Themen: Elbchaussee: Polizei stoppt Bau des Radwegs +++ Sietas-Kräne unter Denkmalschutz +++ Deutschlandticket: nächstes Jahr 58 Euro
Bedenken sind richtig
Die Bedenken sind völlig richtig: Das Autofahren ist unangenehm, das Radfahren lebensgefährlich. Dabei liegt die Lösung sehr nahe: Auf diesem Abschnitt der Elbchaussee vor Blankenese gibt es so gut wie keine Fußgänger, da diese durch den Park oder unten an der Elbe gehen. Also einfach den überbreiten Fußweg für Radfahrer in beide Richtungen öffnen - mit Schildern „Fußgänger haben Vorrang“.
Thorsten Schima
Ohne Ortskenntnisse
Ich habe 45 Jahre in der Hamburger Verwaltung gearbeitet und während meiner letzten rund zehn Berufsjahre darüber gestaunt, wie viel Wissen und Ortskenntnisse der Mitarbeiter beim Eintritt in die Rente oder den Ruhestand verloren gingen, weil sich Kollegen wie auch Führungskräfte nicht darum gekümmert hatten, dieses Wissen weiterzugeben und zu erhalten. Was sich die Verkehrsbehörde unter dem „Fahrrad-Senator“ jetzt aber geleistet hat – und in diesem Fall tritt es wirklich überdeutlich zutage –, ist, dass offenbar nur noch am Schreibtisch und mit digitalisierten Planunterlagen gearbeitet wird. Wie einfach wäre es gewesen, wenn sich ein oder zwei Mitarbeiter mit Zollstock und Maßband bewaffnet auf die Elbchaussee begeben hätten, um die analoge Realität auf die Machbarkeit der Überlegungen zu überprüfen. Aber das hätte ja dummerweise auch Kenntnisse der StVO vorausgesetzt. Armes Hamburg! Armes Deutschland!
Manfred Christen, Tornesch
Auf ganzer Linie versagt
Radverkehrsanlagen an der Elbchaussee westlich von Teufelsbrück ohne Grunderwerb waren ein märchenhaftes Versprechen – in dem Sinne, hier könne Stroh zu Gold gesponnen werden. Wenn die Polizei sich jetzt auf Fehler im Plan beruft, ist das unglaubwürdig. Wer da einmal gefahren ist, weiß, dass die Straße inklusive der Gehwege zu schmal ist. Der einzige Vorteil eines Schutzstreifens könnte sein, dass Radfahrer vor der Kreuzung mit der Manteuffelstraße am Stau vorbeifahren können, wenn die Kfz neben dem Schutzstreifen stünden. Das ist aber wegen der zu geringen Fahrbahnbreite unmöglich. Radfahrer zu überholen wird durch den Schutzstreifen nicht einfacher oder schwerer, da in jedem Fall ein Seitenabstand von 1,50 Metern einzuhalten ist. Radfahrer haben mit der Manteuffelstraße oder dem Weg am Elbufer auch bessere Optionen als die Elbchaussee. Ich schätze die neue Radverkehrspolitik des Senats sehr, aber hier haben die Planer auf ganzer Linie versagt und ihre Glaubwürdigkeit leichtsinnig verspielt. Die Elbchaussee musste erneuert werden, sodass kaum Geld verschwendet wurde. Aber dieser Vorwurf wird kommen. Und die politische Energie, die hier verpufft, hätte der Senat besser in einen Radweg am Elbufer vor Övelgönne gesteckt.
Frank Bokelmann
Abschnitt ist gefährlich
Es ist gut, dass die Polizei nachgemessen hat, denn der Abschnitt in Nienstedten ist in der Tat gefährlich, wenn der 1,50-Meter-Abstand zum Fahrradweg eingehalten werden soll. Man fragt sich ohnehin, warum der Fahrradweg in diesem Abschnitt nicht auch auf den Fußweg verlegt wurde, so wie ca. zwei Kilometer vorher. Fußgänger sind hier selten unterwegs und können auch die andere Straßenseite benutzen. Es ist der ständige Wechsel des Fahrradweges der nervt, was man sicherlich besser hätte machen können. Die Forderung des ADFC, mal wieder Tempo 30 einzurichten, löst das Problem nicht.
Sebastian H. Lohmer
Keine Perspektive für Gelände
Ein paar abgerockte Werftkrane inmitten von Apfel- und Kirschbäumen werden zum Industriedenkmal erklärt. Besser hätte nicht dokumentiert werden können, was eines der aktuellen Probleme in Deutschland ist. Wir trauern um die ruhmreiche Vergangenheit und blockieren damit auch noch die Zukunft. Für jedwede Neunutzung des alten Werftgeländes stehen die Krane nun im Weg, und jeder Neunutzer hat mit dem Denkmalschutzamt eine weitere Behörde, mit der er sich herumschlagen muss. Dass es Sietas nicht mehr gibt, ist tragisch (ich selbst war dort während des Studiums Praktikant). Der Schmerz lässt sich aber nicht dadurch abmildern, indem nun ein paar rostige Übrigbleibsel zum Denkmal erklärt werden. Im Gegenteil: Es wird dringend eine Perspektive für das Gelände benötigt, dass für den Bau heutiger Schiffsgrößen allerdings denkbar ungeeignet ist. Der hohe und angeblich das Stadtbild prägende Jucho-Portalkran war übrigens ein Geschenk der damaligen HDW-Werft in Kiel, die ihn unbedingt loswerden wollte.
Dr. Ulrich Malchow, Hamburg
Befördert den Tourismus
Nun ist das Geschrei wieder groß! Überall Empörung, weil das Deutschland-Ticket jetzt 58,00 Euro kosten soll. Aber ist denn der Staat und der Steuerzahler dafür zuständig, das Freizeitverhalten seiner Bürger zu finanzieren? Sicherlich ist es sinnvoll, den ÖPNV zu moderaten Preisen anzubieten. Und da wäre noch viel zu tun, um weitere Pendler und sonstige Pkw-Fahrer zum Umstieg zu motivieren. Aber reicht es da nicht, in den Nahverkehrs-Bereichen ein attraktives Angebot zu leisten? Bedarf es dazu, als „Sahnehäubchen“, ein bundesweit geltendes Ticket anzubieten? Machen wir uns nichts vor: Dieses bundesweite Angebot befördert in erster Linie den Tourismus, also das Freizeitverhalten. Das Geld, das den Verkehrsmitteln oder dem Staat durch diesen Ticket-Preis fehlt, wäre als Investition in die Verkehrsmittel besser genutzt. Stattdessen findet eine weitere Überforderung der ohnehin schon maroden Verkehrsinfrastruktur statt. Jetzt also 58,00 Euro, und der nimmersatte Verbraucher meckert schon wieder.
Gerd Weedermann, Hamburg
Legitimität fehlt
Die Berichterstattung über das nunmehr um 9 Euro verteuerte Deutschlandticket versäumt jegliche Diskussion über die Legitimität dieser massiven Subvention mit Steuergeldern. Die ursprüngliche Motivation war die Verlagerung von Autoverkehr auf die Schiene mit deutlichen CO₂-Einsparungen. Studien haben inzwischen jedoch nachgewiesen, dass ein solcher Verlagerungseffekt selbst beim anfänglichen 9-Euro-Ticket kaum (vier Prozent) stattgefunden hat. Es ist also in erster Linie zu großen Mitnahmeeffekten gekommen durch Pendler und Reisende in städtischen Regionen. Dieser Milliarden-Subventionen mögen ja Bevorteilte beglücken, was aber noch lange keine plausible Rechtfertigung ist für einen weiteren Ausbau des Sozialstaates.
Johann Lindenberg
Das hat sich gelohnt!
Da sage einer, dass die Wirtschaft nicht lernfähig und bereit ist, neue Wege zu gehen. Im Rathausquartier wurde so gut wie alles umgesetzt, was heute moderne Gestaltung des öffentlichen Raumes ausmacht. Eine Straße wurde zur Fußgängerzone umgewidmet, alle Straßen des Quartiers wurden aufgehübscht und wo immer es geht die Randbereiche möbliert. Dass die Pkw-Stellplätze drastisch reduziert, dafür aber erheblich mehr Fahrradstellplätze geschaffen wurden, war entscheidender Teil des Konzepts, wie auch die Begrünung des Quartiers. Das alles wäre nicht möglich gewesen, wenn sich die Grundeigentümer nicht zu einem BID zusammengeschlossen und tief in die Tasche gegriffen hätten, um die Neugestaltung und Aufwertung des Rathausquartiers zu ermöglichen. Schon heute ist sicher, dass sich die Investitionen lohnen und dafür sorgen werden, dass das Quartier aus seinem Schattendasein trotz zentraler Lage herausgeholt wird.
Günter Dorigoni, Hamburg
Schreiben Sie uns gerne an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Hamburger Abendblatt, 20445 Hamburg. Von den vielen Leserbriefen, die uns erreichen, können wir nur einen kleinen Teil veröffentlichen. Teilweise müssen wir kürzen, um möglichst viele Meinungen zu veröffentlichen. Mit Ihrer Einsendung erlauben Sie uns, alle Inhalte und Ihre Kontaktdaten an die zuständigen Redakteurinnen/Redakteure und/oder an externe Autorinnen/Autoren weiterzuleiten. Sollte eine Weiterleitung Ihrer Kontaktdaten und ein Dialog mit uns nicht gewünscht sein, bitten wir um Mitteilung. Einsendungen werden sowohl in der gedruckten Ausgabe sowie den digitalen Medien vom Abendblatt veröffentlicht und geben ausschließlich die Meinung der Einsender wieder. Veröffentlichte Leserbriefe finden Sie auch auf abendblatt.de/leserbriefe.