Hamburg.

Blankeneser Kino: Teppich, Plüsch und Dorf-Atmosphäre

Verena Fischer-Zernin: Wo sich das Blankeneser Kino in eine Wegbiegung schmiegt, abseits des Marktgewimmels, wähnt man sich beinahe noch in dem Dorf, das der Ort einst gewesen ist. Eintrittskarten und Popcorn kaufen die Leute an einem Tresen aus altem, dunklen Holz, dann schlängeln sie sich die schmale Treppe hinauf zu den beiden Sälen, die auch nicht gerade riesig sind.

Teppich und Plüsch inklusive, klar. „A Most Wanted Man“ habe ich dort mit meinem Ältesten gesehen, bevor er Hamburg verließ, mit dem pubertierenden Jüngsten „Boyhood“ und, vor langer Zeit, „Hände weg von Mississippi“ mit meiner Tochter. Jeder einzelne Film ist ein familiärer Meilenstein, ein Erinnerungsstück. Es hat eben alles seine Zeit. Und das Blankeneser Kino sorgt für die richtige Stimmung dazu und den Platz im Programm.

BLANKENESER KINO:

  • Blankeneser Bahnhofstraße 4, 22587 Hamburg
  • www.blankeneserkino.de
  • Tel. 040 – 862 421
  • 2 Säle, insgesamt 183 Sitzplätze
  • Keine eigene Gastro

Metropolis: Ein Schatzarchiv mit 5000 Raritäten

Annette Stiekele: Ein Besuch des Me­tropolis Kinos in der Kleinen Theaterstraße 10 ist wie eine Reise in vergangene Zeiten. Das liegt nicht nur an der Ausstattung mit den rot-plüschigen Sitzen und den Art-déco-Lampen. Hier wird seit 1979 Film als Kunstform noch zum stilvollen Erlebnis. Reihen und Klassiker aus dem mehr als 5000 Filme umfassenden Schatzarchiv, die sonst nur und eher selten im Fernsehen laufen, sind hier auf großer Leinwand zu erleben.

Zur Hälfte sogar noch analog auf 35-Millimeter-Film. Man könnte jeden Tag im Metropolis verbringen, um sich cineastischen Genüssen wie etwa einer ganzen John Cassavetes-Reihe hinzugeben. Seit seinem Umzug in den Neubau ist das Herzstück, der 270-Plätze-Saal, weiterhin historisch, das Foyer aber zeitgenössisch. Denn bei aller Nostalgie ist das Metropolis-Kino vor allem eines: zeitlos.

METROPOLIS:

  • Kleine Theaterstrasse 10, 20354 Hamburg
  • www.metropoliskino.de
  • Kartentelefon: 040 – 34 23 53
  • 1 Saal, 281 Sitzplätze (Hamburg.de: 270)
  • Gastro: Kleine Bar

Magazin: Und an Sonntagen gibt’s Hamburg historisch

Stefan Reckziegel: Ein Kino mitten in einem Wohngebiet, noch dazu in einer von Fritz Schumacher erbauten Anlage? Ein kleines Wunder. Filmkunsttheater nennt sich das Magazin, und Kinobesuche gleichen hier auch einer Reise in die Schulzeit der 70er-Jahre. „Die Rocky Horror Picture Show“, die 1977 im Magazin Deutschland-Premiere hatte, hat Geschäftsführer Arndt Eggers Ende Januar zum 45. Geburtstag des Kinos in Winterhude noch mal ins Programm genommen.

Aber im 370-Plätze-Saal mit schön breiter Leinwand lohnen auch neue Filme. Dazu kommen sonntags Wieder- und Neuentdeckungen historischer Hamburg-Filme – nachdem das nostalgisch wirkende Foyer durchschritten ist. Auch das eine Zeitreise mit viel Charme. Und: Statt Nachos und Popcorn gibt es hier handgepackte Nasch­tüten und ein großes Lolli-Sortiment.

MAGAZIN:

  • Fiefstücken 8a, 22299 Hamburg
  • www.magazinfilmkunst.de
  • Kartentelefon: 040 - 511 39 20
  • 1 Saal, 370 Sitze
  • Gastro: Snackangebot

Passage: Hamburgs ältestes Kino lebt von treuen Kunden

Volker Behrens: Das Passage-Kino ist der Dino unter den Hamburger Kinos. 1913 eröffnet, schrieb damals das „Hamburger Fremdenblatt“: „Sehr üppig ist der Vorraum mit seinem breiten Treppenaufgang zum Balkon. Er strotzt von Marmor und echten Hölzern, von Perserteppichen und Lichtluxus.“ Im Zweiten Weltkrieg wurde es von Bomben getroffen, in den 70er-Jahren in drei Kinos aufgeteilt. 2009 wurde es geschlossen.

Heute ist das Kino in der Mönckebergstraße wieder schön anzusehen, nachdem Heinz Lochmann es im Art-déco-Stil umbauen ließ und ein Jahr später wieder eröffnete. „Im Kino erwarten die Leute etwas anderes als auf der Couch, hier wollen sie etwas erleben“, sagt Theaterleiter Nils Krüger. Das Passage-Kino habe bemerkenswert viele Stammkunden. Von Kinokrise sieht er in seinem Lichtspielhaus keine Spur.

PASSAGE:

  • Mönckebergstraße 17, 20095 Hamburg
  • www.das-passage.de
  • Tel. 040 – 468 668 628
  • 3 Säle, insgesamt 635 Sitzplätze
  • Bar im Foyer

Holi: Der handbemalte Vorhang in Saal 1 steht unter Denkmalschutz

Vera Fengler: An den ersten Kuss erinnert man sich. Auch an den ersten Besuch im Lieblingskino? Leider nicht, aber es war sicherlich ein französisches Drama. Schließlich ist das Holi (die Hochhauslichtspiele) in Harvestehude die letzte intellektuelle Bastion im Cinemaxx-Unterhaltungsimperium, und die verspricht seit ihrer Gründung 1951 ein anspruchsvolles Programm: Zehnmal im Jahr werden Liveübertragungen aus der New Yorker Metropolitan Opera gezeigt, ab und zu finden auch noch Premierenfeiern statt.

Der handbemalte Vorhang in Saal 1 steht wie die gegenüberliegenden Grindelhochhäuser unter Denkmalschutz. Stets plätschert der Springbrunnen beruhigend im Eingangsbereich. Es ist ein Kino für alle Lebenslagen: Beste-Freunde-Kino, stilvoller Rahmen fürs Date oder auch, um mal ganz allein einen tollen Film zu genießen.

HOLI:

Abaton: Wo Regisseure und Schauspieler ihre Fans besuchen

Karin Franzke: Freunde nennen es mein zweites Wohnzimmer. Kein Wunder, von meinem ersten Wohnzimmer zum Abaton sind es nur fünf Minuten zu Fuß. Kein Fernsehprogramm, kein Streaming-Dienst übt auf mich diese Faszination aus wie das mehrfach ausgezeichnete Programmkino im Grindelviertel. Es ist die Mischung aus europäischen Filmen und anspruchsvollen Movies, vorzugsweise im Original mit Untertiteln, und aus Dokumentationen.

Ganz besonders interessant sind die Abende mit Regisseuren, Schauspielern, Autoren. Mit einer klugen Auswahl an Kinderfilmen wird auch die nächste Generation für bewegte Bilder begeistert. Die drei Säle sind behutsam renoviert, und nachdem vergangenen Sommer auch die Bar aufgehübscht wurde, macht es Ignatio, seiner Frau Andrea und ihrem Team am Tresen noch mehr Spaß.

ABATON:

  • Allendeplatz 3, 20146 Hamburg
  • www.abaton.de
  • Tel. 040 – 41 320 320
  • 3 Säle, insgesamt 486 Sitzplätze
  • Kinobar im Foyer und extra Bistro

3001: Die Reihe Bambino lockt schon die Kleinsten

Heinrich Oehmsen: Im Schanzenhof zwischen Susannen- und Schanzenstraße liegt das Kino 3001. Obwohl es nur einen Saal mit 91 Plätzen hat, bietet das Programm große Vielfalt durch seine Reihen und Specials. Regelmäßig laufen im Cine Club Español Filme von jungen spanischen Regisseuren, das Cine Cubano widmet sich der Szene in Kuba, im Cine Club Obscura laufen artifizielle Horrorfilme.

Die Reihe Bambino wendet sich an Kita-Kinder, die über Kurzfilme erste Erfahrungen mit der großen Leinwand machen sollen. Denn das ist das 3001 auch: ein sympathischer Ort für Kinogänger, die an Arthouse-Filmen interessiert sind, die meistens im Original mit Untertiteln gezeigt werden. Nach den Vorstellungen kann man im Sommer im idyllischen Innenhof bei einem Glas Wein über den gerade gesehenen Film diskutieren.

3001 KINO:

  • Schanzenstrasse 75 (im Hof), 20357 Hamburg
  • www.3001-kino.de
  • Kartentelefon: 040 - 43 76 79
  • 1 Saal, 91 Sitzplätze
  • Gastro: Bar

Savoy: Filme in Originalfassung und Sitze zum Versinken

Holger True: Der Weg ist das Ziel? Stimmt im Fall des Savoy Kinos sicher nicht; es gibt definitiv angenehmere Gegenden als den schmuddeligen Steindamm, an dem es auf halber Strecke zwischen Hauptbahnhof und Lohmühlenstraße liegt. Aber: dieses großartige Filmprogramm! Fast ausschließlich Originalfassungen, dazu der Filmclub, in dem Klassiker wie „Der Exorzist“ oder „Das Leben des Brian“ noch einmal in voller Pracht zu genießen sind.

Auf einer 18 mal 8 Meter großen Leinwand, im 7.1. Dolby Surround Sound. Herrlich! Doch Optik und Klang sind im Savoy nur die halbe Miete. Nirgendwo sitzt man so bequem wie in einem der 324 kuscheligen Ledersessel mit breiten Armlehnen und endlos Platz auch für XXL-Beine. Economy war gestern, im Savoy ist alles Business Class.

SAVOY:

Zeise: Hier fühlt man sich auch ohne Begleitung nicht allein

Maike Schiller: Ein Kino wird erst dann zum Stammkino, wenn man sich dort auch ohne Begleitung nicht allein fühlt. Das trifft für mich aufs Zeise-Kino in Ottensen zu. Obwohl es mitten im Viertel liegt, in Fußnähe zu zahlreichen Kneipen, Cafés, Restaurants, wirkt es in den Zeisehallen, einer ehemaligen Schiffsschraubenfabrik, manchmal fast versteckt. Dabei prangt über dem Haupteingang der Hallen ein stets aktuelles, drei mal drei Meter großes und handgemaltes (!) Filmplakat.

Erst kürzlich hat Matthias Elwardt die Leitung übernommen und der Cineast führt in drei Sälen fort, was er im Abaton begonnen hat: eine anspruchsvolle Filmauswahl (am liebsten im Original oder OmU), regelmäßig sprechen Gäste über ihre Arbeit: Regisseure, Autoren, Schauspieler. Es gibt Popcorn, aber keine käsigen Nachos – und genau so muss es natürlich sein.

ZEISE:

  • Friedensallee 7-9, 22765 Hamburg
  • www.zeise.de
  • Tel. 040 – 30 60 36 82
  • 3 Säle, insgesamt 523 Plätze
  • Keine eigene Gastro