Hamburg. Im Weihnachtsgeschäft drohen sich die Corona-Folgen noch zu verschärfen. Viele Kunden verzichten darauf, in die Stadt zu fahren.
Internet-Handel und Paketdienste in Deutschland bereiten sich auf turbulente Wochen vor. Aus Sorge, sich mit Corona anzustecken, verzichten viele Kunden auf klassische Weihnachtseinkäufe in der City, bestellen Geschenke lieber online. Der Einzelhandelsverband Nord rechnet bundesweit mit einer Steigerung des Online-Weihnachtsgeschäfts um 19 Prozent auf 17,5 Milliarden Euro Umsatz. Im vergangenen Jahr waren es noch 14,7 Milliarden Euro gewesen.
„Wir fahren mit DHL jetzt schon Volllast“, sagt Jens-Uwe Hogardt, Sprecher beim Mutterunternehmen Deutsche Post in Hamburg. Das in dem Paketdienst im Dezember übliche Auftragsplus von 15 Prozent sei diesmal bereits Anfang November eingetreten. „Und für den Dezember erwarten wir noch mal einen Anstieg der Sendungsmengen um 15 Prozent“, ergänzt DHL-Sprecherin Maike Wintjen.
Immer mehr Menschen setzen auf den Online-Handel
Bereits mit dem ersten Lockdown im März ging es mit dem Internethandel steil bergauf. „Nach einem schwachen ersten Quartal stiegen die E-Commerce-Umsätze von April bis Juni im Vergleich zum Vorjahr um satte 16,5 Prozent auf über 20 Milliarden Euro“, sagt Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH). Und wer einmal den Weg auf die digitalen Marktplätze gefunden hat, bleibt nicht selten dabei. In einer aktuellen BEVH-Umfrage unter rund 2500 Verbrauchern gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, aufgrund der Erfahrungen in der Corona-Krise künftig mehr online bestellen zu wollen.
DHL hat laut Maike Wintjen bereits im Frühjahr bundesweit 4000 neue Mitarbeiter in der Sortierung und Zustellung eingestellt. „Jetzt im Weihnachtsgeschäft werden noch weitere 10.000 motivierte Bewerber für die Beschäftigung in allen Bereichen angenommen. Außerdem sind mehr als 13.000 zusätzliche Fahrzeuge und 600 zusätzliche Elektrofahrräder im Einsatz, damit alle Geschenke rechtzeitig unterm Baum liegen.“
Verlierer der Corona-Krise ist der klassische Einzelhandel
Auch der weltweit operierende Dienst DHL Express boomt: „Wir haben in diesem Jahr vier neue Großraumflugzeuge in Betrieb genommen“, sagt Unternehmenssprecher Tim Rehkopf. „Damit schaffen wir jährlich mehr als 2000 zusätzliche Interkontinentalflüge.“
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Verlierer ist der klassische Einzelhandel. „In den Innenstädten gehen seit geraumer Zeit die Kundenfrequenzen und die Umsätze zurück“, klagt Mareike Petersen, Geschäftsführerin beim Handelsverband Nord. Mit dem zweiten Lockdown habe sich die Lage noch einmal verschärft. „Die Geschäfte sind geöffnet, aber es kommen kaum Kunden. Besonders hart trifft es touristische Städte wie Hamburg, weil die Touristen ja komplett ausbleiben.“
Zwar rechnet ihr Verband bundesweit mit 1,2 Prozent Wachstum im Weihnachtsgeschäft. „Bergauf geht es aber nur im Online-Geschäft. In den Ladengeschäften wird es Einbußen von zehn Prozent und mehr geben“, sagt Mareike Petersen. „Wir können nur hoffen, dass der Lockdown am 30. November tatsächlich zu Ende ist.“