Bergedorf. Ab heute können alle Bergedorfer den autonomen Busshuttle nutzen. Wir haben eine Probefahrt gemacht und den besonderen Bus getestet.
Langsam rollt der selbstfahrende Busshuttle mit mir als Passagier über den roten Teppich und verlässt das Gelände. „Bing“, ertönt das Startgeräusch aus den Lautsprechern. Es ist die zweite Bergedorfer Fahrt mit Gästen. Der „E-Moin“ überquert den Bürgersteig, fährt um die Kurve auf das Kopfsteinpflaster am Bult – und hält mitten auf der Straße an. „Da ist er zu nah an einen Bürgersteig gekommen“, erklärt Operator Oliver Schneider, der aufpasst, dass der Bus wirklich selbstständig läuft. „Ist der Abstand zu gering, hält der Bus an.“
Doch schon wenige Sekunden später wackelt der fast lautlose Elektro-Shuttle wieder über das Pflaster. Nur ein leises Surren ist zu hören. In den Reinbeker Weg eingebogen läuft das bis zu 18 km/h schnelle Gefährt erst mal ganz flüssig. Trotz der geringen Geschwindigkeit ist Anschnallen hier Pflicht.
Busstandort von „E-Moin“ kann live verfolgt werden
Auf den vielen Bildschirmen, die in den Ecken des Fahrzeugs hängen, kann der Busstandort mitverfolgt werden: In verschiedenen Farben leuchtet die umliegende Häuser und Straßen auf dem Radar, mittendrin der „E-Moin“, der er als grüner Punkt durch die Straßen wandert. Auf einem anderen Schirm sind die Live-Aufnahmen der Buskamera zu sehen, die den Straßenrand abfilmt.
Die Gäste sollen jederzeit beobachten können, was der Bus über die Radare und Kameras „wahrnimmt“, um sich zu orientieren. Mit dem „Lidar-Sensor“ auf dem Dach des Busses könne er bis zu 200 Meter weit entfernte Objekte registrieren, erklärt Schneider. Die großen Häuser des Villenviertels ziehen vorbei, die Farben der Außenwelt wirken durch die getönten Scheiben abgestumpft.
„E-Moin“ hält nur auf Abruf
Wieder ein Stopp, vorsichtig fährt das Mobil an den Straßenrand. Diesmal: eine Haltestelle am Reinbeker Weg – extra für die Testfahrt in das System einprogrammiert. Ab heute ist er für alle Bergedorfer da und er soll nur noch „on demand“ also auf Abruf anhalten. Inmitten der sechs Sitze steht Operator Oliver Schneider. Eigentlich ist er VHH-Busfahrer, bereits im Mai hat er bei Continental in Frankfurt am Main eine mehrtägige Fortbildung für den „E-Moin“ gemacht.
Der Bus rollt um die Ecke, biegt in den Gräpelweg ein, ein bisschen wie in Zeitlupe fühlt sich die Fahrt an – aber man kommt voran. Wären da nur nicht diese Hindernisse, die immer wieder die Sensoren irritieren. Meist seien das Äste, die auf die Straße hängen und für den Bus als Hindernis wahrgenommen werden, sagt Schneider. Starker Regen könne ebenfalls ein Auslöser sein. Auch wenn es an einigen Stellen hakt: „Besser so, als wenn er alles überrollen würde“, sagt einer der Mitfahrer.
Auch die Bremsen beim „E-Moin“ funktionieren tadellos
Am Ende gibt es dann einen richtigen Ruck: Als mein „E-Moin“ über den roten Teppich in seine Garage gleiten möchte, wird eine Vollbremsung ausgelöst. Immerhin beruhigend, dass das Mobil wirklich bremst, wenn es sein muss.
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Die autonomen Busse verbinden nun im Rahmen eines Forschungsprojekts fünf Wochen lang Besucher mit Sachsentor und Bahnhof. Wer selbst eine Fahrt mit dem Shuttle wagen möchte, kann das täglich und kostenlos von 8.30 bis 19.30 Uhr tun. Die Nacht benötigen die Elektro-Shuttles, um ihre Akkus aufladen zu lassen. Am Tag können sie per App oder Telefon angefordert werden. Das futuristische „E-Moin“-Projekt endet 31. Oktober.