Hamburg. Das Bezirksamt hat die Aktivisten von „Extinction Rebellion“ ausgetrickst. Einen Tag vor angekündigten Protesten fielen 19 Platanen.

Seit den 1980er-Jahren gehörten diese 19 Bäume zur Optik am westlichen Rand des Bergedorfer Hafens. Die bis zu zehn Meter hohen Platanen spendeten Passanten im Sommer gern genommenen Schatten und brachten etwas Grün ins sonst monotone Bild am Wasser. Doch seit Dienstag sind sie Geschichte: Einen Tag vor dem eigentlich angekündigten Fälltermin hat eine Spezialfirma im Auftrag des Bezirksamts die hölzernen Riesen an der Serrahnstraße abgeholzt.

Die Bäume mussten fallen, weil die alte Kaistraße auf 135 Metern zwischen City-Center Bergedorf (CCB) und Alter Holstenstraße ab Herbst/Winter 2021 zur prächtigen Promenade umgebaut werden soll und das Wurzelwerk die Uferbefestigung instabil machte.

Kahlschlag am Bergedorfer Hafen: Wut und Empörung bei den Passanten

Passanten beobachten die Fällaktion in der Mehrzahl mit Wut und Empörung, „Ein riesiger Verlust für das Grün in Bergedorf“, schimpft Dr. Dierk Peters und ist mit seiner Meinung nicht allein. Rolf Wobbe, Kommunalpolitiker der Grünen und ehemaliges Mitglied der Bezirksversammlung, ist entsetzt: „Ich schäme mich für die Grünen, die so etwas genehmigen.“

Ursprünglich war die Fällaktion auf Mittwoch terminiert. Doch, wie es aus dem Bezirksamt heißt, gab es beim Auftragnehmer „spontan freie Kapazitäten“, weswegen die Fällung vorverlegt wurde. Kein Wort fällt in dieser Begründung zum angedrohten Protest von Umweltschützern aus dem Umfeld der Bezirksgruppe von „Extinction Rebellion“.

Protestler wollten sich an die Platanen anketten

Die wollten sich heute an die Platanen anketten, um die Abholzung zu verhindern. Für alle Fälle assistierten Polizeibeamte gestern bei den Fällarbeiten in der Zeit von 7 bis 14.50 Uhr. Eingreifen mussten sie aber nicht. Offenbar wussten die Klimaschützer nichts vom vorgezogenen Termin.

Immerhin haben die Planer 19 Ersatzpflanzungen angekündigt. Im Stadtentwicklungsausschuss soll demnächst diskutiert werden, welche Baumart zur neuen Flaniermeile passen könnte – doch auch das erzürnt die Bergedorfer. Dierk Peters bringt den Unmut auf den Punkt: „Stattliche gesunde Bäume werden abgeholzt, um einer schicken Flaniermeile Platz zu machen, auf der dann eines Tages kleinwüchsige Jungbäume gepflanzt werden sollen.“

Bäume mussten wegen Leitungsarbeiten fallen

Auch Tobias Derndinger, Bauherr des fast fertigen Hotel-, Restaurant- und Woolworth-Komplexes nebenan, wurde von der Spontanfällung überrascht. „Wir waren auf der Serrahnstraße eigentlich am Dienstag noch beim Aufräumen, um Platz zu schaffen.“ Bei ihm sind die äußeren Bauarbeiten abgeschlossen, im neuen Hotel läuft zurzeit der Innenausbau.

Warum aber blieben die Platanen nicht noch einen Sommer länger stehen, wenn sich die Neugestaltung zeitlich verschiebt? Das erklärt Joachim Bruschke aus dem Tiefbauamt des Bezirks mit Leitungsarbeiten diverser Versorgungsunternehmen, die den ganzen Sommer andauern würden.

Fertigstellung der Promenade im Sommer 2022

Dafür hätten die Platanen im Weg gestanden. Der nahtlose Übergang von der Woolworth- zur Promenaden-Baustelle sei laut Bruschke nur ein „Wunschgedanke“ gewesen. Bisher gebe es für die Serrahnstraße nicht einmal eine ausführende Baufirma.

Die Verwaltung geht nun davon aus, dass der Bau der 1,9-Millionen-Euro-Promenade im September oder Oktober beginnt und spätestens im Sommer 2022 fertig ist. Es wird dann einen dreigeteilten Boulevard mit Zonen für Außengastronomie, Rettungsweg und Aufenthaltsfläche am Wasser geben, die vom Mobiliar an Bergedorfs historischen Hafen erinnern soll.