Bergedorf. Bis Ende Februar werden in Bergedorf mehr Bäume gefällt als dann später nachgepflanzt. Den Grund erklärt Grünchef Wolfgang Charles.

Mehr als 600 Bäume in Bergedorfs Parks, zahlreichen Privatgärten und an seinen Straßen sind in diesen Wochen Ziel von Motorsägen. Die seit Oktober laufende Fällsaison 2021/22 steuert gerade auf ihren Höhepunkt zu. Denn Eile ist geboten: Laut Hamburgischer Baumschutzverordnung müssen alle Sägen spätestens am 1. März verstummt sein. Dann ist Ruhe Pflicht, um die Kinderstuben der Tierwelt nicht zu stören.

Entsprechend voll sind die Terminkalender der Grünabteilung des Bezirksamts und der von ihr beauftragten Unternehmen. In den Parks sollen 202 Bäume fallen, zudem 120 an den Straßen. Und noch mal so viele hat das Amt auf Antrag von Grundstückseigentümern zum Fällen auf Privatflächen freigegeben. „Das werden noch mehr. Täglich laufen E-Mails ein“, sagt Thorsten Ritter, Baumexperte des Bezirks. „Rund 90 Prozent der Anfragen werden genehmigt, weil die Bäume morsch und von Pilzen befallen sind, weil sie zu eng stehen oder einem Bauvorhaben im Weg sind.“ Genehmigungen vom Bezirksamt sind für private Fällungen erforderlich, sobald ein Baum in 1,30 Metern Höhe einen Stammumfang von 80 Zentimetern hat.

Charles: „Auch wir vom Bezirksamt pflanzen lieber Bäume, als Bergedorfs Bestand zu dezimieren.“

Während die privaten Anträge in etwa den Zahlen der vergangenen Jahre entsprechen, ist die Liste für den öffentlichen Grund deutlich kürzer als sonst. Das Minus von gut 20 Prozent begründet Grünchef Wolfgang Charles ganz pragmatisch: „Gefällt wird nur, wenn die Bäume nicht mehr standsicher sind oder sich gegenseitig beeinträchtigen.“ Selbst wenn die Fällsaison regelmäßig Anlass zu teils scharfer Kritik sei: „Auch wir vom Bezirksamt pflanzen lieber Bäume, als Bergedorfs Bestand zu dezimieren.“

Ähnlich sehen das die Bezirkspolitiker, die die Fällliste jetzt im Umweltausschuss ganz ohne Diskussion zur Kenntnis genommen haben. Beim Studium der acht Seiten fällt allerdings auf, dass es zwar für fast jeden Straßenbaum einen neuen geben soll – für die 202 zu fällenden Bäume in Bergedorfs Parks aber keinen einzigen. Das Feld „Ersatzpflanzung“ bleibt dort leer.

Nicht überall wird nachgepflanzt - Bergedorfs Parks sollen nicht zu Wäldern werden

„In den Parks nehmen wir fast ausschließlich Bäume heraus, die sich selbst ausgesät haben. Die stehen dann entweder sehr dicht oder beeinträchtigen sich so stark, dass sie nicht standfest sind“, sagt Wolfgang Charles. „Nachpflanzungen machen deshalb weder an Ort und Stelle Sinn, noch können wir sie anderswo auf den Grünflächen vornehmen. Schließlich wollen wir Bergedorfs Parks nicht zu neuen Wäldern machen, sondern als grüne Naherholungsbereiche mit Rasen- und Buschflächen sowie teils ausgedehnten Beeten erhalten.“

Sehr viel geholzt wird in den Parks am Bornbrook, wo 16 Bäume auf der Liste stehen, entlang des Wanderwegs am Schleusengraben mit elf zu fällenden Weiden und im Grünen Zentrum Lohbrügge mit 14 Bäumen. Spürbaren Kahlschlag an den Straßen gibt es am Doktorberg, wo fünf Bäume aus der Zierkirschen-Allee verschwinden. Zudem werden mächtige Kastanien am Lohbrügger Markt und an der Ernst-Henning-Straße gefällt.