Themen: Zöliakie ist eine ernste Erkrankung +++ Spanisches Orchester spielte in der Elbphilharmonie +++ Steuern verschwendet
Respektlos und uninformiert
9. Oktober: Ein Kindergeburtstag ist kein Kindergeburtstag
Mit etwas Unverständnis habe ich die Kolumne „Ein Kindergeburtstag ist kein Kindergeburtstag“ von Herrn Lenzen gelesen, in der er sich in meinen Augen respektlos gegenüber Müttern äußert, die versuchen, den Geburtstag ihrer Kinder besonders schön zu gestalten. Aber am meisten hat mich seine Aussage über die „erfundene Glutenunverträglichkeiten“ geärgert. Für Menschen, die tatsächlich an Zöliakie leiden, ist dies ein Schlag ins Gesicht. Diese Autoimmunerkrankung zwingt Betroffene, sich streng glutenfrei zu ernähren, da bereits kleinste Mengen gesundheitliche Schäden verursachen können. Aufgrund dieser Krankheit werden betroffene Kinder leider oft von Geburtstagsfeiern ausgeschlossen, weil Eltern den vermeintlichen Aufwand scheuen oder sich das schlicht nicht zutrauen. Statt solche unbedachten Kommentare zu machen, wäre es hilfreich, die Öffentlichkeit über die wirklichen Schwierigkeiten von Menschen mit Zöliakie aufzuklären. Betroffene Kinder können oft in der Kita oder Schule nichts essen, wenn sie nicht eigens vorbereitetes Essen dabei haben. Sie müssen regelmäßig verzichten, wenn andere etwas mitbringen – eine tägliche Herausforderung für die Familien. Ich würde Herrn Lenzen dringend empfehlen, sich einmal mit den tatsächlichen Problemen von Menschen mit Zöliakie auseinanderzusetzen, bevor er solch respektlose und uninformierte Äußerungen trifft.
Melanie Selzle
Betroffene leiden lebenslang
Mit Erstaunen habe ich die Kolumne von Herrn Lenzen gelesen. Grundsätzlich stimme ich ihm natürlich zu, Kindergeburtstage sind in den letzten Jahren ziemlich eskaliert, sie nähern sich ausgewachsenen Großveranstaltungen. Allerdings Eine ernsthafte Krankheit wie die Zöliakie dermaßen ins Lächerliche zu ziehen ist eine Frechheit. Nur weil er diese Krankheit vielleicht nicht kennt, heißt noch lange nicht, dass er behaupten darf, es gäbe sie nicht und alle Betroffenen hätten sie sich ausgedacht. Bei unserer fünfjährigen Tochter wurde vor Kurzem vom Universitätsklinikum Zöliakie diagnostiziert, und zwar anhand von Messergebnissen aus dem Labor, das haben wir uns nicht ausgesucht. Ein kleines Mädchen, welches nun nicht mehr auf dem Weg in den Urlaub zusammen mit seinen Geschwistern bei McDonald’s eine Tüte Pommes oder einen Burger essen darf oder den Crêpe auf dem Weihnachtsmarkt, weil sonst zum Beispiel Mangelerscheinungen, ein erhöhtes Darmkrebsrisiko, Unfruchtbarkeit, unsägliche Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall oder Depressionen drohen würden. Es handelt sich um eine seit Jahren anerkannte Erkrankung, der gute Mann hat keinerlei Ahnung, von was er spricht. Er zieht diese Erkrankung ins Lächerliche, allerdings sind Betroffene auf die Akzeptanz der Umwelt angewiesen, denn es sind die Menschen um die Betroffenen herum, die ihnen helfen, ein beschwerdefreies Leben zu führen.
Carsten Bachmann-Mark
Eine ernsthafte Erkrankung
Lieber Herr Lenzen, wie gerne hätte ich mir die sonderliche Zöliakie meines Sohnes nur ausgedacht und nicht durch Blutuntersuchungen und Biopsien diagnostizieren lassen. Von richtigen Ärzten, sogar mit Doktortiteln. Wenn Sie in Ihrer Familie so einen „Fall“ hätten – Ihnen wären Ihre Worte von der erfundenen Glutenunverträglichkeit wie ein glutenhaltiger Brotkrumen im Halse stecken geblieben. Bleiben Sie stets gesund!
Felizitas Prothmann
Schlechtgeredet
9. Oktober: Wenig Artikulation, kaum Kontraste
Der Beitrag von vfz zum Konzert und dessen respektloser Umgang mit der Aufführung des Orquesta Sinfónica de Castilla y León und dem Solisten Miloš ist kaum an Peinlichkeit zu überbieten. Entweder war der Berichterstatter nicht im Saal oder er/sie war nicht bereit, die positive und begeisterte Rückmeldung von 2100 Zuhörern im großen Saal der Elbphilharmonie zu akzeptieren. Die Tatsache, dass man in der Berichterstattung als Erstes das Samtjackett und das Fußbänkchen des Gitarristen bemängelt, zeugt leider eher von Neid oder Intoleranz. Jedem Künstler ist absolut freigestellt, in welchem Jackett er auftreten möchte und welches Fußbänkchen er nutzt. Die süffisante Kommentierung der inhaltlich und grammatikalisch korrekten englischen Formulierungen des Solisten ist ebenfalls peinlich. Es kann halt nicht jeder alles in deutscher Sprache beantworten, um uns zufriedenzustellen. Der Solist ist spontan eingesprungen, um einen krankheitsbedingten Ausfall zu kompensieren. Respekt, wie wir mit diesem wohlwollenden Angebot umgehen. Klar können wir in der Elbphilharmonie immer die gleiche Standardmusik anhören; neue Wege können ja auch gefährlich sein. Die Art und Weise, wie das Orchester in höchster Konzentration rhythmisch sehr schnelle und komplexe Musikstücke präsentiert hat, genießt hohe Anerkennung. Wir Deutschen sollten mal endlich aufhören, in allen positiven, schönen und erfolgreichen Dingen dieser Welt ständig nur das Haar in der Suppe zu suchen. Es ist kein Wunder, dass durch so eine unreflektierte und griesgrämige Kommentierung die ganze Gesellschaft immer mehr an Zufriedenheit und Lebensfreude verliert.
Mani Rafii
Staus programmiert
8: Oktober: Baustellenchaos in Hamburg: „Ganzer Stadtteil wird eingesperrt“
Die Sperrung in Billstedt kann wiederholt an anderen Stellen in Hamburg beobachtet werden: In Farmsen/ Berne/ Wellingsbüttel ist seit Monaten der Straßenzug Karlshöhe gesperrt. Die Umleitung führte über „Beim Fahrenland“ und „Saselheider Mühlenweg“. Genau diese Strecke hat man jetzt gesperrt, der gesamte Verkehr, auch Schwerlastverkehr, quält sich nun über Nebenstraßen in 30er-Zonen, teilweise einspurig mit Gegenverkehr, an einer Grundschule vorbei. Dabei entstehen nicht nur im Berufsverkehr lange Staus in den Wohnstraßen.
Ulrich Schröder
Für gescheiterte Projekte haften
9. Oktober: Neue Köhlbrandbrücke: „Planloses Handeln kostet Milliarden“
Zwei Millionen verschwendete Euro für ein stilles Örtchen in der Innenstadt Hamburgs, das real nicht genutzt werden kann, leer stehende oder überteuerte Gebäudekomplexe mit fragwürdigen Umzügen für Beamtete, der Blankeneser Krötentunnel, ein „Rolle-vorwärts-und-Rolle-rückwärts-Spiel“ zuständiger Hamburger Politiker, also ein Vabanquespiel allererster „Güte“ hinsichtlich der Köhlbrandbrücke und die „Ode an Hamburg“ sind nur einige von jüngst veröffentlichten Beispielen einer schier unfassbaren Verschwendung von Geldern der Steuerzahler in der Hansestadt! Auf der politischen Republikebene sind es unter anderem massivste Geldausgaben für zunehmende Bürokratisierung, die eigentlich abgebaut werden soll, sowie unsinnigste Verschwendungen für Projekte auf der ganzen Welt, dessen Notwendigkeit endlich mehr und mehr infrage gestellt werden – das berühmteste Beispiel wären da wohl die Fahrradwege in Peru. Oder die jährlich (!) immer noch geleistete unselige Entwicklungshilfe in Rekordhöhe an unseren wirtschaftlichen Konkurrenten China – muss man das verstehen? Ganz zu schweigen von dem Pkw-Maut-Bravourstück eines ehemaligen Verkehrsministers, bei dem fast 250 Millionen Euro zulasten des deutschen Steuerzahlers in den Sand gesetzt wurden! Der Bund verzichtete seinerzeit auf eine eigentlich angebrachte Klage, das Warum entzieht sich leider bis heute. Eine eigene Haftung für gescheiterte und wirtschaftlich schädigende Projekte scheint dringend erforderlich zu sein und sollte für die Zukunft anvisiert werden, vielleicht würde dann dieser Endlosspirale von verschwendeten Steuergeldern endlich ein Ende gesetzt!
Silvia Böker
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