Themen: Interview mit Joachim Gauck +++ Die Bergedorfer Sternwarte muss bleiben +++ Polizeieinsätze am Drob Inn am Hauptbahnhof
Bezahlbarer Wohnraum fehlt
3. Oktober: „Es gibt zu wenig arbeitsfähige und arbeitswillige Bio-Deutsche“
Bei allem Respekt, Herr Gauck, Bio-Deutsche, was ist denn das für eine Wortschöpfung!? Und dann sind die offensichtlich noch etwas faul, und vermehren wollen sie sich auch nicht … Vielleicht könnten Sie Ihren, sicherlich noch vorhandenen, Einfluss darauf verwenden, dass für unsere jungen Menschen bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Wie kann es sein, dass z. B. ein junger, gut ausgebildeter Handwerker nicht die geringste Chance auf eine Wohnung hat. In den 1960/1970ern wurde sich an den Schulen für Chancengleichheit, gute Bildung für alle, unter anderem durch die Freiheit von Lehrmitteln, eingesetzt. Es wurde ins Bildungswesen investiert. Vielleicht wäre das auch mal ein Ansatz, eine gute Zukunft für künftige Kinder zu gestalten. Wenn man selbst top versorgt ist – bis ans Lebensende –, lässt es sich prima über andere urteilen …
Sabine Eggers
Am „Wahlvolk“ vorbei
Herr Gauck ist eine verdienstvolle Persönlichkeit mit einer lebenslangen DDR-kritischen Vergangenheit. Und genau das ist der Punkt. Wie jeder andere gegenwärtige mehr oder weniger prominente Verteidiger der (welcher und wessen auch immer) Demokratie meint er die Gründe zu kennen, die die Ostdeutschen bewegen, das zu tun, was sie tun oder nicht tun. Er meint, das Wahlvolk (ist das nicht schon diskriminierend?) mit rationalen (aha) Argumenten nicht mehr zu erreichen. Das ist diskriminierend! Es ist modern geworden, den Ostdeutschen eine gewisse Dummheit zu unterstellen, die sodann als Angst und Verunsicherung bezeichnet wird, also etwas völlig Falsches, Unnötiges, da wir ja „unsere“ Demokratie haben. Arroganter geht es nicht. Das Fass zum Überlaufen bringt allerdings der Satz eines ehemaligen evangelischen Pfarrers, er habe sich mit militärischen Fachleuten ausgetauscht und spreche sich für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern aus. Er hätte sich mal lieber mit dem „Wahlvolk“ austauschen sollen.
Udo Freiberg
Die Sternwarte ist wichtig
2. Oktober: Ende der Welterbe-Träume – und auch der Sternwarte selbst?
Die Hamburger Sternwarte in Bergedorf ist mitnichten ein „totes Denkmal, das einmal im Jahr für die Öffentlichkeit geöffnet wird“, wie es der Leserbriefschreiber suggeriert. Es gibt jeden Sonntag öffentliche Führungen, darüber hinaus Sonderführungen, öffentliche Vorträge und Beobachtungsabende sowie Sonderveranstaltungen wie z. B. das „Sternstunden-Festival“. Ein attraktives Café und das tagsüber frei zugängliche, parkartige Gelände sind weitere Anziehungspunkte. Nicht zuletzt wird hier weltweit konkurrenzfähige astrophysikalische Spitzenforschung betrieben. Mehr als 25.000 Besucher jährlich – trotz der abgelegenen Lage am Stadtrand – dokumentieren eindrucksvoll das öffentliche Interesse an der Sternwarte. Dabei wird die gesamte Öffentlichkeitsarbeit ehrenamtlich von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Studierenden der Sternwarte und Mitgliedern des Fördervereins in ihrer Freizeit bewältigt, die damit längst an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt sind. Bereits vor einigen Jahren hat die Sternwarte ein umfassendes Konzept zur wissenschaftlichen und öffentlichen Nutzung des Geländes ausgearbeitet, das in der Politik leider nur von einer zur anderen Behörde weitergeschoben wurde. Im Übrigen hat der Fachbeirat der Kultusministerkonferenz nicht die grundsätzliche Welterbewürdigkeit des einzigartigen Ensembles infrage gestellt, sondern vor allem den baulichen Zustand und die unzureichende Verantwortlichkeit seitens der politischen Verwaltungsstrukturen bemängelt. Schade, dass der Leserbriefschreiber sich nicht vorher sachkundig gemacht hat.
Dr. Matthias Hünsch, Förderverein Hamburger Sternwarte e.V.
Nur bedingt ein Vorbild
4. Oktober: Labor für die Stadt: Welche Zukunft ein Experte hier sieht
Die Philosophie von Wolfgang Timpe führt noch nicht weit genug. Zum einen bleibt beim Elbtower neben der Finanzierung auch das Problem, dass dessen neureiche und protzige Handschrift eine starke soziale Antithese zu den beiden benachbarten ärmeren Stadtteilen Rothenburgsort und Veddel bildet und damit die Gesellschaft im nicht unerheblichen Maße spaltet. Zum anderen besteht die eigentliche Schwäche der HafenCity, auch wenn neue Plätze wie der Strandkai mit dem Amphitheater gegenüber der Elbphilharmonie in der Tat sehr gelungen sind, wo man bei Sonnenschein sehr gut Bücher lesen und ausspannen kann, vor allem darin, dass die städtischen Planer viel zu wenig über den eigenen Tellerrand geschaut haben, um von ähnlichen Projekten wie etwa in Oslo zu lernen, wo das dortige Hafenareal als weitläufige Kunst- und Kulturmeile errichtet wurde mit kreativen Elementen wie insbesondere einem sehr gut von der Bevölkerung angenommenen Freiluftseebad, das sich ebenfalls für Hamburg anbieten würde. Deshalb taugt die Hamburger HafenCity nur bedingt als Vorbild für andere Quartiere, zumal hier bei der Gestaltung ebenfalls nur eine sehr geringe Bürgerbeteiligung stattgefunden hat, was auch ein wesentlicher Grund für die nur sehr geringen Grünflächen sein dürfte!
Rasmus Ph. Helt
Über den Tellerrand blicken
4. Oktober: Erschreckende Gründe für Polizeieinsätze am Drob Inn
Ja, meine Anteilnahme an der Szenerie um Drob Inn und Hansaplatz und dem Schicksal der betroffenen Drogenkranken, Trinker und Obdachlosen hält sich wahrlich in Grenzen! Meine Überlegungen beschäftigen mich insbesondere mit der Ursache all dieser Probleme: Ich gehe mal davon aus, dass Kinder bis ins Alter von etwa 12–14 Jahren mit Drogen und Alkohol nichts zu tun haben. Ausnahmen wird es natürlich geben, z. B. bei bereits drogen- und alkoholsüchtigen Eltern. Dass jemand unverschuldet in die Obdachlosigkeit rutschen kann, ist nachvollziehbar. Und ich gehe weiter davon aus, dass Kinder/Schulkinder ausreichend im Elternhaus wie auch im Schulunterricht (vielleicht sogar schon in der Kita?) vor den Gefahren von Drogen und Alkohol gewarnt und ausreichend informiert werden. Demnach halte ich es für schwer vorstellbar, dass junge Menschen unbedarft und ahnungslos in den Teufelskreis von Drogen und Alkohol geraten. Perspektivlosigkeit im Alltag und vor allem im Beruf mögen natürlich zudem eine Rolle spielen. Ob da die vom Senat angedachten Änderungen (Sitzelemente, Regenschutz, bessere Beleuchtung usw.) und sogar eine neue Einrichtung in unmittelbarer Nähe zum Drob Inn etwas zur Entspannung des Problems beitragen, reizt schon etwas zum Kopfschütteln! Natürlich habe ich keine Idee, wie das alles zu lösen und in den Griff zu bekommen ist; gibt es vielleicht auch gar nicht. Aber sollte die Stadt vermehrt nicht einmal über den Tellerrand auf andere vergleichbare Städte im In- und Ausland schauen?
Klaus Lang
Unübersichtlich
7. Oktober: „Am Klosterstern gibt es die schwersten Radfahrunfälle. An dem Kreisverkehr westlich der Alster wurden besonders viele Radler verletzt. Auch zwei Bereiche in der City sind sehr gefährlich“
Es wundert mich überhaupt nicht, dass es am Klosterstern so viele Unfälle mit Fahrradbeteiligung gibt. Das liegt weder an den Fahrradfahrern noch an den Autofahrern, sondern an der gehirnlosen Straßenführung in dem Bereich. Ich fahre mit meinen 79 Jahren nur noch Fahrrad und regelmäßig vom Eppendorfer Baum zur Rothenbaumchaussee. Beide Straßen haben komfortable Radwege ... bis kurz vor dem Kreisverkehr. Dort hört der Radweg urplötzlich auf, die Straße verengt sich vor dem Fußgängerüberweg auf eine schmale Fahrspur, und der Fahrradfahrer hat Glück, wenn die Autofahrer ihn gnädig auf „ihre“ enge Fahrspur lassen. Zudem ist dort auch noch die Bushaltestelle, die das Geschehen noch unübersichtlicher macht. Das stößt mir schon seit Jahren übel auf, und diese unfallträchtige Stelle sollte schleunigst verändert werden.
Dorothea Sieveking
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