Bergedorf. Seit Jahrzehnten stehen die historischen Zeiger der Ernst-Henning-Schule in Bergedorf still. Doch jetzt scheint eine Reparatur möglich.

„Das Reh springt hoch, das Reh springt weit. Wieso auch nicht, es hat ja Zeit.“ Mit diesen Worten hätte sich Heinz Erhardt sicher auch über die Kinder gefreut, die fröhlich über den Hof der Ernst-Henning-Schule toben – wenn denn bloß die Pausenglocke nicht wäre! Dann muss wieder gelernt werden. Bloß die Uhrzeit zu lesen, lernen sie hier nicht: Seit Jahren schon steht die hübsche Uhr am denkmalgeschützten Schulhaus still. Dabei war man 1915 noch so stolz auf den Anbau der Mädchenschule, deren Turnhalle mit einem Uhrtürmchen gekrönt wurde.

Sabine Brüntrup ist seit 21 Jahren im Sekretariat der Ernst-Henning-Schule und kann sich nicht erinnern, dass sich die Zeiger jemals bewegt hätten: „Zum Hundertjährigen hat man sich mal bemüht, sie heil zu machen. Das war sehr teuer, und funktioniert hat sie nur zwei Tage lang.“ Wohl aber fände sie eine Spendenaktion gut, um das Laufwerk wieder in Funktion zu bringen.

Zeitlos vergeht der Unterricht für die Schüler in Bergedorf

Die goldenen Ziffern und Zeiger an der Ernst-Henning-Schule seien wirklich wunderschön, findet auch FDP-Politikerin Sonja Jacobsen, die durch ihre beiden Kinder auf das Problem aufmerksam wurde: „Gerade für Grundschulkinder, die oft noch kein eigenes Zeitmessgerät bei sich führen, ist eine Uhr, die zuverlässig anzeigt, wie lange denn noch Pause ist, eine gute Motivation, die Uhr zu lernen“, schrieb sie an das Bezirksamt mit der Bitte um Hilfe.

„Fehlanzeige“, lautet die Antwort, schließlich sei hier Schulbau Hamburg zuständig. Dort war immerhin zu erfahren, dass ein beauftragtes Uhrmacherunternehmen die Uhr begutachtet habe, „parallel erstellt das Unternehmen eine Zeitplanung für die anstehende Reparatur“, antwortet die Verwaltung.

Wird die Bergedorfer Schuluhr im Herbst endlich repariert?

„Ich will ja nicht nur meckern, sondern eine Lösung finden, damit auch deutlich wird, dass wir die Kinder ernst nehmen“, meint Sonja Jacobsen – und wundert sich, warum das so kompliziert sein soll. „Auf jeden Fall im Herbst soll sie repariert werden“, weiß indes Schulleiter Thorvald Brandt, der „am Thema dran ist“. Immerhin möchte er, dass alle 450 Grundschüler pünktlich sind: „Wäre schon gut, wenn sie geht.“

Vielleicht wird sogar ganz schnell an der Uhr gedreht, so Imme Mäder. Die Sprecherin der Finanzbehörde weiß, dass der Antrieb und das Steuerelement defekt sind: „Die defekten Teile sind tief im Turm verborgen und erschweren aufgrund ihrer Erreichbarkeit die Arbeiten. Sofern die benötigten Ersatzteile bald geliefert werden, ist die Reparatur für Anfang September geplant.“ Die Kosten sollen rund 2000 Euro betragen.