Bergedorf. Mehr als 400 Menschen drängten sich am Mittwoch im Rathaus: Vereinsvorsitzende, Wirtschaftsbosse, Politiker, Funktionäre, aber auch viele einfache Bürger und Mitarbeiter sagten Dr. Christoph Krupp Tschüs.
Der 51-jährige Sozialdemokrat, seit 2001 Bezirksamtsleiter in Bergedorf, ist von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zum Chef der Senatskanzlei im Rang eines Staatsrats berufen worden – und hat in dieser Funktion schon zweieinhalb sehr arbeitsreiche Wochen im Hamburger Rathaus hinter sich. Doch die letzten Stunden vor der Ernennung der Regierungsriege gestern Nachmittag verbrachte Krupp sichtlich gern in „seinem“ Bergedorf. Schon um 8 Uhr verabschiedete er sich persönlich mit einem Frühstück vom Team des Bauhofs. Dann waren ab 10 Uhr die etwa 200 Mitarbeiter des Dienstleistungszentrums über dem CCB an der Reihe, bevor der Lohbrügger um 11.30 Uhr im Spiegelsaal eintraf.
Volle zweieinhalb Stunden blieb er hier – bis die Abfahrt nach Hamburg nicht mehr zu verschieben war: Für 14.30 hatte Scholz die letzte Absprache vor der Bürgerschaftssitzung (15 Uhr) angesetzt.
„Mein neuer Job ist eine Ehre, aber für mich auch eine ziemliche Umstellung“, bekannte Krupp in der fraglos launigsten Ansprache, die er je im Spiegelsaal gehalten hat. Er müsse jetzt in Pressekonferenzen immer stumm neben dem Bürgermeister sitzen. Also das genaue Gegenteil zu seinem Auftreten in den vergangenen zehn Jahren als Bezirksamtsleiter. „Und es ist tatsächlich so: Wenn ich meinen Job als Leiter der Senatskanzlei gut mache, dann werden Sie in den kommenden zehn Jahren nichts von mir hören.“
Krupp muss nun Hamburgs Behörden sowie die nationalen und internationalen Kontakte der Stadt koordinieren, also Olaf Scholz den Rücken frei halten. Das ist selbst für einen Verwaltungsprofi wie ihn eine Herausforderung. Seine knapp 600 Bergedorfer Mitarbeiter hat er als „starker Chef mit klaren Linien und extrem hohem Arbeitseinsatz geführt“, wie seine Stellvertreterin und Interims-Nachfolgerin Angela Baasch-Eggert in ihrer Ansprache betonte. Nicht die Behörde habe ihn erzogen, sondern er die Behörde.
Eine Stunde Hände schütteln
Die Schlange der Gratulanten nahm kein Ende: Fast eine Stunde hatte der scheidende Bezirksamtsleiter Dr. Christoph Krupp gestern im Rathaus Hände zu schütteln. Während seine Sekretärin Stefanie Wobbe einen Berg von Geschenken auftürmte, war vielen Gästen der Abschied des frisch gebackenen Leiters der Senatskanzlei aus Bergedorf gar nicht recht.
Doch die bange Frage, wer in seine Fußstapfen treten soll, wurde nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert. Es war der Tag des Lobes „für Ihr beispielloses Engagement, mit dem Sie Bergedorf weit vorangebracht haben. Und für Ihr Talent, zu jedem Anlass die passenden Worte zu finden“, sagte Bezirksversammlungs-Präsident Norbert Reichelt.
Thomas Auth-Wittke, Personalratschef im Bergedorfer Rathaus, nahm es mit Humor. Er schenkte Krupp einen Bohrer „für die dicken Bretter in Hamburg“ und eine Luftpumpe, damit dem passionierten Radler nie die Luft ausgehe. „Größere Geschenke gibt es von uns Mitarbeitern nicht. Erst mal abwarten, was der Senat entscheidet“, sagte Auth-Wittke in Anspielung auf das gestrichene Weihnachtsgeld der Behörden-Mitarbeiter.
Suche nach neuem Bezirksamtsleiter
Krupp nahm die Geschenke wie auch eine 150-seitige Chronik von Zeitungsartikeln über ihn in der „bz“ sichtlich gerührt an. Und die Gäste registrierten gern, dass er in seiner Ansprache mehrfach Hamburg und Bergedorf vertauschte. „Er gehört eben zu uns“, kommentierte der Saal.
Doch nun macht sich die Bezirksversammlung aktiv auf die Suche nach seinem Nachfolger: Heute (18 Uhr, Rathaus) wird der Text der öffentlichen Ausschreibung beschlossen. Die Bewerbungsfrist läuft dann drei Wochen im April. Anschließend werden die eingegangenen Bewerbungen amtlich geprüft, bevor sich die Kandidaten in den Fraktionen vorstellen. Voraussichtlich im Mai gibt es mit allen eine öffentliche Veranstaltung im Lichtwarkhaus. Geht alles glatt, wählt die Bezirksversammlung den neuen Rathauschef noch vor der Sommerpause.
Ganz so mochte Krupp das nicht stehen lassen: „Besonderer Dank gilt meiner ehemaligen Sekretärin Brigitte Zur. Sie hat mich 2001 als Bezirksamtsleiter angelernt.“ Auf dieser Basis hat er dann aber selbst einen gewichtigen Teil zum „Bergedorfer Geist“ beigetragen: „Hier wird nicht geredet, was andere tun sollten. Hier packt jeder selbst an“, beschreibt Krupp. Und das täte auch Hamburgs Behörden gut: „Dort kann man viel von Bergedorf lernen.“