Hamburg. Stadtreinigung hält tonnenweise Streusalz, Kies und viel Frühaufsteher-Persona bereit. Doch kommt der “richtige“ Winter überhaupt?
"Wirklich angekommen ist der Winter diesmal im Norden noch nicht", sagt Andrée Möller, Sprecher der Hamburger Stadtreinigung (SRH). "Aber er ist auch noch lange nicht vorbei." Nach dem stundenlangen Schneeregen am Mittwoch ist die nächtliche Rufbereitschaft des SRH-Winterdienstes scharf gestellt. 22 Mitarbeiter haben das eingeschaltete Handy neben dem Kopfkissen liegen und springen in die Arbeitsklamotten, sobald Polizei, Bus- oder Taxifahrer auf einer der vielen Hamburger Brücken Glatteis oder eine Schneedecke melden. "Dort geht es nämlich immer los", weiß Sprecher Möller. Manchmal ruft auch eine der zehn SRH-eigenen Wetterstationen an Hauptstraßen - eine davon an der B5 in Boberg - mit Frost- und Eismeldungen den Einsatz aus.
Winterdienst in Hamburg ist gut auf Schnee und Eis vorbereitet
Einem Tief aus Polen war es laut dem Diplom-Meteorologen Dominik Jung vom Online-Portal wetter.net geschuldet, dass die Bergedorfer Rufbereitschaft Mittwoch früh gegen fünf Uhr erstmals in diesem Winter ausrückte. Zu dritt streuten die Männer bei Temperaturen um den Gefrierpunkt vorsorglich die Fahrbahnen des Kurfürstendeichs über dem Schleusengraben und des Schleusendamms über der Krapphofschleuse mit Salz ab, schaufelten außerdem ein wenig Kies auf die Holzbrücken für Fußgänger und Radler in Neuallermöhe.
"Salz auf Fußwegen ist streng verboten", sagt Günter Kabel vom SRH-Betriebsplatz am Kampweg in Bergedorf. "Das gilt nicht nur für die Anlieger, sondern auch für die Abschnitte, die von der Stadtreinigung betreut werden. Nur an Fußgängerüberwegen und Ampelkreuzungen dürfen wir zehn Prozent Salz beimischen." Bis um 6 Uhr früh, wenn der Berufsverkehr einsetzt, sollen diese nächtlichen Einsätze nach Möglichkeit erledigt sein.
550 Tonnen Streusalz warten am Bergedorfer SRH-Betriebsplatz
Mit einem Vorrat von 15.000 Tonnen Streusalz sowie 50 über das Stadtgebiet verteilten, randvollen Silos mit Kies und Sand ist die Stadtreinigung laut Möller für einen Wintereinbruch bestens gerüstet. Seit im heftigen Winter 2009/2010 das Streusalz knapp wurde und Hamburg händeringend auf eine Schiffsladung aus der Türkei wartete, hat die SRH ihr Vorräte zum günstigen Sommerpreis auf diesen Wert verdoppelt. "Die Handelspolitik der großen Salzlieferanten ist auch nicht immer hanseatisch vorbildlich", beschreibt der SRH-Sprecher. "Da verfünffacht sich plötzlich der Preis auf 250 Euro pro Tonne, obwohl vertraglich etwas anderes vereinbart war. Die Strafe wegen Vertragsbruch zahlen die dann hinterher aus der Portokasse."
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Allein 550 Tonnen Streusalz und 65 Tonnen Kies warten derzeit am Bergedorfer SRH-Betriebsplatz auf ihren Einsatz. "Das reicht für mehr als 25 komplette Einsatznächte, wenn überall Schnee und Eis liegen", sagt Günter Kabel. Dann ist vom Kampweg aus ab 1 Uhr nachts das "ganz große Besteck" unterwegs: sieben eigene Schneepflug- und Streusalz-Lkw der SRH und weitere neun Fremdfahrzeuge privater Dienstleister. Hamburgweit machen dann bis zu 840 Mitarbeiter mit 350 Fahrzeugen die Straßen fahrbereit.
Diplom-Meteorologe Jung von wetter.net sieht so ein Szenario für die kommenden Wochen allerdings nicht voraus: "Es bleibt beim nasskalten Schmuddelwetter. Schnee und Eis gibt es nur in den höheren Lagen, so etwa ab 300 Metern. Im Westen nähern wir uns sogar der 10-Grad-Grenze."