Hamburg. Seine Rezepte sind Genuss-Sensationen. Der Auftritt von Yotam Ottolenghi in Hamburg, dritte Station seiner Comfort-Tour, war es nicht.

Das musst du als Koch (!) erst einmal schaffen: Die Laeiszhalle war am Mittwochabend nahezu ausverkauft. Das lag vor allem natürlich an dem Gast des Abends, an Yotam Ottolenghi, der gerade in Hamburg mit seinen raffinierten und überwiegend vegetarischen Kochbüchern viele Fans hat. Dass an die 2000 Menschen in die Laeiszhalle kamen, dürfte aber auch daran gelegen haben, dass man sich unter „The Comfort-Tour“ mehr erwartet hatte als eine ziemlich herkömmliche Buchvorstellung.

Koch-Shows können extrem unterhaltsam sein – bei Ottolenghi scheiterte es schon daran, dass die Benutzung eines Gaskochers oder ähnlichem auf der Bühne offensichtlich verboten war. So war der (vermeintliche) Höhepunkt des mehr als zwei Stunden dauernden Abends die Zubereitung von kalten Crêpes mit Zutaten wie Feta-Joghurt oder Eiersalat.

Ganz lustig, wie die Zuschauer via Handy abstimmen durften, was in welchen Pfannkuchen hineinkommen sollte – aber auch etwas wenig für Preise, die im Parkett bei 67,50 Euro lagen. Und darin war das neue Buch „Comfort“ noch nicht enthalten: Wer das erwarb, hatte für den Abend fast 110 Euro ausgegeben.

In Hamburgs Laeiszhalle: Star-Koch Yotam Ottolenghi und die Frage nach dem Fast Food

Dafür bekam man einen ohne Zweifel sehr sympathischen Yotam Ottolenghi zu sehen, der sich auf der Bühne erst von Moderatorin Marie-Christine Knop und dann vom Publikum befragen ließ. Es ging um das Franzbrötchen, das er am Morgen in Hamburg verzehrt und das ihm sehr gut geschmeckt hatte, genauso wie um Fast Food, das er, so der Koch, selbstverständlich esse: „Da bin ich auch nur ein Mensch.“

Und natürlich hatte der Mann, dessen Rezepte für eine Unzahl von Zutaten und ungewöhnlichen Gewürzen wie Zaatar und Sumach bekannt (und gefürchtet) sind, auch in Hamburg jede Menge Tipps für die, die ihm nachkochen. Zum Beispiel diesen: „Man kann durchaus mal ein Gewürz oder eine Zutat bei einem meiner Gerichte weglassen – aber bitte niemals die, die im Namen des Gerichts steht.“

Starkoch Yotam Ottolenghi in Hamburg: Was er über Instant-Nudeln sagt

Noch wichtiger die Antwort auf die Frage, was gesundes Essen ausmacht: „Ich glaube: Wenn du etwas von Anfang bis Ende zubereitest, ist es auf jeden Fall gut für dich.“ Das gilt für die Menschen, die seine Bücher kaufen, genauso wie für die, die in der sogenannten Test-Kitchen Ottolenghis Rezepte ausprobieren: Dort sei es eine großartige Erfahrung, mit einem Gericht zu starten, von dem man „zunächst gar nicht so überzeugt, ist und es dann zu dem Punkt zu bringen, an dem man sagen kann: Das ist es.“

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Das komfortabalste Essen, so Ottolenghi, bleibe Pasta, bei der es „ausschließlich auf die Textur“ ankomme. Er selbst esse zwischendurch, wie viele Chefköche, gern Instant-Nudeln und Spaghetti Bolognaise, wie sie sein italienischer Vater gemacht habe. „Ich finde aber auch, dass Gemüsegerichte sehr comfortabel sein können“, sagt er, und ins Publikum gewandt: „In meinem neuen Buch gibt es ein wunderbares Kohlrabi-Gericht, aber wer wüsste das besser als ihr Deutschen.“

Letzte Tipps: „Bittere Gemüse müssen in Butter gekocht werden, alle anderen in Olivenöle.“ Und: „Früher habe ich den Leuten immer gesagt, dass sie ihr Gemüse nicht zu lange kochen sollen – heute empfehle ich das Gegenteil.“

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