Bergedorf. Es wird voraussichtlich Monate dauern, bis Bergedorf einen neuen Bezirksamtsleiter hat. Die neue SPD-Mehrheit hält an Forderungen aus Zeiten fest, in denen sie in der Minderheit war.

Transparenz kostet Zeit: Die vakante Stelle soll nicht nur öffentlich ausgeschrieben werden, Bewerber werden auch die Chance erhalten, sich den Bürgern zu präsentieren, bevor die Bezirksabgeordneten zur Wahl schreiten.

Dr. Christoph Krupp (51) ist von seinem bisherigen Bergedorfer Amtszimmer in das Büro des Leiters der Senatskanzlei im Hamburger Rathaus gewechselt. Der Aufstieg des Lohbrügger Sozialdemokraten reißt in Bergedorf eine Lücke, lässt das Bezirksamt aber nicht führungslos zurück.

Bergedorfs Verwaltungsdezernent Klaus Wolters zeichnet seit langem verantwortlich für die innere Verwaltung und das Personal. Sozialdezernentin Angela Braasch-Eggert (61) blickt auf viel Erfahrung als stellvertretende Bezirksamtsleiterin zurück. Die Juristin hat bereits Krupp-Vorgängerin Christine Steinert vertreten. Diese hat Bergedorfs Bezirksverwaltung durch drei volle Wahlperioden geführt, 18 Jahre lang.

„Wir fallen in kein Loch, haben im Januar gemeinsam das Arbeitsprogramm abgesprochen, das arbeiten wir jetzt ab“, erläutert Braasch-Eggert. Dafür tauscht die Juristin zeitweilig ihr helles Büro mit dem repräsentativen Bergedorfer „Bürgermeisterzimmer“. Das zählt zu den schönsten Amtszimmern Hamburgs. Es liegt zum Rathauspark, ist aufgrund des dominierenden Holzes an Decke und Wänden aber recht dunkel.

Die Wahl des neuen Senats erfolgt erst in zwei Wochen, sobald die Besetzung der vakanten Stühle geklärt ist. Bis dahin führen noch von Schwarz-Grün eingesetzte Staatsräte die Fachbehörden. Neben Hamburgs neuem Ersten Bürgermeister Olaf Scholz sitzt Krupp als Senatskanzlei-Chef an zentralen Schalthebeln der Macht.

Bis der neue Senat im Amt und das Regierungsprogramm beschlossen ist, sich in Bergedorf die neue Bezirksversammlung am 24. März konstituiert, bleiben viele Themen in der Schwebe. Manche noch darüber hinaus: etwa die Frage einer Gemeinschaftsstraße zwischen Bahnhof und Alter Holstenstraße oder die Zukunft des Bergedorfer Schlosses. Ob ein weiterer „Museumsratschlag“ Sinn macht, hängt von vielen Faktoren ab: Neben der Klärung Bergedorfer Misshelligkeiten geht es vor allem darum, ob die Stiftung historische Museen Hamburg fortbesteht oder in die beteiligten Einrichtungen zerlegt wird.

Keine Frage ist der Weg zur Wahl des neuen Bezirksamtsleiters. „Wir setzen auf Transparenz, wollen am erprobten Bergedorfer Verfahren festhalten“, sagt Werner Omniczynski, frisch bestätigter Vorsitzender der SPD-Mehrheitsfraktion. Nach einer Ausschreibung der Stelle, „sollen sich die aussichtsreichen Kandidaten öffentlich vorstellen“. So viel Transparenz hat ihren Preis. Omniczynski: „Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Neuwahl noch vor der Sommerpause klappt.“