Hamburg. Der Bund der Steuerzahler kritisiert den laxen Umgang des Bezirksamtsleiters mit dem Bericht des Rechnungshofes zum Körber-Haus.
Der lockere Umgang von Bergedorfs Bezirksamtsleiter Arne Dornquast mit der Kritik des Rechnungshofes an Planung und Finanzierung des Körber-Hauses sorgt für scharfe Kritik des Bundes der Steuerzahler. „Wenn die Planung für Betriebskosten von Gebäuden derartige Mängel aufweist, dann ist das für einen Bezirksamtsleiter kein Ruhmesblatt. Es macht uns fassungslos, wie nonchalant Herr Dornquast an der Kritik des Rechnungshofs vorbeigeht“, sagt Jürgen Nielsen, stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Steuerzahler (BdSt) Hamburg.
Die Finanzkontrolleure werfen dem Bezirksamt, wie berichtet, eine Kostenexplosion um 37 Prozent vor. Statt 17,5 Millionen Euro, wie zum Planungsbeginn im Mai 2017 festgelegt, liegen die Kosten für das Kulturhaus mit Theater, Bücherhalle, Café und neuem Domizil für Awo und Haus im Park jetzt bei mindestens 26,6 Millionen Euro.
Körber-Haus für Bezirksamtsleiter das wichtigste Projekt seiner zweiten Amtszeit
Den Abriss des alten Lichtwarkhauses auf der zentralen Fläche zwischen Schleusengraben, Einkaufszentrum CCB und H-Hotel nicht mitgerechnet. Der Komplex soll Ende des Jahres an die Nutzer übergeben und voraussichtlich Mitte 2022 feierlich eingeweiht werden.
Dornquast hatte das Kulturhaus vor seiner Wiederwahl 2017 zum wichtigsten Projekt seiner zweiten Amtszeit als Chef des Bergedorfer Rathauses erklärt. Der zehn Seiten starken Kritik im aktuellen Bericht des Hamburgischen Rechnungshofes begegnete er im Gespräch mit unserer Zeitung mit dem Hinweis auf die vielen Besonderheiten eines Hauses der Kultur.
Die Kosten von 30 Prozent der öffentlichen Großbauten laufen völlig aus dem Ruder
Es müsse funktional und repräsentativ zugleich sein, ein Identifikationspunkt für alle Bergedorfer. Und das sei eben nicht mit den reinen Kosten-Nutzen-Maßstäben der Kontrolleure des Rechnungshofes zu erfassen.
„Deren Kritik aber damit beiseite wischen zu wollen, sie sei erwartbar gewesen, macht mich sprachlos“, sagt Jürgen Nielsen zu dieser Strategie. „Gerade erst hat uns die Nachricht ereilt, dass in Hamburg bei rund 30 Prozent der öffentlichen Großbauten die Kosten völlig aus dem Ruder laufen.“
Aufgabe des Bezirksamtsleiters ist es, das Risiko für den Steuerzahler zu begrenzen
Es sei dringend Zeit, dass öffentliche Bauten ohne Kostenexplosion ausgeführt werden und das Risiko für den Steuerzahler begrenzt wird. „Dafür zu sorgen ist Aufgabe eines Bezirksamtsleiters. Dann erübrigen sich Diskussionen über die mangelnde Planungsqualität beim nächsten Mal.“
Dornquast hatte gegenüber unser Zeitung eingeräumt, dass die Kostenkalkulation von 2017 auf unvollständigen Grundlagen basierte. Realistische Zahlen habe es erst im April 2018 gegeben, als alle Details in die Summe von dann 24,6 Millionen Euro für das Körber-Haus eingeflossen seien. Von diesem Wert aus gerechnet entspreche die Steigerung bis heute der üblichen Preisentwicklung auf dem Bau.