Bergedorf. Einige Bergedorfer hatten es schon geahnt, vielleicht auch befürchtet. Seit Mittwoch ist es amtlich: Bezirksamtsleiter Dr. Christoph Krupp (SPD) verlässt Bergedorf, um dem Ruf des designierten Hamburger Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD) zu folgen und neuer Chef der Senatskanzlei zu werden.
Schon am kommenden Montag, nach der Wahl von Scholz zum neuen Bürgermeister, soll der 51-jährige Krupp in das Amt berufen werden.
Der Lohbrügger wird damit zu einem der engsten Mitarbeiter des neuen Bürgermeisters, bezieht im Hamburger Rathaus das Zimmer direkt neben Scholz. Zu Krupps ersten Aufgaben wird es gehören, an der Auswahl der Senatoren und dem neuen Zuschnitt der Hamburger Behörden mitzuarbeiten. Zudem soll er an der Regierungserklärung mitwirken. Als Chef der Senatskanzlei sitzt der Vater dreier Kinder künftig an der Schaltstelle der Macht, wird den Bürgermeister bei seinen Amtsgeschäften unterstützen und politische Richtlinien umsetzen.
Eine administrative Aufgabe, die dem Pragmatiker liegt, wie er selbst meint: „Es ist ein reizvoller Job, das Regierungshandeln von Hamburg zu koordinieren und dafür zu sorgen, dass politische Beschlüsse umgesetzt werden“, sagt Krupp, der „vor ein paar Tagen“ von Olaf Scholz gefragt worden war, „ob ich bei ihm mitmachen will“. Bergedorfs Bezirksamtsleiter, seit 1975 SPD-Mitglied, zögerte nicht lange: „Das ist ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, auch weil man, politisch gesehen, größere Räder dreht.“
Solche Räder sind in der Familie Krupp bereits bewegt worden: Vater Hans-Jürgen Krupp war in der Hansestadt 1988 Finanzsenator, zudem 1991 Wirtschaftssenator und Zweiter Bürgermeister.
Der Kontakt zu Olaf Scholz währt schon viele Jahre: Als Krupp 1998 SPD-Kreisvorsitzender in Bergedorf wurde, übernahm Scholz den gleichen Posten in Altona und wurde danach Landesvorsitzender. Damals holte Scholz den Lehrer Ties Rabe als Landesgeschäftsführer nach Hamburg – ein Dreieck der guten Zusammenarbeit. Rabe, heute Bergedorfs SPD-Kreisvorsitzender und als Schulsenator im Gespräch, freut sich über den Erfolg des Parteifreunds: „Als Chef der Senatskanzlei wird er grobe Ziele und Visionen in konkretes Regierungshandeln umsetzen und dabei die 68.000 Mitarbeiter der Verwaltung einzuschätzen wissen.“ Zudem, so der 50-Jährige, genieße Krupp Ansehen über die Parteigrenzen hinaus: „Christoph Krupp ist jemand, den wir an dieser Stelle dringend brauchen.“
Krupp und seine Familie werden in Lohbrügge wohnen bleiben, die Zeiten, als er mit dem Fahrrad zum Rathaus fahren konnte, haben aber ein Ende. Das werde ihm fehlen – mitsamt der Gestaltungsfreiheit, die er als Bezirksamtsleiter hatte: „Künftig habe ich wohl weniger direkte Rückkopplung aus der Bevölkerung.“ Ihm wichtige Themen wie etwa das Projekt „Schleusengraben“ und auch das Ziel, jährlich 400 neue Wohnungen in Bergedorf zu bauen, muss er nun einem Nachfolger überlassen. Der wird sich wohl auf eine öffentliche Ausschreibung bewerben müssen. Vorerst übernimmt Stellvertreterin Angela Braasch-Eggert (61) Krupps Aufgaben – bis die Bezirksversammlung neu wählt und der Senat den Nachfolger ernennt.
Christoph Krupp war seit 2001 Bezirksamtsleiter in Bergedorf. Hier löste die Meldung von seinem Wechsel großes Bedauern aus. „Er war Bergedorfs Motor“, meinte etwa Joachim Wagner, Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative WSB. Der Bergedorfer Investor Rüdiger Gramkow lobte: „Krupp hat Bergedorf repräsentiert und vorangebracht wie kein anderer.“