Flüchtlinge - Ungeeignet, zu groß: Debatten reißen nicht ab
Auf dem Park-and-Ride-Parkplatz am Friedrich-Frank-Bogen wird emsig gearbeitet: Ein Telekran setzt derzeit einzelne Wohncontainer an ihren Platz, baut Stück für Stück das künftige Zuhause für 200 Menschen. Ende Dezember oder Anfang Januar soll hier in Bergedorf-West, wo bisher Autos parkten, das neue Flüchtlingsdorf bezogen werden.
"Ein Skandälchen", meint Sven Noetzel. Denn der Standort auf einem Parkplatz, umgeben auch noch von Buslinien, sei doch menschenunwürdig, so der CDU-Fraktionsvorsitzende in der Sitzung der Bezirksversammlung. Er brachte erneut ein anderes Grundstück ins Gespräch: Das ungenutzte Betriebsgelände von Hamburg Wasser an der Ecke Weidenbaumsweg/Sander Damm sei komplett erschlossen und mit der nötigen Infrastruktur zur Unterbringung von Flüchtlingen ausgestattet. Bezirksamtsleiter Arne Dornquast bestätigte, dass es auf eine Anfrage bei Hamburg Wasser keine Reaktion gegeben habe. Das Bezirksamt wisse nicht einmal, wem das Gelände mittlerweile gehört. Die Abgeordneten der Bezirksversammlung beschlossen daher einstimmig, dass sich Bezirksamtsleiter Arne Dornquast weiterhin bei den zuständigen Stellen für die Nutzung des Geländes als öffentliche Unterbringung einsetzen soll.
Das erscheint jedoch wenig aussichtsreich: Noch befindet es sich im Besitz von Hamburg Wasser, wie Unternehmenssprecher Matthias Sobottka auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt. Man wolle es verkaufen, befinde sich derzeit in Gesprächen mit Interessenten.
An der Brookkehre, wo circa im März 380 Flüchtlinge ein Heim finden sollen, wurden unterdessen bereits Bäume gefällt, muss nun noch das von Gräben durchzogene Gelände geebnet werden. Manch ein Anwohner verfolgt all die Aktivitäten mit Sorge und Skepsis. "Das ist doch nicht der richtige Ort für so viele Menschen", meinen etwa Franz und Irma K., die nahe der Brookkehre wohnen, und "aus Angst" ihre Namen lieber nicht in der Zeitung lesen wollen. "Ein Schrottplatz, ein Swingerclub und keine Schule in der Nähe" - gerade für Kinder sei das doch keine Umgebung. Doch die Rentner treibt auch die Sorge um, ob sich so viele Flüchtlinge gut in die Umgebung einfügen werden: "Das Dorf müsste viel kleiner sein, dürfte höchstens 100 Bewohner haben", so ihre Forderung, die jedoch angesichts der nicht abreißenden Flüchtlingsströme wohl ungehört bleiben wird.
Auch dass es dort, wo so viele Flüchtlinge wohnen, mehr Polizeieinsätze geben wird, fürchten manche Anwohner. Tatsächlich ist die Lage an den derzeitigen Standorten jedoch weitgehend ruhig und "nicht auffällig", sagt Bergedorfs Polizeichef Karsten Schwarz: Zwar gebe es keine belastbare Statistik, doch einfache Zählungen zeigten, dass es seit Januar keine größere Zahl an Straftaten an den Standorten gab. Selten war es mehr als ein Einsatz pro Monat. Etwas häufiger musste die Polizei zur Unterkunft an der Sandwisch fahren, wo zwei Familien im Streit lebten. Sie sollen jedoch inzwischen getrennt worden sein.