Bergedorf. VHH-Netzplaner verspricht für den Busverkehr in Bergedorf Verbesserungen. Auch das Landgebiet wird dabei berücksichtigt.
Manchmal tüftelt er wochenlang, etwa wenn Anwohner vom Max-Eichholz-Ring überfüllte Busse beklagen. „Da hat die Nachfrage auch wegen der Flüchtlingsunterkunft ziemlich zugenommen“, weiß Sven Plake. Der Netzplaner der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) kennt alle 160 Linien, die von 1760 Busfahrern (davon 260 Frauen) betreut werden. Er hat für den Fahrplanwechsel am 13. Dezember eine Lösung gefunden: Künftig halten 136er- und 137er-Busse am Max-Eichholz-Ring, dafür macht die Linie 332 einen kleinen Schlenker, hält zusätzlich am Havighorster Weg.
Etwa 25 solcher Anregungen erreichen monatlich den Kundenservice des Busbetriebs. „Jetzt konnte ich die gefüllte Schublade mal abarbeiten“, freut sich Plake. Er hat manche Neuerung parat, denn Busse seien schließlich flexibel, für sie müsse man „nicht erst einen Bahnhof bauen oder Schienen verlegen“.
Sven Plake hat einen neuen Busfahrplan für Bergedorf ausgetüftelt
Sehr voll etwa sei die beliebte Bergedorfer Ringlinie, wo viele Senioren mit Rollatoren auf den 135er warten: „Auf vielfachen Wunsch fahren wir künftig tagsüber alle zehn Minuten, nicht nur zur Hauptverkehrszeit“, so der Mann, der als Kaufmann im Eisenbahn- und Straßenverkehr ausgebildet wurde.
Vor allem die Querverbindungen seien sehr erfolgreich: Der X 30 verringert seinen Takt zwischen Bergedorf und Harburg künftig auch sonntags und fährt halbstündlich: „Die Linie wird auch von Freizeitpendlern gut angenommen. Nach einer Fahrgastbefragung sind vorher etwa zehn Prozent mit dem Auto gefahren“, weiß der Planer, der sich über die politisch gewünschte Mobilitätswende freut: Werden derzeit noch 36 Prozent aller Wege in Hamburg mit dem Auto erledigt, sollen bis 2030 weitere Menschen auf den ÖPNV umsteigen: „Wir wollen unseren Anteil von 22 auf 30 Prozent steigern, schließlich hat fast die Hälfte aller Hamburger Haushalte kein Auto.“
Ein Zauberwort heißt „Tangential-Expressbusse“. Der X 32 beispielsweise fährt seit einem Jahr alle 20 Minuten von Bergedorf nach Wandsbek. Angeguckt wurden insbesondere die „starken Haltestellen“ wie Mohnhof, Lohbrügger Markt, Korachstraße und Boberg. Neu wird sein, dass der 134er am Fanny-Lewald-Ring in Neuallermöhe startet und am Bahnhof Nettelnburg hält, dann über die Lohbrügger Landstraße und Boberg bis nach Mümmelmannsberg fährt: „So komme ich ohne Umsteigen an die S- und die U-Bahn“, sagt Sven Plake, der ebenfalls über die Linie 12 in Neuallermöhe nachdachte: „Der Metrobus 12 fährt in der Hauptverkehrszeit bald doppelt so oft, also alle zehn Minuten zwischen Bahnhof Bergedorf und Neuallermöhe.“
Bei der Planung werden auch die Neubaugebiete bedacht
Natürlich würden auch die Neubaugebiete bedacht – auch weil eine Anwohnerin vom Schilfpark dem Bezirksamtsleiter gesammelte Unterschriften überreicht hat. „Die Sackgasse hat allerdings noch keine Haltestelle, die soll erst zu Ostern kommen, wenn die großen Betonmischer von der Straße sind. Dann aber wird dort alle 20 Minuten ein Bus abfahren“, verspricht der Netzplaner. Er macht auch den Nachbarn im Energie-Campus ein Angebot: „Von Dezember an fahren die Busse ab dem Bergedorfer Bahnhof nicht alle 30, sondern alle 20 Minuten zum Schleusengraben.“
Landgebiet: 124er künftig rund um die Uhr im Stundentakt
Auch im Landgebiet soll es mit dem Fahrplanwechsel einige Verbesserungen geben. Von einem „absoluten Highlight“ spricht Netzplaner Sven Plake etwa mit Blick auf die wichtige Linie 124, die von Bergedorf über Kirchwerder und Zollenspieker nach Fünfhausen und Tatenberg bis zum Hauptbahnhof fährt: „Das wird jetzt die erste Linie in ganz Hamburg sein, die 24/7 fährt, also an allen Tagen mindestens im Stundentakt.“ Er nennt sie „Back-Bone-Linie“, weil sie das Rückgrat des Busverkehrs im Landgebiet sei.
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„Ich bin mal gespannt, wie viele Leute dann nachts am Hauptbahnhof einsteigen, wenn wir irgendwann hoffentlich wieder feiern dürfen“, meint Plake. Dies und eine weitere Neuerung könnte dazu führen, dass das Anruf-Sammel-Taxi seltener gerufen wird. Sie betrifft den 225er, der künftig ebenfalls stündlich über Curslack nach Kirchwerder fährt – auch nachts. Über eine kleinere Neuerung werden sich die Altengammer freuen, die sonntags nach Bergedorf wollen und umgekehrt: Die Linie 228 ist derzeit an Sonntagen bloß alle zwei Stunden zu erwischen, künftig soll sie stündlich fahren.
Neuer Busfahrplan in Bergedorf bringt viele Verbesserungen mit sich
Dabei verändert Plake sonst eigentlich gar nicht so gern die Verbindungen im Landgebiet, denn „da gibt es ein feines, sehr ausgefeiltes Anschlussgefüge“. So zeigen es etwa die kleinen, weißen „Deichflitzer“, die alle Stunde (als Linie 530) vom Mittleren Landweg über den Moorfleeter Deich bis Kaltehofe und weiter nach Rothenburgsort und Hamm flitzen. „Da haben wir jetzt mit den Betrieben an der Strecke gesprochen und uns auf deren Arbeitszeiten eingestellt. Ab Kaltehofe fährt die Linie künftig alle 20 Minuten sogar bis zum U-Bahnhalt Lübecker Straße“, sagt der Planer, der damit eine Möglichkeit schaffen will, nicht am Hauptbahnhof umsteigen zu müssen: „Der ist doch völlig überlaufen, wir müssen mehr Querverbindungen schaffen.“