Hamburg. Die Stadtteilgeschichte von Bergedorf-Süd soll mit einem Rundgang wieder lebendig werden. Viele kleine Gassen haben Geschichten.
Durch die Bergedorfer Straße von der City und dem Sachsentor abgetrennt, erstreckt sich südlich des Verkehrslärms einer der interessantesten Stadtteile im Bezirk: Bergedorf-Süd ist gut 100 Jahre alt und geprägt von kleinen Gassen, Wohn- und Handwerkerhäusern, die viele Geheimnisse haben.
Genau dieser Stadtteilgeschichte wollen die Historiker vom Kultur- & Geschichtskontor am nächsten Sonnabend, 21. August, ab 14 Uhr auf den Grund gehen. Der etwa zweistündige Rundgang des ehemaligen Kontorchefs Christian Römmer startet am Neuen Weg 54, wo heute die Geschäftsstelle des Grundeigentümervereins in einem kleinen grauen Holzbau mit Türmchen residiert.
Die Stadtteilgeschichte von Bergedorf-Süd hat viele Geheimnisse
Es handelt sich um den Nachbau des Kassenhäuschens vom ersten Bahnhof Bergedorfs. Hier endete ab Mai 1842 die erste Eisenbahn Norddeutschlands. Die kaum 20 Kilometer kurze Linie führte von Hamburg hierher und machte Bergedorf zum beliebten Ausflugsziel, ja sogar zum Luftkurort.
Rund um die Station entstand das „italienische Viertel“ mit vielen Ausflugslokalen. An seine Zeit erinnert heute der Name Frascatiplatz. Das heutige Geesthachter Gleis gleich nebenan ist übrigens weit jünger: Es wurde erst 1906 eingeweiht.
In Bergedorf-Süd steht das älteste erhaltene Schulgebäude Hamburgs
Doch Römmer vom Kultur- & Geschichtskontor wird noch viele andere geschichtsträchtige Orte in Bergdorf-Süd ansteuern. Unter anderem die heutige Rudolf-Steiner-Schule. Sie residiert im ältesten Schulgebäude Hamburgs, gebaut 1854 für die Bergedorfer Stadtschule. Zu ihr gehört auch die Hasse-Aula von 1909 an der Hassestraße, die gerade vor ihrer Sanierung steht.
Bergedorf-Süd gilt als Bergedorfs Gründerzeit-Stadtteil: In großen Teilen zwischen 1900 und 1910 entstanden, wurden hier Wohnungen für die gehobene Arbeiterschicht und die Angestellten gebaut, nachdem die Industrialisierung Bergedorf einen wirtschaftlichen Aufschwung beschert hatte.
Stadtteilgeschichte von Bergedorf-Süd: Badezimmer statt Klo auf dem Hof
Das bedeutete Badezimmer in den Wohnungen – und endlich kein Klo mehr auf dem Hof. Viele Details von damals, etwa originale Balkongitter und Gebäude-Verzierungen aus Bergedorf-Süd, sind erhalten.
Wer beim Rundgang dabei sein will, braucht sich nicht anzumelden. Allerdings werden wegen der Corona-Vorschriften nur die ersten 20 Gäste mitgenommen. Die Teilnahme kostet 8 Euro.