Würzburg/Hamburg. Bischöfin Kirsten Fehrs wird mit 74 Prozent der Stimmen in ihrem Amt als EKD-Ratsvorsitzende bestätigt. Was sie dem Abendblatt sagt.
„Dich rühmt der Morgen“ – erst sangen die Kirchenparlamentarier auf ihrer Tagung in Würzburg am Dienstag diesen Choral, dann stimmten sie über das höchste Amt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ab. Um 11.30 Uhr stand das Ergebnis fest: Hamburgs und Lübecks Bischöfin Kirsten Fehrs (63) wurde zur neuen Ratsvorsitzenden gewählt und damit in ihrem Amt bestätigt. Sie erhielt 74,6 Prozent der abgegebenen Stimmen.
Fehrs war die einzige Kandidatin. Sie hatte das Amt der EKD-Ratsvorsitzenden nach dem Rücktritt ihrer Vorgängerin Annette Kurschus kommissarisch ausgeübt. Sie werde das Amt „mit Gottvertrauen, Zuversicht und Respekt antreten“, erklärte sie nach dem Beifall der 130 Synodalen zu ihrer Wiederwahl. Vorrangige Aufgabe der Institution Kirche sei es, das „Recht der Schwächeren stark zu machen“. Ihre Amtszeit dauert bis 2027.
Kirche: Hamburgerin neue EKD-Ratsvorsitzende – das sagt Kirsten Fehrs dem Abendblatt
Sinkende Mitgliederzahlen und wachsender Bedeutungsverlust der Kirche – mit diesen Themen wird sich die neue EKD-Ratsvorsitzende weiterhin zu beschäftigen haben. Kirsten Fehrs sagte nach ihrer Wahl dem Abendblatt: „Es ist jetzt einfach dran, Kräfte zu bündeln. Wir werden kleiner und ärmer, ja, aber wir ziehen uns nicht zurück. Wir versuchen, präsent zu bleiben mit dem, was die Menschen brauchen – in Diakonie und Seelsorge, in Kitas und Krankenhäusern, in ansprechend gestalteten Gottesdiensten.“ Kirsten Fehrs lächelt und fügt hinzu: „Damit das gelingen kann, bin ich dankbar für jeden Menschen, der als Kirchenmitglied sein Engagement, aber auch seine Kirchensteuer solidarisch in die Gemeinschaft einbringt.“
Neue EKD-Ratsvorsitzende aus Hamburg: Kirche auf „steinigem Weg der Transformation“
Wie alle großen Institutionen befindet sich auch die evangelische Kirche nach Ansicht der wiedergewählten EKD-Ratsvorsitzenden auf einem „steinigen Weg der Transformation“. „Der mag bisweilen dunkel und uneben sein, auch umstritten, aber Stehenbleiben ist eben keine Option. Ein ermutigendes Wort dazu findet sich in Psalm 119: ‚Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.‘ Das Wort Gottes, also die christliche Hoffnung, zeigt uns den Weg. Aber eben als Fußleuchte, die nur den nächsten Schritt erhellt, vielleicht noch den übernächsten. Keiner weiß – auch in keiner anderen Institution –, wie die Zukunft im Jahr 2040 aussieht. Voran geht es nur Schritt für Schritt. Das könnte ein Leitmotiv werden.“
Eines ihrer Anliegen bleibt die Aufarbeitung von und der Schutz vor sexualisierter Gewalt in der Kirche. Jeder und jede Betroffene solle ein Recht auf ein Gespräch mit einer Anerkennungskommission erhalten“, sagte sie.
Nordkirchenleitung gratuliert der Hamburger Bischöfin
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) hat ihrer Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck Kirsten Fehrs herzlich zur Wahl ins Amt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gratuliert. In einem gemeinsamen Glückwunsch betonen Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und die Präses der Landessynode Ulrike Hillmann: „Mit großer Freude gratulieren wir Bischöfin Kirsten Fehrs zu ihrer Wahl als EKD-Ratsvorsitzende. Ihre Wahl ist ein Zeichen der Hoffnung und ein Versprechen für die Zukunft unserer Kirche. Als Brückenbauerin zwischen den Religionen, zwischen Kirche und Gesellschaft, wird sie die Evangelische Kirche in Deutschland mit Weitsicht und großem Engagement führen.“
Kirsten Fehrs neue EKD-Ratsvorsitzende: Geboren in Dithmarschen und anerkannte Krisenmanagerin
Kirsten Fehrs wurde am 12. September 1961 im schleswig-holsteinischen Wesselburen (Dithmarschen) geboren. Nach dem Abitur begann sie das Studium der Evangelischen Theologie in Hamburg. Im Jahr 1990 erfolgte nach ihrem Vikariat in der Kirchengemeinde Waabs die Ordination zur Pastorin der Nordelbischen Kirche. Zunächst war Kirsten Fehrs als Gemeindepastorin in Hohenwestedt tätig. Es folgten Stationen in Projektpfarrstellen im Kirchenkreis Rendsburg und als mehrjährige Leiterin des dortigen Evangelischen Bildungswerkes.
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Sechs Jahre lang war sie anschließend auf einer Projektpfarrstelle für Personal- und Gemeindeentwicklung im Kirchenkreis Rendsburg sowie für Personal- und Organisationsentwicklung in der Nordelbischen Kirche tätig. Hier sammelte sie Erfahrungen im Krisenmanagement. 2006 trat Kirsten Fehrs das Doppelamt einer Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost und der Hauptpastorin an der Hauptkirche St. Jacobi an.
Bischöfin Kirsten Fehrs mit einem Hamburger Pastor verheiratet
Im Juni 2011 wurde Kirsten Fehrs von der Synode der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche zur Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck gewählt. Ihr Amt trat sie am 15. November 2011 an, eingeführt wurde sie am 26. November 2011 in einem festlichen Gottesdienst im Dom zu Lübeck. Ihre Predigtstätte ist die Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg, heißt es beim Hamburger Michel. Kirsten Fehrs ist seit 1990 verheiratet mit dem Pastor Karsten Fehrs.
Die Evangelische Kirche in Deutschland zählt 18,6 Millionen Mitglieder in 12.000 Kirchengemeinden (Stand 31. Dezember 2023). Die Nordkirche hat 1,7 Millionen Mitglieder.