Hamburg. Durch einen Fehler beim beliebten Kartendienst werden derzeit viele Nutzer über die Dörfer geschickt – und stranden vor gesperrten Auffahrten.

Eine Reise auf der A1 nach Bremen ist schon in normalen Zeiten nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig. In diesen Tagen aber ist alles noch deutlich schwieriger. Denn seit mehreren Tagen spielt Google Maps verrückt. Am heutigen Donnerstag meldet die Navigationsapp beispielsweise eine Straßensperrung der A1 in Stuckenborstel. So leitet Google Maps Autofahrer in Bockel ab und in Posthausen wieder auf die Autobahn. So verlängert sich die Fahrt um rund eine halbe Stunde. Das Problem: Die Autobahn ist gar nicht gesperrt.

Schon seit Tagen geht das so. Tausende Autofahrer verlassen sich auf Google Maps – und sind verlassen. Einige Betroffene meldeten sich inzwischen beim Abendblatt. Einer von ihnen ist John Will, der am Dienstagabend Gast bei den Kreuzfahrt-Guide-Awards im Hamburger Opernloft war. Seine Rückreise in die Weserstadt wurde zur Odyssee.

Google Maps schickt die Nutzer über die Dörfer – obwohl die Autobahn frei ist

Die Fahrt dauerte dank Google deutlich länger als geplant – und als nötig. „Schon auf dem Weg zum Elbtunnel gab es mehrere Sperrungen, die Google nicht angezeigt hat“, sagt er. Doch richtig schlimm wurde es, als er auf der Autobahn ankam. Direkt nach dem Verlassen der A7 empfahl die Navigationsapp wegen einer angeblichen Sperrung, die Autobahn 261 zu verlassen.

Google Maps Route Hamburg-Bremen 26.09.24
Wer sich derzeit auf Google Maps verlässt, der ist verlassen. Eine Sperrung der Autobahnauffahrt wird als Autobahnsperrung ausgegeben. © privat | Privat

„Ich fand mich wieder auf Straßen ohne Fahrbahnmarkierungen. Ich bin durch Wohnstraßen mit Fahrbahnverengung geführt worden, vorbei an Bauernhöfen. Es wirkte wie eine Tour zum Drehbuch von ‚Neues aus Uhlenbusch‘.“ Und Will war nicht allein: „Vor mir waren viele andere auf Google hereingefallen“, sagt er weiter. Da er an seiner Navigation zu zweifeln begann, bat er seine Frau die Route zu checken – doch sie überprüfte sie per Google Maps. Und kam natürlich zur selben Erkenntnis. Im weiteren Verlauf wurde Will noch einmal über die Dörfer geschickt. Statt um eine Stunde, verlängerte sich die Reise für Will auf zwei Stunden und 20 Minuten.

Google Maps macht schon seit einigen Tagen auf der A1 Probleme

Am Mittwoch setzten sich die Probleme mit der App fort – am Vormittag vermeldete Google Maps zwei virtuelle A1-Sperrungen, die viele Nutzer in die Irre leiteten. Tatsächlich gesperrt aber waren nur die Autobahnauffahrten. Besonders skurril – eine der Umleitungen führte genau auf eine der gesperrten Auffahrten, auf dem Weg dorthin präsentierte sich eine fast leere Autobahn. Der Umweg kostete die Google-Maps-Nutzer rund 20 Kilometer und eine halbe Stunde zusätzlicher Fahrtzeit. Erschwerend kam hinzu: Durch das vermehrte Verkehrsaufkommen mussten die Autofahrer an den Ampeln lange warten.

Die Autobahn GmbH erfuhr über die Abendblatt-Anfrage vom Problem. „Es ist nicht Aufgabe der Autobahn GmbH, aktuelle Routenempfehlungen von Navigationsdienstleistern zu verfolgen“, sagt Michael Wendt von der Autobahn-GmbH-Niederlassung Nordwest. Es gebe auch keine Empfehlung für oder gegen einen Navigationsanbieter. Allerdings komme es immer mal wieder zu fehlerhaften Informationen.

Autobahn GmbH rät, auch andere Quellen zu nutzen

Der Experte empfiehlt, die kostenlose Autobahn-App zu nutzen. Sie biete zwar keine eigenständige Navigation, aber einen „Routencheck“ mit Meldungen entlang der gewählten Strecke. Zudem hilft ein Blick auf die Baustellenkarte der Website www.autobahn.de. Das aktuelle Verkehrsgeschehen auf der A1 bildet die Verkehrsmanagementzentrale Niedersachsen auf ihrer Website ab.

Wendt rät, im Fall von Autobahnsperrungen stets den blau ausgeschilderten Bedarfsumleitungen zu folgen. Anders als manche Routenempfehlungen sind diese Strecken in Breite und Tragfähigkeit auf den Umleitungsverkehr ausgelegt.

Navigationssysteme führen Nutzer auf ungeeignete Wohnstraßen

„In Einzelfällen kann es vorkommen, dass die Autobahn mittels Schildern ausdrücklich die Nutzung einer bestimmten Umleitung empfiehlt“, sagt er. „Diese Empfehlung sprechen wir beispielsweise aus, wenn uns bekannt ist, dass Navigationsgeräte den Verkehr über ungeeignete Straßen führen oder durch Wohngebiete. Zur eigenen Sicherheit und zur Sicherheit der Anwohnenden sollte diesen Empfehlungen gefolgt werden.“

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Das für den Kartendienst verantwortliche Unternehmen wollte die konkrete Anfrage des Abendblatts nicht beantworten. „Nach Rücksprache mit Google teilen wir Ihnen mit, dass Google leider nicht auf Einzelfälle eingehen kann“, hieß es bei der betreuenden Agentur. Ein Google-Sprecher sagte: „Google ist bemüht, Google Maps so aktuell wie möglich zu halten und Nutzerinnen und Nutzern korrekte Informationen anzuzeigen. Sollten Nutzerinnen und Nutzer trotzdem fehlerhafte Informationen auf Google Maps entdecken, können sie diese jederzeit direkt innerhalb von Google Maps mithilfe des Feedback-Buttons melden.“

Was Google zu den Fehlern sagt

Die Daten in Google Maps stammen aus einer Vielzahl von Quellen, darunter kommerzielle Datenunternehmen, öffentlich zugängliche Quellen und in einigen Fällen von Partnern wie lokalen Verwaltungen. Dabei nutzt der Anbieter auch künstliche Intelligenz. Zudem sollen „Datenverarbeitungsteams“ Bilder und Daten miteinander vergleichen und Fehler beheben.

Die Fehlleitung auf der A1 zeigt aber die Grenzen der Apps auf. Für John Will ist die Sache klar: „Auf Google Maps werde ich mich nicht mehr blind verlassen.“