Bergedorf/Sosúa. Das „Castillo Mundo King“ von Rolf Schulz aus Bergedorf ist ein Touristen-Ziel geworden. Schulz ist ein Künstler mit bewegtem Leben.

Türme und Türmchen ragen in den Himmel über diesem skurrilen Schloss. Pfeiler, Rundbögen, Wappen und Schriftzüge ergeben das Bild eines gigantischen Traumgebäudes, das einer wilden Fantasie entsprungen sein muss. Und so ist es auch.

Das „Castillo Mundo King“ in Sosúa an der Nordküste der Dominikanischen Republik ist das Werk eines Künstlers aus Bergedorf, den manche als genial beschreiben, andere als schwierig: Rolf Schulz (1942-2018). Das Schloss, lange Zeit nur Eingeweihten bekannt, hat es inzwischen zu großer Bekanntheit gebracht. Das Castillo ist sozusagen eine Bergedorfer Berühmtheit in der Karibik.

Bergedorfer hat „Castillo Mundo King“ erschaffen

Türmchen, Figuren, Skurrilitäten: Das Castillo Mundo King ist ein bunter Mix aus vielen Elementen. Für Rolf Schulz war es nie ganz fertig, er arbeitete beständig daran. Die Tür des Schlosses war immer offen. Rolf Schulz selbst lebte bescheiden in einem Seitentrakt.
Türmchen, Figuren, Skurrilitäten: Das Castillo Mundo King ist ein bunter Mix aus vielen Elementen. Für Rolf Schulz war es nie ganz fertig, er arbeitete beständig daran. Die Tür des Schlosses war immer offen. Rolf Schulz selbst lebte bescheiden in einem Seitentrakt. © BGDZ | Michael DeMinico

„Wohl kein Besucher vom Castillo Mundo King … wird es gleich beschreiben. Es gibt zu viel zu entdecken, unglaublich viele Eindrücke scheinen Raum und Zeit auszufüllen, zugleich zu verbinden und doch auch aufzulösen“, schrieben etwa 2019 die „Hispaniola News“. „Jeder Blickwinkel, jede Etage, jeder Raum oder Abschnitt offenbart Neues, Vorhandenes, Gefühltes und auch Unbeschreibliches.“

Auf Touristenportalen wie „TripAdvisor“ finden sich zudem etliche Kommentare über das Castillo — von „psychedelisch und krank“ oder „heruntergekommen“ bis hin zur Meinung: „Einmalig tolles Erlebnis“ und „beeindruckend“. Inzwischen hat Rolf Schulz sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Und der New Yorker Filmemacher Michael deMinico drehte eine einstündige Dokumentation über Schulz, zu sehen bei Amazon Prime in Amerika (nicht in Europa).

Bis zu seinem Tod hatte Rolf Schulz, der an Aliens glaubte und sein Schloss entsprechend gestaltete, Besucher noch selbst durchs Castillo geführt. Der Künstler, der drei erwachsene Kinder in Hamburg hat, zwei davon in Bergedorf, wurde von seiner Tochter Mirja Kraemer bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Er selbst lebte aber eher in seiner eigenen Welt. Er sei noch bis vor seinem Tod „voller Tatendrang“ gewesen, sagt Mirja Kraemer. „Er ist dann ganz plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben.“ Kurz zuvor hatte er noch den fertigen Schnitt des Dokumentarfilms über sich gesehen.

Im Sachsenwald realisierte er das Projekt „Brüllwald“

Rolf Schulz (1949-2018) lebte lange Zeit in Bergedorf.
Rolf Schulz (1949-2018) lebte lange Zeit in Bergedorf. © BGDZ | Michael DeMinico

Michael deMinico zeichnet in seinem Film das Leben und Wirken von Schulz nach. An manche Etappe werden sich die Bergedorfer noch erinnern. Rolf Schulz, der einst am Steinkamp in Bergedorf lebte, war selbstständiger Bauingenieur und Grundstücksverwalter und verdiente gutes Geld.

Bereits Mitte der 1980er-Jahre begann er, wohl auch auf der Suche nach einem neuen Lebenssinn, sich der Kunst zuzuwenden. Und brachte es zu einiger Berühmtheit. Projekte wie sein geplanter „Brüllwald“ im Sachsenwald, „Freiraum“ auf der Hamburger Moorweide oder die „Leuchtenden Gräber“ waren viel beachtet.

Auch die Pläne, mit den „Bille-Studios“ eine Art Mini-Hollywood in Bergedorf aufzubauen, oder einen Sakralbau am Sandtorhöft zu errichten, schafften es immer wieder in die Presse. Am Kopenhagener Rathaus durfte er große Bilder zeigen, erzählt sein Sohn Joscha Schulz (49): „Links und rechts des Kopenhagener Rathauses hat er zum Weltfriedenskongress riesige Gemälde aufgehängt.“

Sein Vater habe auch Kunst gesammelt, darunter Bilder eines Malers, dessen Werke heute viel wert sind. Doch die Bilder sind verschwunden. 2001 berichtete die „Bild“ über Schulz, der angab, etliche wertvolle Bilder, die in einem Container gelagert waren, seien durch den Vermieter geschreddert worden. „In Deutschland haben sie eine Menge Kunst zerstört“, sagt Schulz auch in dem Film DeMinicos.

Künstler Rolf Schulz wanderte schließlich aus

Rolf Schulz inmitten seiner Kunst – selbst Geschaffenes, aber auch Kunstwerke, die er sammelte.
Rolf Schulz inmitten seiner Kunst – selbst Geschaffenes, aber auch Kunstwerke, die er sammelte. © BGDZ | Michael DeMinico

Vieles im Leben von Rolf Schulz schien ihm durch die Finger zu gleiten. Er häufte in Deutschland Schulden an, kam unter anderem deshalb für mehrere Tage ins Gefängnis. In Deutschland habe er seine Heimat als Künstler nicht gefunden, sagt seine Tochter Mirja Kramer im Film. So wanderte Rolf Schulz schließlich aus. Und begann in Sosúa eine alte Villa zu seinem Fantasieschloss auszubauen, allerdings ohne Strom und fließend Wasser.

„Wenn ich träume und aufwache, versuche ich, mich an meine Träume zu erinnern und eine kleine Analyse der Träume zu machen“, erklärt Rolf Schulz im Film. „Manchmal sehe ich eine Konstruktion… heilige Gebäude, hoch in den Bergen, goldfarben mit Strahlen ringsherum.“ Dann nehme er einen Stift und zeichne Bilder seiner Träume.

Das Castillo sieht jetzt einer ungewissen Zukunft entgegen

Rolf Schulz machte sein Ding, war oft eigenwillig. Auch als Vater sei er schwierig gewesen, meint sein Sohn Joscha Schulz. Am Ende mussten die Kinder sein Erbe wegen vieler Unklarheiten ablehnen.

Nun bleibt das „Castillo Mundo King“, das noch von zwei Weggefährten Schulzes notdürftig unterhalten wird, ein ewig unfertiges Projekt mit einer ungewissen Zukunft. Er selbst hätte vielleicht damit gut leben können. Im Film stellt er fest: „Nichts ist für immer.“