Das Geld für eine Badeaufsicht am Allermöher See fehlt. Am Wochenende war die DLRG trotzdem dort, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Hamburg. Ein Sonnabendmittag im jungen Stadtteil Neuallermöhe. Mittendrin liegt das grüne Naherholungsgebiet der Anwohner - der Allermöher See . Familien haben es sich auf Decken gemütlich gemacht und den Grill angezündet. Trotz der mäßig sommerlichen Temperaturen planschen einige Kinder vergnügt im Wasser.

Dort, wo erst Ende Mai die 14-jährige Karin ertrank. Wo 2010 ein 23-jähriger Mann starb und im selben Sommer ein 13-Jähriger in letzter Minute gerettet werden konnte. Seitdem wurde immer wieder eine regelmäßige Badeaufsicht gefordert. Die gibt es jedoch bis heute nicht.

+++14-jähriges Mädchen im Allermöher See ertrunken+++

+++Badeseen mit und ohne Aufsicht+++

Dieses Wochenende aber ist eine Ausnahme. Am Ufer des Sees haben sich vier Rettungsschwimmer vom DLRG am Strand zusammengefunden. Zwei Einsatzwagen haben sie dabei, ein Schlauchboot und ein motorbetriebenes Rettungsboot. So sollte es eigentlich immer sein.

Eine Gruppe von Jugendlichen hat sich zu ihnen gestellt. Auf ihren T-Shirts steht "Music helps". Eigentlich organisiert die Jugendgruppe Benefizkonzerte. Aber dieses Wochenende sind sie gemeinsam mit der DLRG an den See gekommen, um "Rettungsposten für den Allermöher See" zu fordern.

"Wir wollen dem Bezirk und der Politik zeigen, dass das Thema für uns und die Bergedorfer Bevölkerung wichtig ist", sagt Ole Rehmeyer von "Music helps". Mehr als 4000 Unterschriften für eine regelmäßige Badeaufsicht am Allermöher See hatten die jugendlichen Helfer dem Bezirksamt kürzlich übergeben können.

Bestrebungen des Bezirks, gemeinsam mit dem DLRG eine Aufsicht einzurichten, gibt es schon seit Längerem. Zuletzt wieder verstärkt, weil der Allermöher See in letzter Zeit deutlich mehr Badegäste hat als früher. Seitdem der nahegelegene Eichbaumsee gesperrt ist, weichen viele Badegäste auf den Allermöher See aus. Wegen fehlender finanzieller Mittel beim Bezirksamt und zu wenig ehrenamtlichen Helfern bei der DLRG ist eine feste Aufsicht aber erstmal nicht umsetzbar.

Ole Rehmeyer und seine Mitstreiter wollen verhindern, dass das Thema von der Dringlichkeitsliste des Bezirks verschwindet. Und sie wollen “Politik und Bezirk nicht alleine lassen”, so Rehmeyer. “Wir sind bereit, Energie und sogar Geld in ein solches Vorhaben zu investieren”, sagt er. Sponsoren, die zwei Container sowie ein Notstromaggregat als Basisstation für Retter und Material am See bereitgestellt haben, haben die Jugendlichen schon gefunden.

Mit Hilfe der Bezirkspolitik wurden diese aufgestellt. Ebenso auch ein Hochsitz der DLRG, der am Eichbaumsee nutzlos geworden war. An der Infrastruktur scheint es nicht zu scheitern. Am Personal dafür um so mehr.

Denn die DLRG, die das Gewässer bewachen könnte, fehlt es dafür an Freiwilligen. Nur rund 25 DLRG-Aktive sorgen im gewässerreichen Bezirk Bergedorf für die Sicherheit am und auf dem Wasser. “Für die Besetzung einer Badeaufsicht am Allermöher See bräuchte man im Idealfall sechs Mann”, sagt der Geschäftsführer der DLRG Bergedorf, Björn Lange. Und die müssen erst einmal irgendwo herkommen. Seit Jahren bemüht sich die Lebens-Rettungs-Gesellschaft um Nachwuchs. Seit dem Badeunglück 2010 werden am Allermöher See kostenlose Rettungsschwimmerkurse angeboten.

Im ersten Jahr waren es nur zwei Teilnehmer, im zweiten waren es schon sechs. In diesem Jahr, nach dem Tod der 14-jährigen Karin, waren 16 Jugendliche bereit, die Ausbildung zu machen. Von ihnen blieben bis zum Schluss immerhin neun, trotz der schlechten Wetterbedingungen. Ob die Jugendlichen aber bereit sind, jedes Wochenende unentgeldlich ihre Freizeit zu opfern, bleibt fraglich. "Ideal wäre es, wenn es zumindest ein kleines Honorar geben würde", sagt Björn Lange.

Er appelliert aber auch an die eigene Verantwortung der Badegäste zur Vermeidung von Badeunglücken. Eine Ausweitung des Schwimmunterrichts an den Schulen könne da hilfreich sein. Ansätze dazu kamen auch bereits von der CDU.

Mehr als Eigenverantwortung wird den Allermöhern in diesem Jahr voraussichtlich nicht bleiben. "Eine Badeaufsicht gibt es nicht", ist auf den jüngst aufgestellten Schildern des Bezirks zur Wasserqualität des Allermöher Sees nach EU-Norm zu lesen. Am 15. September wollen "Music helps" und die DLRG nun ein Badeseefest veranstalten, um noch mehr Menschen auf die Situation in Neuallermöhe aufmerksam zu machen.

Langfristiges Ziel sei es in jedem Fall, an diesem See eine Badeaufsicht zu installieren, so Rehmeyer. Gespräche dazu werden nach der Sommerpause mit dem Bezirk, dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) geführt werden.