Hamburg. Der Hamburger Hendrik Kleinwächter will Menschen beibringen, wie man günstig und schnell eigenes Brot backen kann.

Auf Youtube hat er fast eine Viertelmillion Abonnenten, sein Buch über Brotbacken haben sich im Internet schon fünf Millionen Menschen angesehen. Der Hamburger Software-Entwickler Hendrik Kleinwächter hat es sich zur Aufgabe gemacht, den „Brot-Code“ zu knacken – und will Menschen auf der ganzen Welt überzeugen, ihre Brote selbst zu backen. In unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ spricht er über seine Mission, ein Doppelleben und wieso er seine Erfolge nicht zu Geld machen will. Zu hören unter www.abendblatt.de/entscheider.

Das sagt Hendrik Kleinwächter über…

… seine zwei Arbeitsleben: „Ich arbeite drei Tage die Woche als CTO bei einem Innovationslabor von vier Autozulieferern, damit verdiene ich mein Geld. Die übrigen zwei Tage beschäftige ich mich mit dem Thema Brot und dem Ziel, anderen Menschen beizubringen, wie sie ganz einfach, für wenig Geld und mit wenig Zeit gutes Brot backen können. Und das komplett unkommerziell, das heißt, ich selbst will daraus kein Geschäftsmodell machen. Die Sache ist mir wichtig, ich möchte und muss damit kein Geld verdienen. Auch, weil ich dann Sorge hätte, sowohl meinen Spaß als auch meine Glaubwürdigkeit zu verlieren. Ich habe mir überlegt, was ich erreicht haben will, wenn ich irgendwann mal 80 Jahre sein sollte. Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Ich will möglichst vielen Menschen weltweit gezeigt haben, wie man leckeres Brot herstellt.“

… die Leidenschaft für Brot: „Die hat angefangen mit meiner Mutter, die immer echt leckeres Brot zu Hause für die Familie gebacken hat. Als ich dann zum Studium nach Göttingen gegangen bin, musste ich mir zum ersten Mal in meinem Leben mein eigenes Brot, ein Schwarzbrot, kaufen – und habe mich wahnsinnig erschrocken, als ich auf der Packung gelesen, was dort alles drin ist. Dabei gehört in ein Brot eigentlich nur Mehl, Wasser und Salz. Ich habe dann angefangen, mich mit Broten zu beschäftigen und selbst zu backen – und bin irgendwann beim Thema Sauerteig gelandet, das mich seitdem nicht mehr loslässt. Ich kann nur jedem sagen: Es geht nichts darüber, sein eigenes Brot zu backen, und es dauert gerade einmal fünf Minuten.“

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Hendrik Kleinwächter: „Der Brot-Code“

Entscheider treffen Haider - die Erfolgsgeheimnisse der Macher

… das Wissen, dass man nichts weiß: „Obwohl ich mich schon so lange mit Brot beschäftige, kommt es mir immer noch so vor, als würde ich gar nichts darüber wissen. Ich sehe so viele spannende Felder, die ich mir noch anschauen will, habe das Gefühl, dass ich immer noch am Anfang stehe. Und selbst, wenn sich das einmal ändern sollte: Meine Hauptaufgabe ist und bleibt ja, so viele Menschen wie möglich mit meinen Botschaften zu erreichen. Ich finde es zum Beispiel extrem motivierend, dass meine Videos auf Youtube rund 50.000 Stunden im Monat angesehen werden. Es ist doch schön, dass es so viele Menschen gibt, die so lange vor dem Fernseher oder dem Computer sitzen, um sich mit Brot zu beschäftigen.“

… seine Youtube-Videos und wie ein kostenloses Buch daraus wurde: „Früher habe ich vor allem Videos auf Youtube gemacht. Die haben viele Leute interessiert, ich habe aber schnell gemerkt, dass die Welt der sozialen Medien mit dem Clickbaiting und allem, was dazu gehört, nicht das richtige für mich ist. Also habe ich meine Abonnenten (inzwischen sind es rund 240.000) gefragt, was ich tun soll. Und sie sagten: Schreib doch einfach mal alles auf, was du über Brot weiß. So ist das Buch entstanden, dass ich gern als die Bibel für Sauerteig-Nerds bezeichnen und das für alle kostenfrei im Internet anzusehen ist. Das haben inzwischen fünf Millionen Menschen getan. Wer eine ausgedruckte Seite mit 250 Seiten haben will, kann die auch erhalten.“

… Sauerteige: „Wenn ich ein Sauerteigbrot esse, esse ich im Prinzip gar nicht mehr das Mehl, sondern ein verstoffwechseltes Produkt. Es ist wie beim Joghurt: Joghurt ist fermentierte Milch, Sauerteig ist fermentiertes Mehl, und deshalb für viele Menschen viel bekömmlicher als andere Brote, die in kürzester Zeit mit Hefe hergestellt werden. Ich habe verschiedene Sauerteige selbst gezüchtet, unter anderem einen mit Salzwasser aus dem Pazifik und einen mit Hilfe von Fruchtfliegen, der nach reifen Bananen riecht. Einen 200 Jahre alten Sauerteig habe ich außerdem von einer Bäckerei erhalten. Jeder kann aus Mehl und Wasser einen Sauerteig selbst ansetzen, das dauert nur wenige Tage. Wem das zu anstrengend ist: Man kann auch einen Bäcker fragen, ob er etwas Sauerteig übrighat, mit dem man dann arbeiten kann.“

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… altes Brot: „Ich habe immer verschiedene Sauerteigbrote zu Hause im Tiefkühler. Wenn ich eins brauche, hole ich es heraus, besprühe es etwas mit Wasser und toaste es dann – es schmeckt nahezu wie frischgebacken. Das funktioniert übrigens auch mit altem Brot, das man auf keinen Fall wegschmeißen sollte.“ 

… seine (spezielle) Ernährung: „Ich esse nur grundsätzlich nur einmal am Tag, immer abends. Irgendwann habe ich mal festgestellt, dass mir das gut tut – und selbstverständlich steht dann auch immer selbstgemachtes Brot auf dem Tisch.“