Hamburg. Die Anime- und Manga-Convention lockt Cosplayer aus ganz Deutschland in die Messehallen – von süßen Pikachu bis gruseligen Hexern.

Mit Pikachu einen Kaffee trinken, ein Selfie mit Hatsune Miku schießen oder die Lieblingsstreamerin beim Meet & Greet kennenlernen: Seit Freitag findet in den Hamburger Messehallen zum dritten Mal die Polaris Convention statt. Inhaltlich geht es – grob gesagt – um die asiatische Popkultur in all ihren Facetten. Das kann von klassischen Pokémonkarten über einschlägige Animes wie „Attack on Titan“ bis hin zu riesigen Videospielen wie „Genshin Impact“ reichen.

Schon am Freitag lassen sich keine drei Meter ohne Kostümsichtung über die Messe laufen, überall werden ergänzende Accessoires angeboten, kaputte Kleidungsstücke ausgebessert, am Eingang gibt es sogar dezidierte Umkleiden. Im letzten Jahr stellte die Anime- und Manga-Messe einen Weltrekord auf: 492 Cosplayer (Besucherinnen und Besucher verkleidet als bekannte Figuren) hatten sich dafür am gleichen Ort versammelt.

Polaris Convention in Hamburg: Ein gutes Cosplay hat seinen Preis – und kostet auch Zeit

In diesem Jahr sind auch Jasmin und Lucas dabei, die als Charaktere aus dem Videospiel „Genshin Impact“ verkleidet sind. Für sie ist es das erste Mal in Verkleidung auf der Polaris, sie sind dafür in voller Montur aus Flensburg losgefahren: „Die Bahnfahrt war schon spannend“, meint Lucas. Sie seien die einzigen Cosplayer dort gewesen, zumindest bis sie in Hamburg ankamen. Wieso sie das machen? „Ich mag einfach die Charaktere“, sagt Jasmin. „Die Leute sprechen einen an und geben Komplimente“, ergänzt Lucas.

Polaris Convention
Auch Gaming-Charaktere sind natürlich erlaubt: Yannick stellt einen Charakter aus dem Spiel „Cyberpunk“ dar. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Wann sonst sieht man den anderen Menschen ihre Vorlieben so offensichtlich an? Schließlich tragen sie diese ganz offen zur Schau. Da matcht es dann wie von selbst, schon hat man ein Gesprächsthema, ein geteiltes Hobby, eine gemeinsame Lieblingsserie. Jasmin und Lucas haben sich ihre Kostüme für 180 Euro zusammengestellt und dazu noch viele Stunden in deren Ausarbeitung gesteckt.

Polaris: Cosplay geht um Freunde treffen, Leute kennenlernen und Selbstbewusstsein

Das Fotografieren der Cosplayer bildet einen Schwerpunkt auf der Messe. Überall finden sich – zwei Minuten zuvor noch völlig Fremde – verkleidete Menschen in Grüppchen zusammen und starten spontane Fotoshootings. Diese niedrigschwellige Annäherung ist laut Polaris-Besucher Luca (26) einer der großen Pluspunkte am Verkleiden: „Es geht darum, Freunde zu treffen, neue Leute kennenzulernen und auch andere Leute zu inspirieren.“ Das sei im Kostüm einfacher, für Luca bietet das Verkleiden als Hexer auch eine Art Schutzraum. Trotz seines Autismus könne er mehr er selbst sein – die Figur, die er über Jahre hinweg geschaffen hat. „Die Leute sind ja auch beeindruckt von den Kostümen, das wiederum berührt mich dann auch.“

Polaris Convention
Beim Cosplay geht es vielen darum, Gleichgesinnte kennenzulernen. So wie für Stephanie als Elfenmagierin Frieren (l.) und Paula als Caitlyn („League of Legends“). © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Es geht also viel um das Vernetzen, darum Freundinnen und Freunde zu treffen. Aber auch darum, die Content-Creator und Synchronsprecher im echten Leben kennenzulernen, die täglich auf den Smartphone- und TV-Bildschirmen erscheinen und ihre einschlägige Expertise weitergeben. Am Sonnabend wird beispielsweise der deutsche Synchroncast des Animes „One Piece“ auf der Polaris auftreten.

Auch der Synchron-Cast von „One Piece“ kommt vorbei – ein Muss für Hardcore-Fans

„,One Piece‘ ist ein Klassiker“, sagt Luca. Auch Nele (19) ist großer Fan der über 1000-teiligen Serie. So groß, dass sie sich an einem der Tattoo-Stände spontan für ihre erste Tätowierung als Hommage an die Serie entschieden hat: „,One Piece‘ ist mein absoluter Lieblingsanime, ich liebe die Charaktere einfach“, erklärt sie. Nur 15 Minuten habe der Prozess gedauert, schon hatte sie ihr frisch gestochenes Tattoo auf dem Arm. In den vier Messehallen gibt es darüber hinaus japanisches Essen wie Ramen oder Takoyaki (Teigbällchen), unzählige Merch-Stände und Künstler-Boxen.

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Nele (19) lässt sich ein Tattoo mit einem Motiv ihrer Lieblingsanime- und Mangaserie „One Piece“ von Tattoo-Artist eklips stechen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Große Bühnen werden von bekannten Moderatoren, Streamerinnen und Podcastern bespielt, schrille Stimmen geben begeisterte „Kawaii“-Laute von sich (japanisch für süß) und Spielefirmen zeigen erste Level aus ihren kommenden Games. In der dazugehörigen Polaris-App können Besucherinnen und Besucher über QR-Codes Punkte sammeln, um Preise freizuschalten – zum Beispiel Sticker von Susanne Daubner mit Jugendwort-Untertiteln wie „sus“. Um größere Preise abzugreifen, müssen die Besucherinnen und Besucher besonders fleißig scannen. Dafür ist aber noch bis Sonntag Zeit.

Polaris Convention 2024 11.10. bis 13.10., Tageskarten (So) für 39,00, Messehallen (U Messehallen), Tickets und Programm unter www.polaris-con.de

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