Bergedorf. Das Stuhlrohrquartier in der Bergedorfer Innenstadt nimmt planerisch Formen an. Auf der Fläche sollen nicht nur Wohnhäuser entstehen.
Mühevoll ist das Verfahren gewesen, um das Stuhlrohrquartier, prestigeträchtigstes Wohnbauprojekt in Bergedorfs City, seit Ende 2008 voranzutreiben. Nach zwischenzeitlichem Eigentümerwechsel und Einwänden einer Bürgerinitiative im Jahr 2018 zeigt sich das Projekt im zweiten Planungsentwurf deutlich geschrumpft. Die gesamte Quartiersfläche beträgt noch 106.543 anstelle ursprünglichen 150.000 Quadratmetern. Der überwiegende Teil der Gebäude wird vier bis sechsgeschossig sein. Nur 15 Prozent sollen sieben Stockwerke hoch gebaut werden.
Nun präsentierten Architektin Sonja Moers vom Frankfurter Büro Raumwerk und Eva Weiß, Geschäftsführerin der Buwog Bauträger GmbH, im Stadtentwicklungsausschuss den überarbeiteten Siegerentwurf. Auf dieser Grundlage ist das künftige Quartier charakterisiert durch eine kleinteiligere Aufteilung der Gebäude, zudem mit einer bewusst heterogenen Struktur, also unterschiedlichen Gebäudehöhen. „Das entspricht der Bergedorfer Innenstadt“, meinte die über Skype zugeschaltete Moers.
Neues Viertel in Bergedorf soll weitestgehend autofrei werden
Diese Heterogenität wird weiter betont: Die Buwog will fünf Eckgebäude an verschiedenen Quartierseingängen von unterschiedlichen Architekten konzipieren lassen und startet dazu einen Ideenwettbewerb mit acht Teilnehmern. Die jeweiligen Sieger sollen auch die Gebäudegestaltung im Quartiersinneren übernehmen. Dort wird es ein zentrales Gebäude, das Multi-Use-Gebäude, als neue Mitte mit Kiosken, Gastronomie oder Co-Working-Spaces in den unteren beiden Etagen und Wohnungen in den weiteren drei Etagen geben.
Das Stuhlrohrquartier soll weitestgehend autofrei werden außer für den Lieferverkehr, Versorgungsdienste und Notfallfahrzeuge. „Dadurch erreichen wir eine höhere Qualität für unsere Freiraumflächen“, erläuterte Sonja Moers, „wir wollen den privaten Autoverkehr schnell unter die Erde bringen.“ Idealerweise in eine von vier Tiefgaragen. Die Wohn- und Aufenthaltsqualität soll weiter durch begrünte Innenhöfe gesteigert werden, ebenso durch barrierefreie Plateaus, die als Treffpunkt der Nachbarschaft fungieren sollen.
Ungefähr 1000 Wohnungen könnten entstehen
„Die Anzahl der Wohnungen im Stuhlrohrquartier ist noch nicht festgelegt“, ergänzte Bergedorfs Baudezernent Uwe Czaplenski und verwies auf das noch ausstehende B-Plan-Verfahren. Als Richtwert nannte er auf Nachfrage eine Größenordnung von 1000 Wohnungen.
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Die Politik goutiert die Überarbeitung: Peter Gabriel (SPD) outete sich als Fan des ersten Entwurfs, „der war aber ja nicht gewollt“. Entwurf Nummer zwei sei nun ebenfalls „sehr gelungen, er verspricht Vielfalt“. Das findet auch Eckhard Kolwa (CDU), dem der Wettbewerbsgedanke zusagt und der von einem „Vorzeigequartier“ spricht, „weil von vornherein die Urbanität mit eingeplant wird“.
Bürgerinitiative hatte Gewerbefläche vorgegeben
Unsicherheiten bleiben sowohl bei der Politik als auch dem Investor, was die Vermietung der 15.000 Quadratmeter für Gewerbefläche, eine Vorgabe der Bürgerinitiative, anbelangt.