Hamburg. Wer unter 18 Jahre alt ist, kann ungeimpft und sogar ungetestet in Bars, Clubs und Restaurants. Die Gesundheitsbehörde erklärt, warum.
Ein Stück Kuchen im Café, ein Abend im Steakhaus, ein Drink in der Bar: Seit dem heutigen Sonnabend gilt in Hamburg, dass nur noch Geimpfte und Genesene (2G) Zutritt zu bestimmten Bereichen wie Clubs, Bars, Cafés und Restaurants haben. Was vorher eine Kann-Regel war, ist nun also Pflicht. Doch es gibt eine Ausnahme: Jugendliche unter 18 Jahren dürfen weiterhin überall rein, ganz ohne Impfung oder Genesenen-Nachweis und sogar ohne einen Test. Eine Tatsache, die nun für deutliche Kritik sorgt: Gastronomen fürchten, dass die Jugendlichen unbemerkte Infektionstreiber in ihren Läden sind.
Unter 18-Jährige können ebenfalls unbemerkt Treiber der Corona-Pandemie sein
Levent Arova, Betreiber der Bergedorfer Cafés Bouquet (Alte Holstenstraße 62) und La Petit Rue (Sachsentor 29), gönnt den Jugendlichen zwar jeden Freizeitspaß. Doch diese Regelung findet er „komisch, und auch nicht in Ordnung“.
Denn schließlich könnten unter 18-Jährige genau wie andere unbemerkt Pandemietreiber sein. „Und ich muss ja auch meine Mitarbeiter und die anderen Gäste schützen.“ Er hat vielfach erlebt, dass die Jugendlichen ihren Sonderstatus derart verinnerlicht haben, „dass sie hier schon ohne Maske hereinspaziert kommen“.
Problematisch, wenn Familien gemeinsam zum Essen kommen
Für Bars oder Diskotheken, wo Minderjährige eher selten Gäste sind, sei das vielleicht kein Problem, so Arova. „Doch wir haben ja auch Familien als Gäste.“ Da sei es dann schwierig, von dem Hausrecht Gebrauch zu machen und von den Minderjährigen als einzigen doch noch einen Test zu verlangen. Denn den haben diese ja meist nicht gemacht. „Und dann gibt es natürlich lange Diskussionen mit uns.“
Levent Arova will nicht die Jugendlichen angreifen, „aber die Zahlen gehen richtig hoch, und wir müssen jetzt alle zusammenhalten“, meint er. Und Arova ist damit nicht allein.
Lola-Betreiber: Die Regeln müssten für alle gelten
Auch Andreas Laitenberger, Betreiber der Lola-Bar, hält das „grundsätzlich für ein Problem“. Es gehe nicht darum, irgendwem den Spaß zu verderben, doch müssten die Regeln für alle gelten. Wobei Laitenberger bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht hat, im Gegenteil: „Wir hatten im Oktober ein paar kleine Feiern. Da haben alle minderjährigen Jugendlichen, die nicht geimpft waren, ganz klar einen Test mitgebracht.“ Auch er würde aber nur ungern ungetestete Jugendliche in der Bar haben – und hofft auf Vernunft.
Gesundheitsbehörde betont: Schüler werden regelmäßig getestet
Die Ausnahme für Jugendliche habe aber einen guten Grund, erklärt Martin Helfrich, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde: „Es gibt nur eine einzige Bevölkerungsgruppe, die regelmäßig getestet wird. Und das sind Schüler“, stellt er fest.
Es sei verbindlich vorgeschrieben und werde in den Schulen auch professionell und konsequent umgesetzt, dass die Jugendlichen mehrmals die Woche getestet werden. So stellen sie kaum eine Gefahr dar. Unterdessen hat der Senat gestern angekündigt, die Verpflichtung zur 2G-Regel verstärkt zu kontrollieren. Bei Verstoß drohen Bußgelder.