Hamburg. Menschenkette, Ansprachen, kämpferische Parolen: 160 Teilnehmer haben am Dienstag vor der Hauni-Zentrale demonstriert.
Sie trotzten dem schneidigen Wind, dem unangenehmen Schneegrieseln und auch den Hemmnissen durch die Corona-Bestimmungen: Rund 160 Beschäftigte der IG Metall Nord haben am Dienstag vor dem Bergedorfer Hauni-Werk mit einem zweistündigen Warnstreik gegen die Blockadehaltung des Arbeitgeberverbandes Nordmetall demonstriert. Dieser lehnt Lohnerhöhungen, Beschäftigungssicherung und Maßnahmen zur Zukunftsperspektive derzeit strikt ab.
Zweistündiger Warnstreik vor dem Hauni-Werk in Bergedorf
Seit 2018 wartet die Arbeitnehmerseite nun schon auf mehr Geld im Portemonnaie. Im Vorjahr gingen Arne Meier, seit 2003 bei Hauni Bergedorf und zudem Vertrauenskörperleitung bei der IG Metall, den Kurs ihrer Chefs mit, in einer coronabedingt eingebrochenen Auftragslage in vielen Branchen auf Lohnerhöhungen zu verzichten: „Wir waren in dieser Pandemiesituation froh, unseren Arbeitsplatz zu halten.“
Jetzt aber greift Meier abwechselnd mit Ina Morgenroth, Erste Bevollmächtigte und Geschäftsführerin der IG Metall Region, zum Megafon und formuliert die mehrteiligen Forderungen vor dem Haupttor der Hauni: vier Prozent mehr Lohn, Zukunftstarifverträge, Beschäftigungssicherung durch eine Vier-Tage-Woche, damit keine Jobs verloren gehen. Morgenroth ruft kämpferisch im Kreis der Beschäftigten ins Mikro: „Eine weitere Nullrunde? Das ist für uns kein Thema!“
Ina Morgenroth sitzt übrigens mit am Verhandlungstisch, der ein Mix aus harten Präsenz- und Videokonferenzrunden mit der Nordmetall ist. Viermal kamen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände in den vergangenen Wochen zusammen – ergebnislos. Nun also der Warnstreik in Bergedorf.
Arbeitnehmer von Airbus und Philipps sind extra angereist
Die IG-Metall-Chefin versteht die Gegenseite nicht: „Mittlerweile prognostizieren Experten wieder ein Wirtschaftswachstum von vier Prozent, da sind unsere Forderungen doch gerechtfertigt.“ Stattdessen fordere Nordmetall „mehr Flexibilität“, zum Beispiel die Auszahlung des Weihnachtsgeldes an den Erfolg des jeweiligen Unternehmens zu koppeln. Da können die Hauni-Beschäftigten nur die Maske komplett übers Gesicht ziehen. Arne Maier meint: „Die zeigen sich maximal stur und ziehen sich immer nur auf Corona zurück.“ Nach der abgelaufenen Friedenspflicht werde nun gestreikt – mit Anstand und Abstand.
Wie sich dieser Unmut gemeinschaftlich in Zeiten einer Pandemie ausdrücken lässt, zeigten die Hauni-Leute gemeinsam mit extra angereisten Arbeitnehmern von Airbus und Philipps. Vom Gebäude der Verkehrspolizei bis einige Meter über Höhe des Hauni-Haupttors hinaus bildeten sie entlang der Kurt-A.-Körber-Chaussee eine corona-konforme Menschenkette. Uwe Zebrowski ist angetan, filmt mit Smartphone die komplette Reihe ab: „Die Zeit der Spielchen ist vorbei. Jetzt müssen die Arbeitgeber ein Angebot auf den Tisch legen und sich damit klar zur Tariferhöhung bekennen“, fordert der Betriebsratsvorsitzende der Hauni Bergedorf.
Hauni garantiert Arbeitsplatzsicherheit bis Ende 2021
Wobei Zebrowski zuletzt für etwa 2000 Kollegen mitteilen musste, dass die seit Juli 2020 geltende Kurzarbeiterregelung weiter Gültigkeit hat, mindestens mal bis Ende 2021. Dafür garantiert die Hauni, dass alle Arbeitsplätze auch bei den Tochterfirmen Baltic in Bergedorf sowie der Primary und Universelle in Schwarzenbek erhalten bleiben.
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Die IG Metall Nord plant weitere Streiks die gesamte Woche lang. Ina Morgenroth blickt auf die Reihe an roten Westen, Fahnen und Masken. Bis spätestens Ostern wollen sich die Arbeitnehmer-Vertreter die Blockadehaltung der Gegenseite noch angucken – dann drohen weitere Streiks.