Hamburg. Zwar spricht das Bezirksamt in beiden Fällen davon, dass die Pandemie zur Aufgabe führte – doch daran gibt es Zweifel.
Gastronomische Katerstimmung in Bergedorf: Sowohl die Schwestern Andrea und Claudia Klerman vom Café Raum & Zeit im Besucherzentrum der Sternwarte auf dem Gojenberg als auch Levent Arova im Schlosscafé beenden ihr Engagement Ende März 2021.
Grund sei jeweils das schlechte Geschäftsjahr durch die Corona-Pandemie gewesen, gab Verwaltungsdezernent Ulf von Krenski dem Kulturausschuss bekannt. Das Bezirksamt sucht ab sofort Nachfolger für die beliebten Standorte. Aus der Politik gibt es teilweise Kritik am Umgang der Verwaltung mit den in Bergedorf erfolgreichen Gastronomen.
Café Raum & Zeit war lange erfolgreich – bis Corona kam
Die Klerman-Schwestern hatten ihre Arbeit im Sternwarten-Café im Jahr 2011 begonnen, managten zudem das Besucherzentrum und organisierten die Führungen, teils in Absprache mit dem Förderverein der Sternwarte. Gastronomisch lief es dabei lange Zeit sehr gut, das „Café Raum & Zeit“ war für Familienfeiern, Hochzeiten und andere Feste eine feste Größe in Bergedorf.
Bis zum Corona-Jahr 2020, wie Verwaltungsdezernent von Krenski erklärte: „Die Klermans haben uns ihre Entscheidung Anfang Oktober mitgeteilt, weil ihnen der Veranstaltungsbetrieb weggebrochen ist.“
Sternwarten-Café: Betreiberin wusste bisher nichts vom endgültigen Aus
Doch das klingt bei Andrea Klerman anders. Sie hatte bisher nur angekündigt, bis Ende März zu schließen. Von dem jetzt vom Bezirksamt verkündeten Aus erfuhr sie erst durch die Nachfrage unserer Zeitung – und möchte das nicht kommentieren.
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Die erfahrene Eventmanagerin, die mit ihrer Schwester 2019 Gewinner des „Tourismus-Preises des ADAC Hamburg“ war und beim bz-Wettbewerb „Unternehmer des Jahres“ Platz drei errang, sagt aber: „Bis zum ersten Lockdown am 16. März hatten wir mit dem Café das beste Quartal überhaupt, zudem viele Buchungen und Reservierungen für das weitere Jahr. Wir schmeißen nicht hin, weil wir wirtschaftliche Probleme haben.“
Schlosscafé: CDU glaubt, dass Corona nur ein Vorwand ist
Der Pächter des Schlosscafés, Levent Arova, gibt nach drei Jahren den Betrieb auf. Für eine Stellungnahme war er am Mittwoch nicht zu erreichen. Ulf von Krenski sagte dazu: „Herr Arova wird die Option auf Verlängerung nicht ziehen.“ Dabei sei dem Gastronom, der seit Jahren die Cafés „La petite rue“ und „Bouquet“ in Bergedorf betreibt, laut von Krenski die Pacht für die Corona-Monate erlassen worden. Das aber genügte Arova offenbar nicht, um seine Zukunft im Schloss zu sehen. Der Pächter soll sich eine Vollküche im Schlosscafé gewünscht haben – was jedoch aufgrund des Denkmalschutzes nicht möglich ist.
Dennis Gladiator, CDU-Bürgerschaftsabgeordneter aus Bergedorf, ist skeptisch bezüglich der vorgebrachten Gründe für die Aufgabe der Café-Betreiber. Er habe zuletzt ausführlich mit Levent Arova gesprochen. Gladiators Einschätzung ist, dass Corona als Grund vorgeschoben wird: „Im Schlosscafé haben nacheinander drei erfahrene Gastronomen hingeworfen. Da muss man sich die Frage stellen, ob das nicht auch mit den Leuten im Bezirksamt zu tun hat.“