Bergedorf. Bezirksversammlung beschließt: Bezirksamtsleiter soll sich dafür einsetzen, das 108 Jahre alte Observatorium als Kandidat zu küren.
Die Bezirksversammlung versucht einen neuen Anlauf, die Sternwarte auf den Weg zum Weltkulturerbe-Kandidaten zu bringen. Einstimmig, bei Enthaltung der Linken, wurde Bezirksamtsleiter Arne Dornquast am Donnerstag beauftragt, sich „bei der Kulturbehörde und weiteren beteiligten Stellen“ dafür einzusetzen, das 108 Jahre alte Observatorium auf die deutsche Vorschlagsliste zu bringen.
Der Beschluss ist der erste offizielle Schritt, nachdem die Bergedorf-Koalition aus SPD, Grünen und FDP über Monate hinter den Kulissen für den zweiten Bewerbungsversuch der Hansestadt nach 2008 geworben hat. Damals war die Sternwarte am Sprung auf die sogenannte Tentativliste gescheitert. Die für die Auswahl zuständige Kultusministerkonferenz hatte dem Jüdischen Friedhof Altona als Hamburger Kandidaten den Vorzug gegeben. Weil die Unesco aber seine Einzigartigkeit anzweifelte, fiel er später wieder heraus – die Hoffnung der Hansestadt platzte, nach dem 2015 ernannten „Chilehaus mit angrenzender Speicherstadt“ ein zweites Ensemble mit dem Titel „Weltkulturerbe“ zu bekommen.
Unter den Welterbestätten gibt es einen Mangel an Technik-Denkmälern
„Heute hat Hamburg mit der Sternwarte wieder einen Kandidaten mit guten Aussichten für eine erfolgreiche Bewerbung“, warb Fridericke Conrad (Grüne) in der Bezirksversammlung für die Wiederbelebung des Bergedorfer Welterbe-Projektes. So seien jetzt mit den Sternwarten im russischen Kazan und La Plata in Argentinien zwei mögliche Partner für eine internationale Bewerbung in Sicht. Gleichzeitig zeige sich das von der Unesco mit der Kandidaten-Bewertung beauftragte International Council on Monuments and Sites (Icomos) „sehr interessiert an einer Bewerbung der Sternwarten“. Denn es gebe unter den Welterbestätten einen großen Mangel an Technik-Denkmälern, die wie das bedeutende Bergedorfer Observatorium bis heute wissenschaftlich genutzt werden.
Dass der politische Vorstoß genau jetzt kommt, hat zwei Gründe: Einerseits hat das wissenschaftliche Team des Freundeskreises der Sternwarte die Arbeit an der wichtigen „transnationalen Bewerbung“ wieder aufgenommen. Andererseits stellt die Kultusministerkonferenz im Spätsommer 2021 die neue Tentativliste zusammen. Auf ihr werden sich zehn Welterbe-Kandidaten aus Deutschland befinden, von denen dann ab 2024 je einer pro Jahr ins Rennen um den Titel geht. Die Entscheidung obliegt dann der Unesco, beraten von Experten des Icomos.
„Jetzt geht es darum, die Hamburger Behörden und vor allem den Welterbekoordinator Bernd Paulowitz für die Sternwarte zu gewinnen“, sagt Fridericke Conrad. „Das ist die Basis für alles Weitere.“