Bergedorf. Viele Bergedorfer wollen gerade vor Weihnachten die Flüchtlinge in den fünf lokalen Unterkünften mit Kleiderspenden unterstützen. Doch es gibt im Bezirk keine zentrale Sammelstelle, den Unterkünften fehlen Lagerräume.

Sie statten Porsche-Mitarbeiter elegant aus, wenn ein neues Automodell präsentiert wird. Oder sie kleiden die Kollegen von Mercedes-Mühle schick ein, damit sie beim Segel-Event punkten. Diesmal aber will der Wandsbeker Textil-Veredeler „Wizard“ Menschen erfreuen, denen ein Firmen-Logo nicht so wichtig ist: Hauptsache warm sind die 100 Strickjacken, die jetzt an Bergedorfer Flüchtlinge gespendet werden.

L, XL und XXL: Firmenchef Oliver Wegert ließ gestern fünf große Kartons packen. Darin finden sich blaue Jacken, die am Kragen einen orangefarbenen Streifen haben – zusammen im Wert von 1000 Euro. „Die sind warm, werden auch von Monteuren bestellt“, sagt Produktionsleiter Dirk Pawandenat, der mit seiner Spendenidee schnell seine Kollegen überzeugt hatte.

Flüchtlingsdörfer haben keine Lagerkapazität

Nicht nur Weihnachten möchten viele Bergedorfer den Flüchtlingen helfen – und nicht nur jetzt werden Neuankömmlinge die Geschenke gern annehmen. Aber wo dürfen gut erhaltene Spielsachen und Kleidung abgegeben werden? Schließlich mag niemand drei verschiedene Containerdörfer anfahren, um bedarfsgerecht Männerschuhe oder Baby-Strampler abzugeben.

„Die Leute meinen es sicher gut, aber das macht man nicht so nebenbei. Manche Spenden lagen muffig in einem Keller, sie müssen repariert, gewaschen und sortiert werden“, sagt Till Kobusch. Bergedorfs Bereichsleiter von „fördern und wohnen“ betreut sechs Einrichtungen in Bergedorf – sie alle haben keine Lagerfläche. Das wird nicht anders sein, wenn am 22. Dezember die ersten 25 Menschen in die Container am Friedrich-Frank-Bogen einziehen. Im zweiten Quartal 2015 werden weitere Flüchtlingsquartiere an der Brookkehre und am Curslacker Neuen Deich eingerichtet.

Helfer noch weitgehend unkoordiniert

Doch während in anderen Hamburger Bezirken oft die Kirchengemeinden die ehrenamtliche Arbeit übernehmen, Spenden zu sortieren und zu verteilen, bestehe in Bergedorf ein gutes Netzwerk an Helfern, lobt Kobusch: „Die Rolle der Koordination hat Jorge Birkner aus dem Bezirksamt übernommen. Ich weiß nicht wo, aber der sammelt die Spenden.“

Da kann der Integrationsbeauftragte mit seinem kleinen Büro im Bergedorfer Rathaus aber nur den Kopf schütteln: „Ich kann zwar Informationen weitergeben, aber doch nichts lagern. Das ist ein noch ungelöstes Problem.“

So sieht es auch Girija Harland vom Verein „Bergedorfer für Völkerverständigung“, der ehrenamtliche Hilfen bündelt: „Wir brauchen eine Gesamtliste der Abgabestellen im Bezirk. Vielleicht kann man bei der Kirchengemeinde St. Petri und Pauli abgeben oder bei der Kleiderkammer Wilhelmsburg, die regelmäßig etwa am Bürgerhaus Allermöhe Station macht. Und ich weiß, dass das Haus Christo in Bergedorf-West eine Extra-Ausgabe für Flüchtlinge plant.“

Dornquast will Kleiderkammer gründen

Der Problematik will sich nun Bergedorfs Bezirksamtsleiter Arne Dornquast annehmen und eine Art „Bergedorfer Kleiderkammer“ gründen: „Wir suchen dringend zwei Lagerräume, die jeweils etwa 100 Quadratmeer groß sind. Vielleicht finden sich Privatleute, die uns möglichst kostenlos helfen können.“ Alle Spenden seien wichtig, schließlich würden bis Pfingsten noch 750 weitere Flüchtlinge erwartet.

Unterdessen nimmt das Containerdorf am Curslacker Neuen Deich (580 Plätze) gern kleinere Mengen an Spenden an, wie Leiterin Gabriele Ullmann betont: „Wir verteilen das gleich in den Waschküchen, wo sich die Frauen treffen.“ Ablehnen wolle man keinen. Ullmann: „Wir verweisen dann an das nächste Flüchtlingsdorf gegenüber der Zeitung“. Dort sind vor allem Kindersachen gefragt, denn die Hälfte der 200 Bewohner ist minderjährig.

Unter welchen Vorraussetzungen der Bezirk eine zentrale Kleidersammlung einrichten könnte, lesen Sie in der Printausgabe der Bergedorfer Zeitung/Lauenburgische Landeszeitung von Mittwoch, 10. Dezember E-Paper / Abo.