Bergedorf. Verwaltung soll bei der Planung Änderung der Verkehrsführung mitberücksichtigen. Kritikern geht das alles zu schnell.

Ein glatterer Untergrund anstelle des Kopfsteinpflasters, vielleicht sogar ein eigener Fahrstreifen für Radler – bisher herrschte allgemeiner Konsens über eine mögliche Umgestaltung des Teils der Chrysanderstraße zwischen Mohnhof und Bergedorfer Schlossstraße. Im vergangenen Jahr hatte die Bezirksversammlung die Verwaltung mit den Planungen für eine fahrradfreundlichere Gestaltung beauftragt, das Projekt wurde mit 40.000 Euro im diesjährigen Tiefbauprogramm fixiert.

Doch einigen Politikern geht die Fahrradfreundlichkeit bislang nicht weit genug. Denn wer aus dem Zentrum in Richtung Mohnhof radeln möchte, der muss seit jeher einen Umweg über die Straßen Bult, Gräpelweg und Wentorfer Straße machen oder absteigen und schieben. Grund: Die Chrysanderstraße ist aus Richtung Mohnhof eine Einbahnstraße.

Grün-rot-gelb überstimmt Zweifler

Das möchte die Mehrheit der Politik ändern: Bergedorfs Linke plädierten dafür, die Chrysanderstraße für den gegenläufigen Radverkehr freizugeben: „Soll das Fahrrad in Bergedorf zu einem konkurrenzfähigen Verkehrsmittel werden, so muss die Verkehrsplanung gute und schnelle Verbindungen für den Radverkehr schaffen“, heißt es in ihrem Antrag aus dem Verkehrsausschuss, den Olaf Römmele (Die Linke) weiter untermauert: „Für Radfahrer zählt nun mal Schnelligkeit, Fahrkomfort und Sicherheit.“ Die jetzige Verkehrsführung sei „nicht hinnehmbar“.

Die Vorlage nahm die grün-rot-gelbe Regierungskoalition auf und formulierte einen Änderungsantrag, den die Bezirksversammlung am kommenden Donnerstag (18 Uhr, Hörsaal 0.43 der HAW) absegnen soll. Der Änderungsantrag war mehrheitlich mit den Stimmen der Grünen, FDP und SPD bei Gegenstimmen der CDU und AfD und Enthaltung der Linken durchgegangen und besagt: „Falls von den Platzverhältnissen möglich, wird die Maßnahme in der Chrysanderstraße so ausgeführt, dass dieses Teilstück für den gegenläufigen Radverkehr freigegeben werden kann.“

Froh: Zuerst Prüfung abwarten

Norbert Fleige, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, glaubt an einen Qualitätsgewinn für alle Radfahrer: „Für die Idee der Gegenläufigkeit ist es im jetzigen Zustand deutlich zu eng, deshalb möchten wir die Verwaltung gleich beauftragen, diesen Teil der Chrysanderstraße umzubauen.“

Jörg Froh, Verkehrsexperte der CDU, meldet hingegen Bedenken an. Alle Parkplätze im diskutierten Bereich würden wegfallen. Zudem sei es ratsam, zunächst Meinungen von Anliegern und Freiwilliger Feuerwehr zu einer geänderten Verkehrsführung einzuholen und die Expertise des Tiefbauamts zum eigentlichen Ansatz abzuwarten. „Mit so einem Beschluss kann es sein, dass die Chrysanderstraße zur reinen Fahrradstraße wird. Und das wäre der Todesstoß fürs östliche Sachsentor“, prognostiziert Froh, wenn Autofahrer gänzlich aus diesem Bereich verbannt würden.

Ergebnisse erst spät in diesem Jahr

Tiefbauchef Lars Rosinski wird voraussichtlich im dritten oder vierten Quartal 2020 die Querschnittsanalyse zur Chrysanderstraße vorstellen. Sein aktuelles Fazit: „Zum jetzigen Zeitpunkt geht das mit dem gegenläufigen Radfahren nicht. Wir werden mehrere Varianten prüfen.“