Hamburg. Testbetrieb der autonomen Shuttle in Bergedorf geht zu Ende. Für die Kleinbuss gibt es viel Lob aber auch Kritik. Wie es weitergeht.
Die erste Auswertung ist schneller, als die E-Moin-Shuttlebusse, die durch Bergedorf gerollt sind: Nur einen Tag nach dem planmäßigen Ende der sechswöchigen Anbindung des Villengebiets per autonom fahrenden, maximal 18 km/h langsamen Sechssitzern an den Bahnhof, kam Montag die erste Bilanz. Demnach wertet der Betreiberverbund aus VHH, Continental, Dekra, EasyMile und Deutschem Luft- und Raumfahrtzentrum das Forschungsprojekt „insgesamt als Erfolg“.
Autonomes Fahren: Shuttle haben Gäste kostenlos zum Ziel gebracht
Als eines von elf „Real-Laboren“ des internationalen ITS-Kongresses der Mobilitätsforscher im Oktober in Hamburg hat Bergedorf so Geschichte geschrieben: Noch nie zuvor ist ein ganzer Stadtteil mit dem nächsten Bahnhof verbunden worden und nicht bloß eine Buslinie durch selbstständig fahrende Wagen ersetzt worden. Kostenlos an sieben Tagen in der Woche zwischen 8.30 und 19.30 Uhr konnten die weißen Kleinstbusse "E-Moin" per App oder Telefon geordert werden. Sie fuhren dann binnen weniger Minute vor und brachten die Fahrgäste zum individuell gebuchten Ziel.
Laut Bilanz legten die drei E-Moin-Shuttles zusammen 1325 Kilometer zurück. Sie beförderten mehr als 1000 Fahrgäste, vor allem zwischen 14 und 15 Uhr sowie zwischen 16 und 18 Uhr. Leerfahrten habe es kaum gegeben, alles sei unfallfrei abgelaufen. Die Nutzer, darunter schnell viele Stammgäste, hätten „übereinstimmend von einem angenehmen, sicheren und komfortablen Fahrgefühl“ berichtet. Und das obwohl das Villengebiet die Technologie mit seinen vielen parkenden Autos, dem Kopfsteinpflaster und seinen teils engen und ansteigenden Straßen „auf Herz und Nieren geprüft“ habe.
Feste Abfahrtzeiten für E-Moin am Bahnhof Bergedorf?
Für die Zukunft sei zu überlegen, zumindest an stark nachgefragten Tageszeiten eine Mischung aus bestellten Fahrten und festem Linienverkehr anzubieten. Sinnvoll seien „zum Beispiel feste Abfahrtzeiten am Bahnhof Bergedorf“. Eine detailliertere Auswertung soll in den kommenden Wochen erfolgen.
Ganz so positiv wurde das Projekt nicht von allen Villengebietsbewohnern aufgenommen. Für viel Kritik sorgten vor allem die umfangreichen Parkverbote und die zahlreichen Einbahnstraßen, die für den sicheren Betrieb der E-Moin-Shuttlebusse schon Monate vor dem Projektstart eingerichtet wurden.
Laut VHH sollen sie jetzt umgehend aufgehoben werden. Zudem sorgt die extreme Langsamkeit dieser Mobilität der Zukunft für Schmunzeln. Selbst die möglichen 18 km/h wurden aus Sicherheitsgründen nie erreicht. Gewöhnlich fuhren die E-Moins unter 10 km/h – kaum schneller als ein Fußgänger.