Geesthacht/Bergedorf. Gutachter meinen, ausreichend Fahrgastpotenzial für die Strecke ist vorhanden. Jetzt ist die Politik dran und muss priorisieren.
Der nächste Schritt zur Reaktivierung der Bahnstrecke von Geesthacht nach Bergedorf ist gemacht. Im landesweiten Schienen-Verkehrsgutachten, das am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Kieler Landtags vorgestellt wurde, haben die Gutachter für die „Optimierung des Schienenverkehrs“ die Wieder-Inbetriebnahme von vier Strecken empfohlen – darunter auch die Verbindung von Geesthacht nach Bergedorf und weiter nach Hamburg.
Im fiktiven Schienennetz von Schleswig-Holstein des Jahres 2035 tauchen die Linien RB11 und RB12 auf der Karte auf. Die Regionalbahn 11 soll dann Geesthacht und Bergedorf verbinden, die Linie 12 führt von Geesthacht über Bergedorf-Süd direkt zum Hamburger Hauptbahnhof.
Bahnstrecke zwischen Geesthacht und Bergedorf soll reaktiviert werden
„Das ist eine sehr gute Botschaft“, sagt Gerhard Boll (Grüne), der Vorsitzende des Geesthachter Stadt- und Verkehrsplanungsausschuss. „Ich wohne seit 1968 in Geesthacht. Seitdem ist unsere Strecke immer hinten runtergefallen. Jetzt hat eine neutrale Stelle gesagt: Es lohnt sich.“
Die Gutachter haben dabei weder eine Priorisierung der Maßnahmen vorgenommen, noch die finanzielle Realisierbarkeit betrachtet. „Wir haben nur geschaut, wo Potenziale für mindestens 1500 Fahrgäste täglich sind“, erklärte Gutachter Prof. Thomas Siefer die Kriterien. „Für eine Priorisierung ist jetzt die Politik zuständig“, ergänzte Thilo Rohlfs, Staatssekretär des Wirtschaftsministerium in Kiel.
Reaktivierung der Bahnstrecke nach Geesthacht kostet 103 Millionen Euro
Wenn die Auswahl rein nach den prognostizierten Fahrgastzahlen erfolgen würde, hätte die Strecke Geesthacht-Bergedorf gute Chancen. Die Experten kalkulieren mit 4650 Fahrten pro Tag. Höhere Anstiege erwarten sie in Schleswig-Holstein nur für zwei, allerdings bestehende bestehende Verbindungen nach Hamburg: aus Pinneberg (plus 9500) und Bad Oldesloe (8500).
„Jetzt müssen wir dafür kämpfen, dass wir weit oben angesiedelt werden“, sagte Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze (SPD). Den Segen der Gutachter hätten sie: Diese sehen eine Stärkung der Ost-West-Achse und verbesserte Stadt-Umland-Verkehre als wesentliche Ziele.
Die Reaktivierung der Bahnstrecke nach Geesthacht würde laut einer im vergangenen Jahr vorgestellten Machbarkeitsstudie rund 103 Millionen Euro kosten. Dazu kämen jährlich 20,3 Millionen für den Unterhalt.
Zehn-Minuten-Takt für die S21 vorgeschlagen
Das Verkehrsgutachten hatte eine weitere gute Nachricht für unsere Region: Die Gutachter sehen für die S21 ein Potenzial von 2250 zusätzlichen täglichen Fahrten (bisher 5250) und empfehlen einen durchgängigen Zehn-Minuten-Takt. „Wir setzen uns sehr für die Taktverdichtung der S21 ein, da dieses Thema seit Jahren überfällig ist“, betont Lukas Kilian, CDU-Landtagsabgeordneter aus Glinde. Und Andrea Tschacher, ebenfalls CDU, ahnt: „Die kommenden Monate werden die entscheidenden sein.“