Hamburg. Die Grünen wollen die Aufenthaltsqualität im Naturschutzgebiet verbessern. Die Linke sorgt sich um Flora und Fauna.

Die Grünen haben das Naturschutzgebiet Boberger Niederung für sich entdeckt – allerdings vor allem als Ausflugsziel zur Naherholung: „Wir wollen ein Zeichen setzen, dass wir uns als Bezirk Bergedorf auch in der Verantwortung für dieses wichtige Gebiet sehen“, begründete Grünen-Fraktionschef Heribert Krönker im Hauptausschuss der Bezirksversammlung einen für seine Partei eher ungewöhnlichen Antrag der Koalition mit SPD und FDP: Die Bänke an den Wanderwegen sollen saniert und ihre Zahl möglichst erweitert werden, damit das Gebiet neben Familien vor allem für Senioren noch attraktiver werde.

„Der vergangene Sommer und Herbst hat uns alle zu Outdoor-Fans gemacht. Und das wird wohl vorerst auch so bleiben“, sagt Heribert Krönker, der selbst Boberger ist. „Mit unserem Vorstoß für die Erneuerung der Bänke wollen wir gerade in Corona-Zeiten die Attraktivität der Naherholungsflächen vor unserer Haustür fördern.“

Boberger Niederung: Sitzbänke an Wanderwegen sollen saniert werden

Eine Idee der Grünen, die vor allem Lutz Jobs (Die Linke) erstaunte: „Nun ist es wohl an uns als Linken, auf das konkurrierende Miteinander von Mensch und Natur in der Boberger Niederung hinzuweisen. Tiere und Pflanzen haben gerade in einem Naturschutzgebiet einen wichtigen Stellenwert“, sagte er und bat darum, die Erweiterung der Zahl der Bänke aus dem Antrag zu streichen. „Die Sanierung der vorhandenen ist gut, aber mehr ­sollte es in diesem Areal auch nicht sein.“

Die Auswirkungen dieses Einwands der Opposition auf die Abstimmung blieben allerdings eher marginal: Alle Punkte wurden beschlossen, und Gegenstimmen gab es allein beim geforderten Zuwachs der Bänke. Und die kamen auch nur von den Linken.

Naturschützer halten wenig von Tischen und Papierkörben

Ob das aber alles auch so kommt, bleibt offen. Denn zuständig für Hamburgs Naturschutzgebiete ist die Umweltbehörde. Und für die Boberger Niederung kooperiert sie vor Ort mit den Betreibern des ­„Dünenhauses“ unter Federführung der Gesellschaft für ökologische Planung (GÖP) und der Loki- Schmidt-Stiftung. Das Bezirksamt und damit auch die Bezirksversammlung haben hier keine Entscheidungsbefugnis.

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Vielleicht hat sich die Koalition mit ihrem Vorstoß auch deshalb sehr weit vorgewagt und die Belange des Naturschutzes in Corona-Zeiten bestenfalls als Randnotiz verstanden. Denn am Ende des beschlossenen Antrags heißt es: „Leitidee für die neuen und sanierten Standorte in der Boberger Niederung kann die Gestaltung des Bille-Wanderwegs südlich des Gebiets sein (Bänke mit Tischen und Papierkörben).“ Gerade zusätzliche Müllbehälter werden von Bobergs Naturschützern sehr kritisch gesehen, zögen sie doch wilde ­Tiere und auch reichlich Party-Gänger an.