verkehr in Hamburg: Wie könnte eine Hauptstraße von und nach Oberbillwerder verlaufen?

„Die ganze Planung ist verkehrt aufgezogen“, sagt Jörg Froh, CDU-Verkehrsexperte.
„Die ganze Planung ist verkehrt aufgezogen“, sagt Jörg Froh, CDU-Verkehrsexperte. © Ulf-Peter Busse | Parteien

„Nicht alles davon ist mit den bestehenden Gesetzen vereinbar“, gestand Aldenhoven jetzt den Politikern im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung. Aber er habe versucht, den grünen Ideen möglichst nahe zu kommen. Wichtigste Grundlage dafür: Die Verkehrsprognose ist gegenüber 2018 noch mal deutlich reduziert worden. Statt rund 9000 Fahrzeuge, wie damals errechnet, sollen es jetzt bloß noch 7250 sein, die hier täglich von und nach Oberbillwerder rollen, wenn der ab 2026 entstehende Stadtteil in der zweiten Hälfte der 2030er-Jahre ganz fertiggestellt ist.

Also schrumpfte der Verkehrsplaner jede Richtungsfahrbahn der zweispurigen Straße auf enge 3,25 Meter und baute gleich mehrere Verschwenkungen ein: Zwei S-Kurven, um das Wäldchen zu verschonen und mehrere Aufweitungen des mittleren Grünstreifens, um den Reitwegen zumindest eine gefühlte Vorfahrt einzuräumen. „Das bremst die Geschwindigkeit deutlich, vielleicht sogar auf Tempo 30. Zugelassen sind hier aber natürlich 50 km/h“, so Frederick Aldenhoven.

Radschnellweg verbindet Oberbillwerder mit der City und dem Herzogtum Lauenburg

Gebaut wird die sogenannte „Landschaftsstraße“ mit viel Grün beiderseits und in der Mitte der Fahrbahn auf einem rund 1,50 Meter hoch aufgeschütteten Damm. Dessen 20 Meter Breite bietet auch dem Radschnellweg Geesthacht-Hamburg Platz, der Oberbillwerder mit der City und dem Herzogtum Lauenburg verbindet. Fußgänger sollen dagegen den Wartungsweg des Nördlichen Bahngrabens nutzen, der als mächtige Hauptentwässerung Oberbillwerders in einigen Metern Entfernung zur Straße in Richtung Bahndamm verläuft.

Noch komplizierter wird die Straßenplanung am Mittleren Landweg. Hier sollen die Autofahrer aus Oberbillwerder Vorfahrt in Richtung Süden zur Autobahn 25 bekommen. Nach Norden wird der Mittlere Landweg zur Nebenstraße, damit der schmale Billwerder Billdeich nicht zur Ausweichstrecke wird. Wie die Blechlawine Richtung A 25 aber durch die schmale Unterführung am S-Bahnhof passen soll, bleibt bisher offen. „Die ganze Planung ist verkehrt aufgezogen. Unter der Brücke sorgen schon die heutigen 3000 Autos am Tag für Probleme. Das muss gelöst werden, bevor mit der neuen Straße noch mal 8000 hinzu kommen“, fordert CDU-Verkehrsexperte Jörg Froh.

Der Mittlere Landweg ist besonders schmal - künftig noch mehr Berufspendler

Das größte Problem der Planer von Oberbillwerder liegt außerhalb des Zukunftsstadtteils – exakt 1,4 Kilometer westlich: Dort muss die wichtigste seiner drei Straßenanbindungen auf den schmalen Mittleren Landweg gefädelt werden. Für die kleine Straße bedeutet das 7250 Fahrzeuge zusätzlich, davon viele Berufspendler Richtung Hamburg.

„Wir haben uns gegen eine Ampel und auch gegen einen Kreisverkehr entschieden. Es wird eine abknickende Vorfahrtsstraße von Oberbillwerder Richtung Gewerbegebiet Allermöhe bis zur A 25 sein“, berichtete Planer Frederick Aldenhoven jetzt im Verkehrsausschuss. „Die Fahrt zum Billwerder Billdeich wird als Nebenstraße unattraktiv gemacht, wobei die Grundschule trotzdem gut erreichbar bleibt.“

Leerstehende Saga-Häuser östlich des Mittleren Landwegs werden abgerissen

Für die voraussichtlich 2023 schon als Baustraße eingerichtete Trasse nach Oberbillwerder werden die beiden bereits leerstehenden Saga-Häuser östlich des Mittleren Landwegs abgerissen. Zudem muss dessen Brücke über den Nördlichen Bahngraben Richtung A 25 auf doppelte Breite gebracht werden, damit der Verkehr aus Oberbillwerder überhaupt aufgenommen werden kann. Wie die Straße im weiteren Verlauf ausgebaut wird, vor allem in der Bahnunterführung am S-Bahn-Halt Mittlerer Landweg und im Gewerbegebiet Allermöhe, soll erst in einigen Wochen präsentiert werden.

Ebenfalls unklar ist noch, wie der Radschnellweg den Mittleren Landweg kreuzen soll. „Bisher planen wir mit einer ebenerdigen Querung ohne Ampel“, sagte Frederick Aldenhoven im Verkehrsausschuss. „Weit besser wäre eine Brücke, für deren Rampen auch genug Platz vorhanden ist. Bisher fehlt aber das Geld für den Bau und auch ihre Unterhaltung.“