Bergedorf-West. 450 Menschen demonstrieren Solidarität mit Flüchtlingen - und drängen ein Häufchen Neonazis um Thomas Wulff ins Abseits.

Ein breites Bündnis aus Bergedorfer Politikern, Kirchen, Flüchtlingshelfern und Antifa-Gruppen hat am Sonnabend auf dem Werner-Neben-Platz eindrucksvoll ihre Solidarität mit den im Containerdorf Friedrich-Frank-Bogen erwarteten Flüchtlingen demonstriert.

Nach Polizeiangaben hatten sich 450 Unterstützer der Flüchtlingsunterkunft als Reaktion auf eine angemeldete Kundgebung der NPD versammelt. Der bundesweit bekannte Neonazi Thomas Wulff konnte dagegen lediglich 19 NPD-Anhänger mobilisieren. Ein Großaufgebot der Polizei trennte die zwei Kundgebungen, die beide völlig friedlich verliefen.

NPD-Kundgebung am Bahnhofsausgang

Als der NPD-Redner Thomas Wulff gegen 13 Uhr vor der Flüchtlingsunterkunft eintraf, um direkt vis-à-vis der Wohncontainer zu sprechen, verlegte die Einsatzleitung der Polizei die NPD-Kundgebung „aus Sicherheitsgründen“ direkt vor den nördlichen Ausgang des S-Bahnhofs.

Dann riegelten Beamte den Bahnhofstunnel und die Zugänge vom Friedrich-Frank-Bogen weiträumig ab. Insgesamt waren vier Hundertschaften der Polizei sowie die Reiterstaffel im Einsatz, dazu eine Hundertschaft der Bundespolizei. Drei Wasserwerfer und gepanzerte Fahrzeuge standen bereit.

Pfiffe und „Nazi Raus“-Sprechchöre

Das Ergebnis dieser räumlichen Trennung der 19 NPD-Anhänger von der großen Masse der Gegendemonstranten: Wulff sprach unter Ausschluss der Öffentlichkeit, war auf dem weitgehend leeren Bahnhofsvorplatz weder zu sehen noch – trotz einer starken Lautsprecheranlage – zu verstehen. Dafür sorgten rund 120 Antifa-Aktivisten, die an der Absperrung Wulffs Wortfragmente mit Pfiffen und „Nazis Raus“-Sprechchören quittierten.

Zudem hatte ein unbekannter „Störer“ in dem umgangssprachlich als „Spundwand“ bekannten Hochhaus über dem Einkaufszentrum noch stärkere Lautsprecher installiert und übertönte die NPD-Rede mit einem sonoren „Bla bla bla“. Der Polizei gelang es nicht, die Lärmquelle auf der Vielzahl der Balkone auszumachen.

Vorbereitungen zur Aufnahme der Flüchtlinge

Ganz anders auf der gegenüberliegenden Seite des Einkaufszentrums: Dort stellten die sechs Redner der Gegenkundgebung den geplanten Ablauf der Ankunft der ersten von insgesamt 208 erwarteten Flüchtlingen am 22. und 23. Dezember vor. Nicht die NPD stand hier im Vordergrund, vielmehr die schon breit angelaufenen Vorbereitungen durch eine Vielzahl engagierter Menschen.

So stellte Gewerbeschullehrer Bernd Kautz das Projekt einer Möbeltischlerei in der Holzwerkstatt der Gewerbeschule 19 vor. Es soll sich gezielt an männliche Flüchtlinge wenden und den für sie erfahrungsgemäß besonders schwierigen neuen Alltag mit einer anspruchsvollen Tätigkeit ausfüllen.

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